Leder-Smartphone ausprobiert: Das LG G4 ist das letzte Flaggschiff mit Wechselakku

Nicolas La Rocco
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Leder-Smartphone ausprobiert: Das LG G4 ist das letzte Flaggschiff mit Wechselakku

LG hat soeben das G4 als neues Flaggschiff des Unternehmens vorgestellt. Anstatt auf Metall und Glas setzt LG auf Kunststoff oder auf eine extravagante Variante mit Rückseite aus Leder. Im Gegensatz zu Samsung hat sich LG beim neuen Modell gegen den Wegfall des erweiterbaren Speichers und austauschbaren Akkus entschieden.

Der beim neuen Modell in jeder Version des Smartphones 32 Gigabyte große interne Speicher kann durch bis zu zwei Terabyte große microSD-Karten erweitert werden. Die Nennladung des Akkus liegt nach wie vor bei 3.000 mAh, über das bereits dem G Flex 2 beigelegte Netzteil bietet das G4 eine Schnellladefunktion, die den Akku innerhalb von 30 Minuten auf 50 Prozent aufladen soll. Das G4 soll laut LG „einen kompletten Tag ohne Probleme“ durchhalten, Angaben in Stunden liegen noch nicht vor.

LG G4
LG G4

Herzstück des G4 ist nicht etwa der im G Flex 2 oder auch im One M9 von HTC verbaute Snapdragon 810, der viel Kritik für seine Temperaturentwicklung einstecken musste, sondern der ebenfalls in 20 nm gefertigte Snapdragon 808. Im Gegensatz zum Snapdragon 810 bietet dieser nicht jeweils vier Cortex-A53 und Cortex-A57, sondern nutzt von letzterer CPU lediglich zwei Kerne. Die maximale Taktrate liegt mit 1,8 GHz ebenfalls unterhalb der des Cortex-A57-Verbundes im Snapdragon 810.

Snapdragon 808 Exynos 7420 Snapdragon 810 Tegra K1 Tegra K1 Denver Apple A8
Fertigung 20 nm HPM 14 nm FinFET 20 nm HPM 28 nm HPM 20 nm HKMG
CPU ARM Cortex-A57
2 Kerne
bis zu 1,8 GHz
+
ARM Cortex-A53
4 Kerne
bis zu ?,? GHz
ARM Cortex-A57
4 Kerne
bis zu 2,1 GHz
+
ARM Cortex-A53
4 Kerne
bis zu 1,5 GHz
ARM Cortex-A57
4 Kerne
bis zu 2,0 GHz
+
ARM Cortex-A53
4 Kerne
bis zu 1,6 GHz
ARM Cortex-A15
4 Kerne
bis zu 2,3 GHz
Denver
2 Kerne
bis zu 2,5 GHz
Cyclone 2
2 Kerne
bis zu 1,4 GHz
Befehlssatz ARMv8-A 64-Bit ARMv7-A 32-Bit ARMv8-A 64-Bit
GPU Adreno 418
bis zu 600 MHz
Mali-T760 MP8
bis zu 772 MHz
Adreno 430
bis zu 600 MHz
GK20A Kepler
bis zu 852 MHz
PowerVR GX6450
bis zu 450 MHz
RAM LPDDR3
Dual Channel
933 MHz
12,8 GB/s
LPDDR4
Dual Channel
1.600 MHz
25,6 GB/s
LPDDR3
?
?
17,0 GB/s
LPDDR3
?
?
?
LPDDR3
Single Channel
1.600 MHz
12,8 GB/s

Die Veränderung am SoC betrifft auch die GPU, wo mit der Adreno 418 ein etwas schwächeres Modell zum Einsatz kommt. Hier wird sich zur Markteinführung Anfang Juni zeigen müssen, ob die GPU auch der Adreno 420 aus dem Snapdragon 805 unterlegen sein wird. Beim kurzen Ausprobieren vor Ort kam es zumindest nicht zu Rucklern des Betriebssystems, das Smartphone wurde allerdings auch nicht stark belastet. Da LG dieses Jahr mit 32 Gigabyte nur eine Speichervariante anbietet, gibt es auch keine Unterscheidung mehr für den Arbeitsspeicher, der jetzt immer drei Gigabyte groß ist. Im Gegensatz zum Snapdragon 810 handelt es sich dabei aber noch um LPDDR3-Speicher. Auch Samsung nutzt für den Exynos 7420 bereits LPDDR4.

