Microsoft: Russinovich hält Windows als Open Source für möglich
Mark Russinovich, Microsoft Technical Fellow und CTO des Cloud Service Azure, hält ein Windows mit offenem Sourcecode künftig durchaus für möglich. Das sagte er jetzt während einer Podiumsdiskussion bei der Konferenz Chefconf in Santa Clara, Kalifornien.
Chefconf ist eine Veranstaltung, die von der Herstellerfirma der Server-Administrationssoftware Chef jährlich ausgerichtet wird. Hier kommt Microsoft nur am Rande vor. Trotzdem ist Microsofts Mark Russinovitch ein gern gesehener Redner und Diskutant. Er ist auch nicht irgendein Microsoft-Angestellter, er ist Windows Evangelist und einer der wenigen Technical Fellows des Unternehmens.
Die Podiumsdiskussion auf der Chefconf 2015 stand unter dem Motto „Have your bets on Open paid off?“ und knüpfte an die gleiche Diskussionsrunde von vor einem Jahr an. Dabei ging es darum, inwieweit sich die Vorstellungen, Wünsche und Hoffnungen der Teilnehmer zum Thema Open Source im letzten Jahr erfüllt haben.
In diesem Rahmen machte Russinovich einige Aussagen, die er vor zwei Jahren so nicht hätte machen können, ohne seinen Job zu gefährden. Laut dem technischen Leiter von Microsofts Cloud-Dienst Azure ist es durchaus möglich, dass Windows einmal Open Source wird. Azure hat sich bereits für Linux geöffnet und seitdem stieg die Anzahl der Unternehmen, die dort Linux einsetzen, auf um die 20 Prozent.
Diese Fakten belegen zwei Dinge: Microsoft ist in einem umfassenden Wandel begriffen. Zudem setzt kaum ein Unternehmen nur noch auf ein einziges Betriebssystem als Plattform. Microsoft hat bereits im letzten Jahr große Teile seines .Net-Stack als Open Source freigegeben. Mittlerweile ist die Community dabei, diesen nach Linux und OS X zu portieren. Genau das ist Microsofts Gedanke dahinter: Eine Öffnung vergrößert die Entwicklergemeinde um ein Vielfaches.
Linux und Open Source hat in den letzten Jahren abseits der Serverwelt, die Linux seit Langem dominiert, große Verbreitung erfahren und ist auf dem Markt von Cloud-Computing, Containerisierung und dem Internet der Dinge (IoT) absolut führend. Wer hier ein Stück vom Kuchen abhaben will, muss Linux und Open Source buchstabieren können.
Russinovich machte aber klar, dass Windows, wenn überhaupt, nicht heute oder morgen Open Source wird. Dafür sei Windows noch zu sehr am Umsatz von Microsoft beteiligt. Ein Umstieg sei eine Riesenaufgabe bei einer derart geschlossen gewachsenen Software, aber die Möglichkeit bestehe. Alle nur denkbaren Diskussionen in diese Richtung seien bereits geführt worden, Entscheidungen gebe es jedoch noch keine. Dabei ist Russinovich überzeugt, auch ein Windows mit frei verfügbarem Quellcode könne genügend Geld verdienen. Das beste Beispiel hierfür ist Red Hat, dass Milliarden-Umsätze mit Support einfährt, während der gesamte Code frei verfügbar ist.
Russinovich war Mitbegründer des Unternehmens Winternals und alleiniger Programmierer der Sysinternals-Tools, bis Microsoft die Firma 2006 übernahm.