Richard Stallman: Vor 30 Jahren erschien das GNU-Manifest
Das GNU-Manifest von Richard Stallman definierte 1985 die Grundlagen für das GNU-Projekt. Die Abkürzung GNU steht für „GNU ist nicht gleich Unix“. Stallman wollte mit GNU ein freies Gegenstück zum seit 1981 kommerzialisierten Unix entwerfen.
Unix wurde ab August 1969 in den AT&T Bell Laboratories maßgeblich von Ken Thompson und Dennis Ritchie entwickelt. Bis 1981 unterlag Unix keiner Lizenz. Das änderte sich, als AT&T 1982 aufgespalten wurde. Bald schon wurde Unix verkauft, ohne den Quellcode mit auszuliefern. Viele Studenten und Entwickler waren maßlos enttäuscht, veränderte dies doch drastisch die freie Atmosphäre, in der bisher die Entwicklung von Unix ihren Lauf nahm. Darunter war auch Richard Stallman, ein junger Entwickler am MIT Artificial Intelligence Laboratory.
Stallman störte sich an der beginnenden Überflutung mit proprietärer Software, die er in seinem Labor selbst erfuhr, als er versuchte, einem Xerox-Drucker einen Patch zu verpassen, der bei Papierstau einen Alarm auslösen sollte. Er kam zu der Überzeugung, das Hacker-Ethos bewahren zu müssen, das er am MIT kennengelernt hatte und das intellektuelle Neugier, Korpsgeist und Spaß am Hacken über Profit stellte.
Auf zwei Mailinglisten regte Stallman 1983 eine Alternative zu Unix an und versuchte Spenden für die Verpflichtung von Entwicklern zu sammeln. Ab 1985 formulierte er seine Ideen und Ziele im GNU-Manifest (PDF). Oberstes Ziel war es, eine Basis von Programmen und Werkzeugen zu erstellen, die es Stallman und der Öffentlichkeit ermöglichen würden, ihre Aufgaben als Computeranwender ohne Einsatz proprietärer Software zu absolvieren. Als Endergebnis sollte ein freies Betriebssystem entstehen, dessen Freiheit man zu erhalten und zu verteidigen in der Lage wäre. Das GNU-Manifest zeigte bereits die Kompromisslosigkeit, für die Stallman heute noch bekannt ist und von vielen Seiten kritisiert sowie verehrt wird.
Bei Software kontrolliert entweder der Anwender die Software oder die Software kontrolliert den Nutzer.
Richard Stallman
Stallman ist unumstößlich überzeugt, Software müsse frei sein. Dabei meint „frei“ in erster Linie offen im Sinne von frei verfügbarem Quellcode und erst an zweiter Stelle kostenfrei. Kurz nach der Veröffentlichung seines Manifests gründete er die Free Software Foundation, deren Präsident er bis heute ist.
Ein eigenes Betriebssystem wurde aus GNU nicht, ein freier Kernel dazu wurde nie fertiggestellt. Linus Torvalds lizenzierte 1992 Linux unter der GNU GPL, so dass der Kernel in GNU integriert wurde. Die GNU Toolchain bildet mit vielen wichtigen Werkzeugen noch heute die Grundlage der Linux-Entwicklung. Dazu zählen neben der GNU Compiler Collection GCC auch GNU Make, Autotools und der GNU Debugger.