Google: Android M setzt auf Qualität statt Funktionen
Google nutzt die Entwicklerkonferenz I/O 2015 um einen ersten Ausblick auf die nächste Version von Android zu geben. Den Fokus hat Google bei Android M auf Qualität gesetzt. Neben der Bereinigung von Fehlern stand die Verbesserung der Nutzererfahrung, nicht neue Funktionen im Fokus. Erscheinen wird Android M im 3. Quartal.
Auf Fehlerbehebungen oder geschlossene Sicherheitslücken ist Google auf der Keynote zur Konferenz nicht eingegangen, dafür aber auf sechs wesentliche Bereiche, in denen sich mit Android M die Nutzererfahrung deutlich gegenüber Android 5.0 Lollipop verbessert haben soll.
Vollständig neu aufgestellt wird in der nächsten Version von Android die Freigabe von Zugriffsrechten auf Apps. Müssen diese bisher schon in Summe bei der Installation genehmigt werden, fragen Apps unter Android M erstmals bei Zugriff auf geschützte Bereiche nach der Berechtigung. Erst wenn eine App also auf den Standort zugreifen will, wird der Anwender zur Freigabe aufgefordert. Das System, auf das auch Apple bei iOS setzt, erlaubt nicht nur eine gezieltere Freigabe, sondern auch die Nutzung der App mit eingeschränkten Berechtigungen. Bisher blieb nur die Alternative, die Applikation nicht zu installieren. Apps, die mit einem SDK ohne Unterstützung von Android M entwickelt wurden, bleiben allerdings auch unter Android M bei ihrem bekannten Verhalten. Erst Android Studio v1.3+ Preview bietet die Funktion.
Deutlich intuitiver soll in Android M auch die Verbindung von Apps und Browser sein. Entwickler können sich nicht mehr nur entscheiden, Web-Links im Android-Browser außerhalb der App oder einem eigenen Browser in der App anzuzeigen. Über die neuen Chrome Custom Tabs, die sich über die App legen, ist eine Darstellung der Zielseite auch im Design der App selbst möglich. Nicht nur das Design des Browser sondern auch die verlinkten Optionen lassen sich an die App anpassen. Die neuen Tabs stehen Entwicklern für Chrome ab sofort zur Verfügung.
In dieselbe Kerbe schlägt auch die Neuerung bei der Verlinkung von Apps untereinander. Entwickler können Links in Apps in Android M von Google verifizieren lassen, woraufhin eine auf dem Telefon installierte App, die den Link öffnen kann, ohne Nachfrage aufgerufen wird. Ein Link auf Twitter aus der E-Mail-App kann so ohne Umwege in der Twitter-App geladen werden.
Auch für Android Pay, Googles Alternative zu Apple Pay, bietet Android M eine verbesserte Nutzererfahrung, indem sich ein im Smartphone integrierter Fingerabdruckscanner zur Freigabe der Zahlung nutzen lässt. Diese Funktion wird unter Android 5.0 Lollipop oder Android 4.4 KitKat nicht zur Verfügung stehen; beide Systeme bieten aber ebenfalls Unterstützung für Android Pay. Erstmals nennt Google auch einen Termin für das Bezahlsystem: Android Pay soll parallel zu Android M im 3. Quartal freigegeben werden.
Abschließend verspricht Google mit Android M abermals deutliche Fortschritte bei der Akkulaufzeit. Smartphones und Tablets überwachen über die Bewegungssensoren kontinuierlich, ob sich das Smartphone in Bewegung befindet. In längeren Ruhephasen werden daraufhin viele Hintergrunddienste in einen erweiterten Schlafmodus versetzt und Apps seltener im Hintergrund aktualisiert. Auf die Erreichbarkeit soll die als Doze bezeichnete Funktion keine Auswirkungen haben. Auf einem Nexus 9 soll Android M im Vergleich zu Android 5.0 Lollipop zu einer Verdoppelung der Akkulaufzeit im Standby geführt haben. Je weniger Endgeräte ruhen, desto geringer wird dieser Effekt im Alltag ausfallen.
Erstmals unterstützt wird mit Android M der neue USB-Stecker vom Typ C, der aufgrund höherer Ströme drei bis vier Mal schnellere Ladezeiten verspricht. Anwender werden dabei auch in der Lage sein, andere USB-Typ-C-Endgeräte auf Wunsch über den Stecker des Smartphones zu laden.
Entwicklern stellt Google bereits heute eine frühe Version für die Endgeräte Nexus 5, Nexus 6, Nexus 9 und Nexus Player zur Verfügung. Für Endanwender wird Android M im 3. Quartal veröffentlicht werden. Google spricht bei Android M vom „nächsten Android“. Die Kennung Android 6.0 ist damit weder bestätigt noch widerlegt.