Biometrie: Smartphones mit dem Ohr oder der Faust entsperren
Bisherige Biometrie-Systeme in Smartphones setzen auf einen separaten Sensor oder die Kamera zur alternativen Authentifizierung von Nutzern. Die „Bodyprint“ benannte Methode von Forschern der Yahoo Labs hingegen nutzt den kapazitiven Bildschirm der Mobiltelefone, um diese zu entsperren oder andere Aktionen freizuschalten.
Die Displays erreichen zwar nur eine geringe Abtastrate von rund 6 DPI gegenüber herkömmlichen Lösungen wie Apples Touch-ID-Sensor mit 500 DPI, allerdings mache die Größe der Fläche den entscheidenden Unterschied. Bodyprint setzt nämlich nicht auf feine Fingerabdrücke oder die Abbildung des ganzen Gesichts durch eine Kamera, sondern auf Ohr, Faust, Fingerknöchel, Handfläche oder mehrere Finger, die den Touchscreen berühren. Die Software bezieht entsprechend nicht einfach nur die zweidimensionalen Positionsdaten der Eingabe vom verantwortlichen Sensor-Chip, sondern erstellt daraus eine Abbildung.
Im Versuch mit zwölf Testpersonen habe Bodyprint die Körperteile mit einer Genauigkeit von 99,98 Prozent zuordnen können. Nutzer hätten zu 99,52 Prozent identifiziert werden können, wobei die Falschrückweisungsrate zur Vermeidung der sogenannten „false positives“ bei 26,82 Prozent gelegen habe. Am besten hätten Ohren als Erkennungsmerkmal abgeschnitten, mit denen sich eine Präzision von 99,8 Prozent bei der Erkennung erreichen ließ, wobei eine Falschrückweisungsrate von 7,8 Prozent zu Stande kam.
Die Software ist derzeit auf zwei Anwendungsfälle ausgelegt, wie die Forscher auch in einem Video demonstrieren: Zum Einen wird bei einem eingehenden Anruf der Nutzer durch das Andrücken seines Ohres an das Telefon zum Entgegennehmen authentifiziert. Zum Anderen kann das Öffnen vertraulicher Dokumente abgesichert werden, wenn beispielsweise zwei Personen nach dem Vier-Augen-Prinzip gleichzeitig darauf zugreifen sollen, wofür die Handfläche als Erkennungsmerkmal dient.
Einer der großen Vorteile der neuen Technik soll laut den Yahoo-Forschern der potenzielle Verbreitungsgrad sein: Während beispielsweise die eher kostspieligen Fingerabdrucksensoren lediglich in High-End-Modellen verbaut werden und so auf einen Marktanteil von lediglich etwa 15 Prozent kämen, könnte „Bodyprint“ auf allen Smartphones mit kapazitivem Bildschirm funktionieren und so 75 Prozent der im Umlauf befindlichen Geräte erreichen.