Project Cars: Grafikkarten, Prozessoren und Kantenglättung im Vergleich
3/3Die Kantenglättung im Vergleich
Project Cars bietet diverse Kantenglättungseinstellungen. Neben den Post-Processing-Varianten FXAA (Low, Medium, High) sowie SMAA (Low, Medium, High, Ultra) gibt es klassisches Multi-Sampling-AA mit vier Samples, eine „High“-Variante mit höherer Qualität sowie spielinternes Downsampling.
Auch wenn Project Cars eine beeindruckende Grafik bietet, das Spiel flimmert mindestens genauso eindrucksvoll. Und trotz der zahlreichen Kantenglättungsmodi lässt sich das Problem nicht richtig lösen. FXAA und SMAA bekommen die Glättung der Geometriekanten zwar schon ganz gut in den Griff, doch bei der Vegetation und den zahlreichen Zäunen (dies ist vor allem ein Problem auf klassischen Rennstrecken) gibt es nur eine geringe Verbesserung – sprich, das Bildflackern stört immer noch. Im Direktvergleich ist FXAA dabei ein wenig unschärfer
Die klassische Multi-Sampling-Kantenglättung wirkt gegen das Flimmern effektiver als die Post-Processing-Effekte (Alpha to Coverage wird offensichtlich genutzt), was aber nichts daran ändert, dass das gesamte Bild immer noch stark in Bewegung ist. Die Geometriekanten sind in etwa auf demselben Niveau: Manche Kanten werden mehr, manche weniger bearbeitet. Bei der Kantenglättungsoption „High“ handelt es sich wahrscheinlich um ein modifiziertes MSAA. Optisch gibt es kaum Unterschiede.
Auch das interne Downsampling birgt keine Wunder. Die Einstellung „DS4X“ kostet bereits viel Geschwindigkeit, das Flimmern fällt aber kaum besser als bei klassischem MSAA aus. Dies ist erst ab DS6X der Fall, was dann schon langsam läuft.
Der optische Sweetspot bei Project Cars läuft damit auf MSAA mitsamt maximiertem SMAA heraus. Die beste „Lösung“ für das Rennspiel ist es, einfach einen Monitor mit einer besseren DPI-Zahl zu nutzen – sprich ein Display mit 2.560 × 1.440 oder gar 3.840 × 2.160 Bildpunkten. Auf einem 27-Zoll-Monitor ist das Flackern in 2.560 × 1.440 bereits erträglich, in 3.840 × 2.160 fällt es auf einem 24-Zoll-Gerät kaum noch auf. Bei Full-HD-Monitoren ist es dagegen kaum möglich, sinnvoll gegen das Flimmern vorzugehen.
Da Project Cars nicht nur eine schnelle Grafikkarte, sondern auch (oder im Falle von AMD vor allem) eine schnelle CPU benötigt, kostet Kantenglättung in dem Spiel weniger als in den meisten anderen Titeln. Die Post-Processing-Verfahren kosten keine Leistung und selbst das optisch brauchbare MSAA verringert nur messbar die Geschwindigkeit – und das nur um ein Prozent auf der Radeon R9 290X und der GeForce GTX 980. Die Kombination aus MSAA mitsamt maximalen SMAA kostet dann drei (AMD) und fünf (Nvidia) Prozent Performance.
Mehr Leistung kostet hingegen die Einstellung „High“. Neun Prozent langsamer als MSAA läuft dies auf der GeForce GTX 980, auf der Radeon R9 290X sind es hingegen nur zwei Prozent. Dies liegt darin begründet, dass der Prozessor die AMD-Grafikkarte ohnehin nicht auslasten kann und daher genügend Leistungsreserven vorhanden sind.
Dieses Verhalten setzt sich auch beim Downsampling fort. Die Radeon-Hardware läuft bei DS4X nur sieben Prozent langsamer als mit High, bei DX6X mitsamt SMAA nur 18 Prozent. Bei der GeForce GTX 980 sind es mit 15 Prozent und 34 Prozent dagegen deutlich mehr – da bei Nvidia der Prozessor die Grafikkarte auslasten kann.
AMD Radeon – Gibt es Lösungen?
Gibt es für die schlechte Radeon-Performance in Project Cars eine Lösung? Nein, aktuell nicht. Aber es ist durchaus möglich, eine etwas bessere Leistung herauszuholen. Dies überprüft ComputerBase anhand einer Radeon R9 290X.
So gibt es zum Beispiel auch im Project-Cars-Forum mehrere AMD-Nutzer, die sich über die Performance beschweren. Es wird berichtet, dass es zum Beispiel hilfreich sein soll, unter Windows 7 und unter Windows 8 (8.1) den neusten Windows-10-Treiber aufzuspielen. Davor sei jedoch gewarnt: Es muss das Erzwingen der Treibersignatur deaktiviert werden und zudem ist der Catalyst-Treiber für das noch nicht finale Microsoft-Betriebssystem gedacht.
