Cyber-Sicherheit: Weiterer Hacker-Angriff auf belgische Medien
Infolge eines Cyber-Angriffs war die Online-Ausgabe der belgischen Zeitung Le Soir gestern Abend erneut für einige Minuten offline. Dieser Vorfall war allerdings nicht so schwerwiegend wie die Attacke am Sonntag, die wenige Tage nach dem Hacker-Angriff auf den Pariser Fernsehsender TV5 Monde für Aufsehen sorgte.
Laut Didier Hamann, dem Chef von Le Soir, war der Online-Auftritt gestern Abend gegen 19 Uhr lediglich für fünf bis sechs Minuten nicht zu erreichen. Dabei habe es sich allerdings um eine „Vorsichtsmaßnahme“ gehandelt. So sei die Webseite zwar mit einer außergewöhnlich hohen Anzahl von Anfragen konfrontiert worden, doch man habe nicht feststellen können, dass die Angreifer in die Systeme eingedrungen sind.
Zudem habe der Vorfall nicht das Ausmaß vom Sonntagabend gehabt, als mehrere Online-Auftritte von der belgischen Mediengruppe Rossel – zu der auch Le Soir zählt – für mehrere Stunden lahmgelegt wurden. Hamann hatte noch am Sonntag erklärt, dass der Online-Auftritt zwar öfters von Hackern angegriffen werde. Doch in diesem Fall hätte die Firewall nicht funktioniert. Daher habe man die Webseiten sicherheitshalber aus dem Netz genommen. So sollte verhindert werden, dass die Angreifer womöglich die Kontrolle über die Web-Angebote übernehmen und etwa Propagandabotschaften platzieren.
Keine Hinweise auf die Hacker
Unklar ist nach wie vor, wer für die Angriffe verantwortlich ist. Allerdings hieß es noch am Montag, es würden keine Hinweise vorliegen, dass diese im Zusammenhang mit dem Hacker-Angriff auf den Pariser Fernsehsender TV5 Monde stehen. Jener hatte in der letzten Woche weltweit für Aufsehen gesorgt, nachdem sowohl der Sendebetrieb als auch der Internetauftritt von TV5 Monde für mehrere Stunden ausgefallen sind. Zu den Angriffen bekannten sich Hacker von der Terrororganisation „Islamischer Staat“.
Derweil wurde auch auf politischem Terrain auf die Hacker-Angriffe reagiert. So erklärte EU-Digitalkommissar Günther Oettinger im Interview mit der Welt, dass derzeit eine europäische Richtlinie zur Netz- und Informationssicherheit erarbeitet werde. Ähnlich wie das IT-Sicherheitsgesetz der Bundesregierung soll die EU-Richtlinie eine Meldepflicht für Cyber-Angriffe enthalten, da viele Angriffe auf Staaten und Unternehmen bislang nicht entdeckt oder verschwiegen werden.
Die gesammelten Informationen über Cyber-Angriffe und IT-Sicherheitslücken sollen dann an einer zentralen Stelle gespeichert und zwischen den Mitgliedsstaaten ausgetauscht werden. „Das hat den Zweck, dass Hacker nicht dieselbe Methode zwei-, drei- oder viermal anwenden können, weil sie so lange unentdeckt bleiben“, so Oettinger. Solch ein Verfahren ist allerdings äußerst umstritten, wie etwa auch die Kritik an dem deutschen Vorbild zeigt.
Wann diese Richtlinie beschlossen wird, lasse sich allerdings noch nicht prognostizieren. Oettinger hofft, dass die EU noch vor der Sommerpause deutliche Fortschritte verzeichnet.