Turtle Beach Impact 100 im Test: Mechanisch geht nicht mit Gummiglocken
2/3Äußerlichkeiten
Weitere äußerliche Ausstattungsmerkmale sind im Bereich der qualitativen Umsetzung zu suchen. Hier überzeugt die Impact 100 zumindest auf den ersten Blick. Die matte Oberschale mit leicht strukturierter Oberfläche ist unempfindlich gegenüber Schmutz und Verunreinigungen; Eigenschaften, die sich dem Unterteil des Gehäuses nicht in gleichem Maße bescheinigen lassen, zum verlangten Kurs aber zu erwarten wären. Gerade beim Umsetzen der Tastatur besteht auch in diesem Bereich die Gefahr von Berührungen.
Auch in anderen Bereichen bietet die Feinabstimmung des an sich gelungenen Gehäuses Grund für Kritik. Generell hat sich Turtle Beach für eine ortsfeste Abstimmung der Rutschelemente entschieden, sodass die Tastatur zum Verschieben über größere Distanzen angehoben werden sollte. Konsequenterweise sind die Hochstellfüße daher ebenfalls mit gummierten Auflageflächen versehen, jedoch nicht ausreichend versteift – wird das Gehäuse vom Nutzer weggeschoben, knicken die Stellhilfen schnell ungewünscht um.
Der Kabelkanal auf der Unterseite des Chassis bleibt ebenfalls nicht ohne Tadel. Als problematisch in der Handhabung erweist sich an dieser Stelle das Zusammenspiel von Kabeldicke und Kabelklemmen: Die Datenleitung lässt sich von Hand ohne Nutzung eines Stifts oder Schraubendrehers nicht in der gedachten Position arretieren.
Eine Besonderheit der Impact 100 sind die Tastenkappen aus PBT-Kunststoff (Polybutylenterephthalat). Gegenüber dem ansonsten verwendeten Acrylnitril-Butadien-Styrol (ABS) zeichnet sich der teurere Werkstoff durch seine höhere Haltbarkeit aus. Tastenkappen auf dieser Grundlage sind nicht nur etwas schwerer, sondern weisen weit weniger Abrieb auf. Während ABS-Tastenkappen bereits nach kurzer Zeit eine glänzende Oberfläche zieren kann, tritt dieser Effekt mit PBT-Varianten erst weit später und deutlich schwächer in Erscheinung. Die bei Zubehör-Sets oftmals anzutreffende erhöhte Wandstärke dieser Kappen spart sich Turtle Beach allerdings.
Beschriftet werden die Tastenkappen im „Laser-engraving“-Verfahren. Hierbei werden die gewünschten Zeichen aus dem Material ausgeschnitten und anschließend aufgefüllt. Obwohl es sich um ein langlebiges Verfahren handelt, verändert sich die Farbe des „Infills“, sobald Flüssigkeiten respektive Fett in das Material eindringen. Dieser Prozess lässt sich nicht ohne Weiteres vermeiden, sondern nur hinauszögern. Durch die Wahl eines leicht gräulichen Farbtons reduziert Turtle Beach immerhin den entstehenden Kontrast zwischen häufig und selten genutzten Kappen.
Alltagserfahrungen
Auch wenn Turtle Beach eine Hybridtastatur ankündigt, nutzt die Impact 100 gewöhnliche Rubberdome-Technik. Hierbei werden Signale ausgelöst, indem zwei durch eine Kunststoffschicht getrennte Leiterfolien über eine Gummiglocke, welche die Charakteristik der Taster bestimmt, zusammengepresst werden. Dieses Verfahren ist zwar günstig und flexibel, leidet aber unter Alterungsprozessen des Gummis, weshalb sich die Charakteristik der Schalter mit zunehmender Lebensdauer verändern kann.
Neither mechanical, nor traditional membrane this hybrid uses smart guided keycap sleeves to emulate the sensation of a real mechanical keyboard, but at a fraction of the cost.