Es bestätigt sich jedoch, dass der Windows-10-Treiber Project Cars in der Tat ein wenig beschleunigt. So erhöht sich die Leistung auf der schnellsten Single-GPU-Grafikkarte von AMD bei gutem Wetter um immerhin neun Prozent und im schlechten Wetter sind es gar elf Prozent. Zwar agieren die AMD-Grafikkarten auch mit diesem Treiber noch deutlich hinter ihrem Potenzial, doch ist dies bereits eine beachtliche Steigerung bei gleichbleibender Bildqualität.
Update:
ComputerBase hat mittlerweile ebenso einen Benchmark-Durchlauf unter Windows 10 mit dem neusten per Windows Update aufgespielten Catalyst-Treiber für das noch nicht erschienene Betriebssystem durchgeführt. Und siehe da: Project Cars läuft noch schneller. Selbst im Vergleich mit demselben Treiber unter Windows 8.1 steigert sich die Performance je nach Szenario um zehn bis 13 Prozent. im Vergleich zu Windows 8.1 mit dem Catalyst 15.4 arbeitet Windows 10 gar um 20 bis 25 Prozent schneller! Unklar ist jedoch noch, warum derselbe Treiber unter Windows 10 deutlich schneller als unter Windows 8 arbeitet.
Reduzierung der Grafikdetails
Wer es bei dem offiziellen Catalyst 15.4 belassen möchte, dem helfen nur entweder ein schnellerer Prozessor oder reduzierte Grafikdetails. Was sich damit gewinnen lässt, klärt der folgende Test. Grafik-Presets gibt es in Project Cars nicht. So muss jede Einstellung manuell reduziert werden. Der Grafikreiter „Visual FX“ kann dabei getrost ignoriert werden. Dieser verbessert die Geschwindigkeit um kein Prozent.
Kurz und knapp: Es gibt keine Option, die dazu führt, dass die AMD-Schwierigkeiten abgeschaltet werden. Doch auch wenn diese grundsätzlich immer auftreten, lässt sich das Spiel dennoch deutlich beschleunigen. So legt die Radeon R9 290X mit der (überall getätigten) Einstellung „High“ anstatt „Ultra“ bei gutem Wetter um 34 Prozent und bei Regen um ganze 65 Prozent zu – ein enormer Unterschied! Die optischen Unterschiede halten sich dabei in Grenzen: Objekte in größerer Entfernung sind nicht mehr ganz so detailliert und die Schatten werden minimal schlechter dargestellt – dies ist für den nötigen Geschwindigkeitsgewinn aber verschmerzbar.
Mit mittleren Detaileinstellungen gibt es noch einmal einen deutlichen Schub: Weitere 40 Prozent mehr Leistung bei gutem Wetter und 45 Prozent bei Regen. Mit diesen Einstellungen liegt die Radeon R9 290X nun knapp über dem Leistungsniveau der GeForce GTX 970, die jedoch weiterhin Ultra-Einstellungen nutzen kann. Bei Regen ist die Grafikkarte bei weniger Details deutlich schneller. Allerdings beginnt die Optik spürbar unter der niedrigeren Einstellung zu leiden. Vor allem im Regen bei voller Fahrt ist die Qualität deutlich niedriger. Wie viel Grafik jeder bereit ist für Leistung zu opfern, muss deshalb jeder selbst entscheiden.
Die niedrigsten Details laufen erneut deutlich schneller, doch ist Project Cars spätestens dann nicht mehr hübsch anzusehen. Vor allem bei Regen geht ein Großteil der Atmosphäre verloren. Niedrige Details sollten daher gemieden werden.
Fazit
Auch wenn die Kantenglättung nicht perfekt arbeitet, ist Project Cars ein extrem hübsches und technisch eindruckvolles Spiel. Wenig eindrucksvoll ist hingegen die Performance auf AMD-Grafikkarten, die deutlich hinter der Nvidia-Konkurrenz zurückfallen.
Unabhängig davon, ob dies dem Entwickler oder AMD anzulasten ist, so darf ein Spiel nicht in den Handel kommen. Maximale Details lassen sich für eigentlich alle Radeon-Spieler nicht durchweg flüssig nutzen und nur die schnellsten Grafikkarten erreichen überhaupt durchweg akzeptable Frameraten – bei Nvidia ist dies auch schon mit eigentlich deutlich langsameren Modellen möglich.
In diesem Punkt herrscht also noch großer Nachholbedarf, was hoffentlich so schnell wie möglich geschehen wird. Zwar kann der AMD-Besitzer die Grafikdetails reduzieren, doch ist dies kaum eine sinnvolle Lösung, zumal das Grundproblem immer noch bestehen bleibt.
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