Kobo Glo HD im Test: Viel Auflösung für wenig Geld
3/4Bedienung und Lesen
Der Glo HD besitzt ein sechs Zoll großes HD-Display, das mit einer Auflösung von 1.072 × 1.448 Bildpunkten und einer Pixeldichte von 300 ppi aufwartet. Das von E-Ink gefertigte und beleuchtete Display beinhaltet sowohl die Carta- wie auch die Regal-Technologie, die für weniger Reste der Bildpunkte vorangegangener Seiten und einen höheren Kontrast sorgen soll. Die Kombination dieser Techniken findet sich bei dieser Displaygröße aktuell sonst nur beim Kindle Voyage wieder. Im Gegensatz zum Konkurrenten besitzt der Kobo Glo HD keine plane Frontscheibe und somit keinen kapazitiven Touchscreen, sondern greift auf die für E-Book-Reader übliche Infrarot-Technologie zur Fingereingabe zurück. Diese verdunkelt aufgrund der fehlenden Touch-Einheit das Display nicht und ist zudem mit Handschuhen bedienbar, was vor allem im Winter von Vorteil ist.
Im Vergleich zum aktuellen Kindle Paperwhite ist der Hintergrund des Kobo Glo HD sichtbar heller. Dafür weist er jedoch viele unterschiedlich helle Punkte auf, die zunächst wie ein Ghosting-Problem wirken und die Ansicht unruhiger erscheinen lassen. Die Schriftdarstellung befindet sich beim getesteten Reader auf einem sehr hohen Niveau – hier zeigt das verbaute Panel seine Qualität. Die Schriften werden feiner dargestellt als bei Lesegeräten mit geringerer Auflösung, auch wenn der Unterschied wenig differenzierter ausfällt als es die Hersteller suggerieren. Eine unregelmäßige Darstellung wird erst in der kleinsten Schriftgröße sichtbar. Dennoch: In den Grundeinstellungen hat der Kobo Glo HD wie alle anderen auf elektronischer Tinte basierenden Lesegeräte ebenfalls mit Ghosting-Problemen zu kämpfen. Dies wird vor allem nach der Darstellung von Menüs deutlich, bei der sich der vorher verdeckte Teil des Textes sichtbar vom Rest unterscheidet. Mit einer kompletten Neuausrichtung aller Farbpigmente für jede neue Seite kann das Problem jedoch umgangen werden. Dieses Invertierungsintervall soll zwar den Seitenaufbau verlangsamen und den Stromverbrauch erhöhen, in der Praxis sind die Auswirkungen jedoch nicht feststellbar.
Die Geschwindigkeit des Kobo Glo HD ist trotz des mit einem Gigahertz taktenden Prozessors stark verbesserungswürdig. Für einen Seitenwechsel benötigt der Reader fast doppelt so lange wie der Kindle Voyage oder der Kindle Paperwhite, wobei hier eher die Reaktionszeit nach einer Eingabe als der eigentliche Blättervorgang das Problem darstellt. Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen Eingaben.
Die Beleuchtung lässt sich stufenlos einstellen und bietet mit 116 Candela pro Quadratmeter eine hohe Maximalbeleuchtung, die in der Praxis jedoch nur selten Verwendung finden dürfte. Im Test kam meistens eine Leuchtstärke von 40 – 50 Prozent des Höchstwertes zum Einsatz. Lichthöfe sind dabei am unteren Rand deutlich zu erkennen und auch die Seitenränder weisen leichte Schatten auf. Abgesehen davon verteilt der Kobo Glo HD das Licht aber sehr gleichmäßig.
Mit TypeGenius gibt Kobo bei den Leseeinstellungen gegenüber anderen Herstellen auch weiterhin den Ton an. Die zehn verschiedenen Schriften plus Verlegerschrift lassen sich in bis zu 48 Größen anzeigen. Darüber hinaus kann der Zeilenabstand wie auch der Randabstand eingestellt und der Text linksbündig oder als Blocksatz dargestellt werden. Abhängig von der gewählten Schriftart kann darüber hinaus die Schriftstärke eingestellt werden, was wiederum den Kontrast und damit die Lesbarkeit erhöht. Ebenfalls den eigenen Wünschen angepasst werden können die Touch-Zonen zum Vor- und Zurückblättern sowie des Menüaufrufs. Das Ändern der Schriftgröße mittels Pinch-To-Zoom soll der Reader zwar laut Einstellungen unterstützen, entsprechende Gesten wurden vom Testgerät trotz Aktivierung in den Einstellungen nicht erkannt. Über eine Silbentrennung verfügt der Glo HD nicht.
Die Möglichkeiten zur PDF-Darstellung sind weiterhin stark begrenzt und beschränken sich auch beim Glo HD auf die reine Darstellung der jeweiligen Dokumente und deren Vergrößerung. PDF-Reflow wird nicht unterstützt. Im Gegensatz zu reinen E-Books können diese auch im Landscape-Modus betrachtet werden.
Wörterbücher stehen zunächst nur für Deutsch und Englisch-Deutsch zur Verfügung. Nachschlagewerke in den Sprachen Englisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Niederländisch, Portugiesisch und Spanisch können über die Spracheinstellungen nachgeladen werden. Diese belegen anschließend rund 85 Megabyte auf dem Reader. Per längerem Druck auf ein Wort können Informationen zu diesem im Wörterbuch oder bei einer bestehenden Online-Verbindung auch auf Wikipedia nachgeschlagen werden. Texte lassen sich zudem markieren und mit Notizen versehen.
Der integrierte Web-Browser, mit dem sich zumindest rudimentär Webseiten betrachten lassen und die damit verbundene Pocket-Funktion, die es erlaubt, Inhalte von Webseiten zu sichern und später offline lesen zu können, runden die Funktionspalette ab. Die Synchronisation kann auf Wunsch ebenfalls in die Cloud erfolgen.