Großen Wert hat LG auf die Kamera des G4 gelegt. Verbaut ist ein 16-Megapixel-Sensor, der dank f/1,8-Blende 80 Prozent mehr Licht als beim G3 einfangen soll. Den optischen Bildstabilisator hat LG beibehalten, aber um eine dritte Achse für das Ausgleichen von Bewegungen des Anwenders ergänzt. Der optische Bildstabilisator (OIS) kann im G4 Neigungswinkel von bis zu 2 statt bisher 1 Grad ausgleichen. LG hat in der unteren Hälfte des LED-Blitzes einen sogenannten Color Spectrum Sensor (CSS) verbaut, der die RGB-Werte des Umgebungslichtes sowie das von Objekten reflektierende Infrarotlicht auslesen können soll, um daraufhin Weißabgleich und Blitz den Bedingungen anpassen zu können. Auf der Vorderseite des G4 ist nun auch bei LG der Trend zu Selfies angekommen. Statt mit 2,1 Megapixel können die Selbstportraits auf dem G4 mit bis zu 8 Megapixel aufgenommen werden.

Wem der Automatikmodus der Kamera nicht genügt, kann in der neuen Kamera-App zu einem neuen Modus für Experten wechseln, über den sich Verschlussgeschwindigkeit, Fokus, Lichtempfindlichkeit sowie Belichtungskorrektur und Weißabgleich manuell einstellen lassen. Von der Speicherung von Bildern im JPEG-Format kann in diesem Modus auch zu RAW gewechselt werden. Die Einstellungen des Expertenmodus' werden dem Anwender nach einer Veränderung fast in Echtzeit auf dem Display angezeigt, so schnell wie es der Lumia-Kamera von Microsoft gelingt, schafft das G4 den Wechsel zwischen den Einstellungen aber nicht. LG betont jedoch, dass auf den Vorführgeräten Beta-Software installiert ist, die bis zum Marktstart noch verbessert werden soll. Überzeugen kann aber die aufgeräumte Oberfläche der Kamera-App, bei der sich alle Einstellungen eindeutig erkennbar am Rand um das Motiv versammeln. Im einfach Modus werden wie schon auf dem G3 keine Menüs angezeigt und das Auslösen kann einfach per Touch auf den Bildschirm ausgeführt werden.

Das Display des G4 ist mit 5,46 Zoll fast unverändert groß und bietet mit 1.440 × 2.560 Pixel zudem die Auflösung des Vorgängers. Das bereits Anfang April vorgestellte Display soll aber 25 Prozent heller leuchten, einen 50 Prozent besseren Kontrast bieten und in puncto Farbtreue um 20 Prozent gegenüber dem Display aus dem G3 zugelegt haben. Vor Ort überzeugte das Display mit einer vergleichsweise natürlichen Weißdarstellung und einer geschätzt hohen Maximalhelligkeit. Tatsächliche Messwerte können allerdings erst zum Test nachgereicht werden. Auffällig ist zudem, dass LG das Display marginal gebogen hat. Die konkave Wölbung ist aber bei Weitem nicht so stark wie beim G Flex 2 und soll das Display in erster Linie besser bei Stürzen schützen.

Zwar unterscheidet LG das G4 im Gegensatz zum G3 nicht mehr auf technischer Seite, dieses Jahr entsteht aber beim für die Rückseite des Smartphones verwendeten Material ein Preisunterschied. Für den deutschen Markt ist die Kunststoffvariante in den drei Farben Silber, Gold und Weiß zu einer unverbindlichen Preisempfehlung von 649 Euro geplant, während das Ledermodell in den Farben Braun, Schwarz und Rot zum UVP von 699 Euro zu haben sein wird. Der Ledervariante liegt zudem immer auch eine Rückschale in Gold bei.

LG verwendet für die Rückseiten Rindsleder, das für die braune und rote Variante glatt und leicht strukturiert für das schwarze Modell ausfällt. LG konnte auf Nachfrage nicht beantworten, ob es sich bei dem Leder um zusammengesetztes oder aus ganzen Häuten gewonnenes Material handelt. Nicht mitgeteilt werden konnte zudem, wo und unter welchen Bedingungen die Zucht und Schlachtung der Rinder stattfindet.

LG G4 ausprobiert

Das von LG verwendete Leder verleiht dem G4 durchaus ein interessantes Aussehen und Anfassgefühl, kann aber nicht mit der Lederqualität einer teuren Lederjacke verglichen werden. Dennoch ist es ein klarer Fortschritt gegenüber dem Kunststoff der Modelle G3 und G2. Doch auch die neu strukturierte Rückseite der günstigeren G4-Variante fühlt sich besser als das glatte Material des G3 an. LG gibt das Gewicht des G4 unabhängig vom Modell mit 155 Gramm an, die Abmessungen sind trotz des gleich großen Displays marginal auf 75,3 × 149,1 × 8,90 Millimeter angestiegen.