Turtle Beach
Was die Variante von Turtle Beach von der üblichen Umsetzung abhebt, ist das „Schaltergehäuse“. Anstatt Stempel und Tastenkappe zu einer Einheit zu verbinden, kommt hier wie bei mechanischen Tastaturen ein „Slider“ mit Kreuzaufnahme zum Einsatz, der – ausgenommen die verkürzte Leertaste mit abweichender Stabilisierung – die Verwendung von Tastenkappen aus dem für Cherrys MX-Modelle gedachten Zubehörangebot erlaubt. Das Konstruktionsprinzip lässt konzeptionell an Topre-Taster denken, ohne aber deren Präzision zu erreichen.
Darüber hinaus verwischt Turtle Beach den Druckpunkt durch eine etwas weichere Akzentuierung leicht. Der Widerstand nach Eindrücken der Gummiglocke fällt dabei nicht stark ab, sondern reduziert sich lediglich spürbar. Diese Beschaffenheit ist nicht unangenehm und wird von vielen Nutzern als Eigenheit von Rubberdome-Tastaturen durchaus geschätzt, ist aber von der Präzision und dem Feedback echter mechanischer Tastaturen weit entfernt.
Die Verwendung von Schlitten zum Herunterdrücken der Glocken erbt von mechanischen Tastern lediglich die Eigenheit beweglicher Tastenkappen, die in vier Richtungen etwas Spiel aufweisen. Trotz aller Imitationskünste müssen Tasten bei der vorliegenden Umsetzung bis zum Anschlag nach rund 3,5 mm Wegstrecke bei einem Kraftaufwand von etwa 55 Gramm gedrückt werden, um eine sichere Signalübertragung zu gewährleisten. Der nicht unübliche Sporn auf der Innenseite der Domes verhindert lediglich, dass zu diesem Zweck erheblicher Kraftüberschuss eingesetzt werden muss. Auch die von Turtle Beach suggerierte Einzigartigkeit können die Taster schwerlich in Anspruch nehmen, finden sie sich doch auch in Produkten von Tt eSports.
Die Verarbeitungsqualität wird der anvisierten Preisklasse gerecht. Verklebte Leiterfolien erleichtern mit der Fixierung sämtlicher Bauteile und -elemente die (Re-)Montage, während eine mit der Oberschale verschraubte Metallplatte Tastatur und Taster stabilisiert. So gewinnt das Chassis an Stabilität, während das Tippgefühl durch die Reduktion von Vibrationen qualitative Verbesserungen verzeichnen kann. Das in der Produktbeschreibung angekündigte „braided cable“, welches in der Übersetzung vom Hersteller als „geflochtenes Kabel“ bezeichnet wird, glänzt jedoch durch Abwesenheit. Statt mit einer Stoffummantelung ist die Datenleitung mit einer einfachen Kunststoffhülle versehen. Ebenfalls auf der Verpackung angepriesen wird ein Key-Rollover von 30: Obwohl Tastaturen auf Rubberdome-Grundlage fast immer nur das gleichzeitige Betätigen von zwei Tasten garantieren, verschiebt Turtle Beach diese Untergrenze auf 30 Eingaben.
Wie mittlerweile fast alle Spieletastaturen, ermöglicht auch die Impact die Deaktivierung der Windows-Tasten. Die Umsetzung ist jedoch bestenfalls mäßig durchdacht: Um die Funktion zu nutzen, müssen beide Taster gleichzeitig für eine Dauer von zwei Sekunden betätigt werden. Bei der Aktivierung des Features überträgt die Tastatur also eine Eingabe, weshalb sich die Funktion aus Spielen heraus nicht sinnvoll nutzen lässt. In Desktop-Umgebungen ist der unvermeidliche Aufruf des Startmenüs lediglich störend. Für den häufigen Gebrauch disqualifiziert sich der Modus trotzdem. Dass Turtle Beach zudem nicht einmal Medienverknüpfungen anbietet, die mittlerweile zur absoluten Standardausstattung von Tastaturen gehören, erscheint der Preisklasse wenig angemessen.