Netzwerkausrüster: Nokia bietet 15,6 Mrd. Euro für Alcatel-Lucent
Die Netzwerkausrüster Nokia und Alcatel-Lucent planen eine milliardenschwere Fusion: Nokia bietet den Aktionären von Alcatel-Lucent einen Aktientausch an, der das französisch-amerikanische Unternehmen unter Einbeziehung aller Wandlungs- und Optionsrechte mit 15,6 Milliarden Euro bewertet.
Die Absichtserklärung, der die Aufsichtsräte beider Unternehmen bereits zugestimmt haben, sieht ein öffentliches Angebot zum Tausch der Aktien in Frankreich und den USA vor, da Alcatel-Lucent in Paris und New York gelistet ist. Nokia bietet den Aktionären von Alcatel-Lucent für jeden Anteilsschein 0,55 neu auszugebende Nokia-Aktien. Unter Einbeziehung aller Wandlungs- und Optionsrechte entspricht dies, basierend auf den 7,77 Euro Schlusskurs der Nokia-Aktie am 13 April, einem Aufschlag von 34 Prozent oder 4,88 Euro pro Alcatel-Lucent-Aktie. Für die Aktionäre bedeutet es einen Aufschlag von 28 Prozent oder 4,27 Euro pro Aktie auf den gewichteten Durchschnittspreis der Alcatel-Lucent-Aktie in den vergangenen drei Monaten.
Unter der Annahme, dass alle Aktionäre das Angebot annehmen, würden die Alcatel-Lucent-Aktionäre nach Abschluss der Transaktion 33,5 Prozent der Anteile des als Nokia Corporation firmierenden neuen Unternehmens halten, die bisherigen Nokia-Aktionäre 66,5 Prozent. Die Führung des Konzerns würde in den Händen von Nokias Präsidenten und CEO Rajeev Suri liegen, der die Rolle des CEO behalten soll. Risto Siilasmaa, Aufsichtsratsvorsitzender bei Alcatel-Lucent, soll diese Rolle nach der Fusion auch in der Nokia Corporation einnehmen.
Vorbehaltlich der Zustimmung der Nokia-Aktionäre, der Betriebsräte und der zuständigen Kartellbehörden soll der Zusammenschluss im ersten Halbjahr 2016 abgeschlossen werden. Nokia und Alcatel-Lucent versprechen sich von der Fusion aufgrund der „sich stark ergänzenden Portfolios und geographischen Verteilung der Aktivitäten mit besonderen Stärken in den USA, China, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum“ gegenüber der wachsenden Konkurrenz aus China eine bessere Marktpositon und Innovationsführerschaft bei der nächsten Technologie-Generation und Diensten für eine vernetzte Welt. Dazu zählen etwa die fünfte Mobilfunkgeneration (5G), das Internet of Things, stationäre und mobile Breitbandnetzwerke, Cloudanwendungen und Datenanalyse. Synergieeffekte sollen bis 2019 Einsparungen in Höhe von 900 Millionen Euro jährlich realisieren.
Zudem versprechen sich die Unternehmen durch den Zusammenschluss ein stärkeres Wachstum, wobei einige Analysten gerade diesen Punkt kritisch sehen und auf den Zusammenschluss von Alcatel und Lucent sowie das gescheiterte Joint-Venture Nokia Siemens Networks, aus dem Siemens sich im Sommer 2013 zurückzog, verweisen.
Von den über 113.000 Angestellten, die beide Unternehmen zusammen haben, arbeiten über 40.000 im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E). Bei einem Umsatz von 25,9 Milliarden Euro und einem operativen Gewinn von 300 Millionen Euro im Fiskaljahr 2014 investierten sie 4,7 Milliarden Euro in den F&E-Bereich. Bei Alcatel-Lucent spielen hier vor allem die Bell Labs eine führende Rolle, bei Nokia sind es Nokia FutureWorks und das auch nach der Fusion eigenständig agierende Nokia Technologies, das auf die Lizenzierung und das Hervorbringen neuer Technologien fokussiert ist.