Als Betriebssystem kommt Android 5.1 und somit die aktuellste Android-Version zum Einsatz, die neben LG derzeit ausschließlich Google auf mehreren Nexus-Geräten anbietet. Die Flaggschiffe von HTC und Samsung sind noch mit Android 5.0.2 bespielt. Das von LG aufgesetzte UX 4.0 entspricht bis auf leichte Anpassungen wie die an der Kamera-App oder an der Fotogalerie weitestgehend des UI des G Flex 2.

LG G4
LG G3
Samsung Galaxy S6
HTC One M9
Apple iPhone 6
Software:
(bei Erscheinen)
Android 5.1 Android 4.4 Android 5.0 iOS 8
Display: 5,50 Zoll, 1.440 × 2.560
534 ppi
IPS, Gorilla Glass 3
5,10 Zoll, 1.440 × 2.560
576 ppi
WQHD Super AMOLED, Gorilla Glass 4
5,00 Zoll, 1.080 × 1.920
441 ppi
S-LCD, Gorilla Glass 3
4,70 Zoll, 750 × 1.334
326 ppi
IPS, Ion-X Glass
Bedienung: Touch, Status-LED Touch, Fingerabdrucksensor, Status-LED Touch, Status-LED Touch, Fingerabdrucksensor
SoC: Qualcomm Snapdragon 808
2 × Cortex-A57, 1,80 GHz
4 × Cortex-A53, 1,44 GHz
20 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 801
4 × Krait 400, 2,46 GHz
28 nm, 32-Bit
Samsung Exynos 7420
4 × Cortex-A57, 2,10 GHz
4 × Cortex-A53, 1,50 GHz
14 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 810
4 × Cortex-A57, 2,00 GHz
4 × Cortex-A53, 1,55 GHz
20 nm, 64-Bit
Apple A8
2 × Typhoon, 1,40 GHz
20 nm, 64-Bit
GPU: Adreno 418
600 MHz
Adreno 330
578 MHz
Mali-T760 MP8
772 MHz
Adreno 430
650 MHz
PowerVR GX6450
450 MHz
RAM: 3.072 MB
LPDDR3
2.048 MB
LPDDR3
Variante
3.072 MB
LPDDR3
3.072 MB
LPDDR4
1.024 MB
LPDDR3
Speicher: 32 GB (erweiterbar) 16 / 32 GB (erweiterbar) 32 / 64 / 128 GB 32 GB (erweiterbar) 16 / 64 / 128 GB
1. Kamera: 16,0 MP, 2160p
LED, f/1,80, AF, OIS
13,0 MP, 2160p
Dual-LED, f/2,40, AF, OIS
16,0 MP, 2160p
LED, f/1,90, AF, OIS
20,0 MP, 2160p
Dual-LED, f/2,20, AF
8,0 MP, 1080p
Dual-LED, f/2,20, AF
2. Kamera: Nein
3. Kamera: Nein
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 8,0 MP, 1080p
f/2,00
2,1 MP, 1080p
AF
5,0 MP, 1440p
f/1,90, AF
4,1 MP, 1080p
f/2,00, AF
1,2 MP, 720p
f/2,20, AF
2. Frontkamera: Nein
GSM: GPRS + EDGE
UMTS: HSPA+
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
DC-HSPA
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
LTE: Advanced
↓300 ↑50 Mbit/s
Advanced
↓150 ↑50 Mbit/s
Advanced
↓300 ↑50 Mbit/s
Advanced
↓450 ↑50 Mbit/s
Ja
↓150 ↑50 Mbit/s
5G: Nein
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac
Wi-Fi Direct, Miracast
802.11 a/b/g/n/ac
Bluetooth: 4.1 4.0 LE 4.1 4.0 LE
Ortung: A-GPS, GLONASS, BeiDou A-GPS, GLONASS
Weitere Standards: Micro-USB 2.0, SlimPort, NFC, Infrarot Micro-USB 2.0, NFC, Infrarot Lightning, NFC, 3,5-mm-Klinke
SIM-Karte: Micro-SIM Nano-SIM
Akku: 3.000 mAh (11,60 Wh)
austauschbar, kabelloses Laden
3.000 mAh (11,40 Wh)
austauschbar, kabelloses Laden
2.550 mAh (9,82 Wh)
fest verbaut, kabelloses Laden
2.840 mAh (10,87 Wh)
fest verbaut
1.810 mAh (6,91 Wh)
fest verbaut
Größe (B×H×T): 76,1 × 148,9 × 9,80 mm 74,6 × 146,3 × 8,90 mm 70,5 × 143,4 × 6,80 mm 69,7 × 144,6 × 9,61 mm 67,0 × 138,1 × 6,90 mm
Schutzart:
Gewicht: 155 g 149 g 138 g 157 g 129 g
Preis: 649 € / ab 220 € 549 € / 599 € ab 180 € / 799 € / 899 € ab 153 € 699 € / 799 € / 899 €