Apple iOS 9 ausprobiert: Das iPad wird zum besseren Multitasking-Tablet
iOS 9 ausprobiert
iOS 9 wurde im Vorfeld der WWDC als vergleichsweise kleines Update erwartet, das hauptsächlich Fehlerbereinigungen und wenige Neuerungen mitbringt. Vor allem aber auf dem iPad sorgt das Update für eine deutliche Aufwertung des Tablets, wie das Ausprobieren der ersten Beta-Version von iOS 9 auf dem iPad Air 2 zeigt.
Während sowohl das iPad als auch das iPhone und der iPod touch der fünften Generation von Veränderungen wie dem proaktiven Assistenten und neuen Anwendungen für Notizen und Karten profitieren, sind die umfangreichen Veränderungen im Bereich Multitasking fast exklusiv dem iPad vorbehalten. Und selbst innerhalb der Serie nimmt mit dem iPad Air 2 ein Tablet von Apple eine besondere Stellung ein, weil nur dieses alle neuen iOS-Funktionen voll beherrscht.
QuickType
Zu den eher kleinen Veränderungen, die auf allen iPads mit iOS 9 einhergehen, zählt die überarbeitete QuickType-Tastatur. Wie unter iOS 8 üblich, zeigt diese zentral über der obersten Tastenreihe Wortvorschläge an. Neu sind Schaltflächen auf der linken Seite der Vorschläge für Ausschneiden, Kopieren und Einfügen, sowie für die Textformatierung, Fotos und Anhänge auf der rechten Seite.
In der ersten nichtöffentlichen Beta von iOS 9 sind all diese Funktionen zwar schon vorhanden, aber teilweise noch fehlerbehaftet oder wenig sinnvoll integriert. Praktisch können die Neuerungen aber dennoch sein: Die Schaltflächen für Ausschneiden, Kopieren und Einfügen funktionieren gut, weil sie dafür sorgen, dass die Hand im besten Fall nicht mehr von der Tastatur genommen werden muss. Wenig sinnvoll ist aber, dass die Optionen für das Einfügen von Anhängen im Bereich der Statusleiste und nicht der Tastatur eingeblendet werden. Dennoch lässt sich über die neuen Tasten so häufig aus anderen Apps Text kopieren, ohne langes Halten der gewünschten Textstelle. Dies gelingt aber nur optimal, wenn auch ein zweites für iOS 9 angekündigtes Feature reibungslos funktioniert: das Trackpad.
Unter iOS 9 kann sich die virtuelle Tastatur des iPads in ein Trackpad verwandeln. Dafür müssen zwei Finger gleichzeitig auf die Tastatur gesetzt werden, woraufhin die Tastaturbelegung ausgeblendet wird und der Cursor mittels Wischgesten über die Tastatur bewegt und positioniert werden kann. Außerdem ist es möglich, Text zu markieren oder sich in diesem nach unten und oben zu bewegen.
Die Implementierung dieser Funktion ist in der ersten Beta noch etwas unrund. Das reine Bewegen des Cursors ist nur möglich, wenn von der Leertaste aus beide Finger aufgelegt und in die gewünschte Richtung bewegt werden. Andernfalls greift sofort die Funktion zum Markieren von Text. Wer nur durch den Text scrollen möchte, hat mit diesem Vorhaben derzeit zudem nur selten Erfolg, denn häufig wird dabei trotzdem unerwünscht Text markiert. Außerdem passiert es zudem häufig, dass der Cursor gar nicht zu sehen ist. Dann muss dieser erst wieder notdürftig über die Betreffzeile reaktiviert werden und kann dann wieder über die neuen Gesten bewegt werden. Die angedachte Funktionalität dürfte sich im Alltag aber als durchaus praktisch herausstellen. Wenn sie wie von Apple vorgesehen funktioniert, ist sie es auch schon in der ersten iOS-9-Beta.
Slide Over
Deutlich spannender sind aber die Veränderungen, die iOS 9 im Bereich Multitasking erfahren hat. Nicht ausschließlich für das iPad sondern auch auf dem iPhone nutzbar ist dabei die neue Ansicht für den Wechsel zwischen geöffneten Anwendungen. Während Google offene Apps in einem Kartenstapel sortiert, der sich vertikal durchsuchen lässt, hat sich Apple für ein horizontales Karussell entschieden, das nicht nur hübsch aussieht, sondern je nach Position im Karussell bis zu vier und somit mehr offene Apps gleichzeitig sichtbar macht.
Mehr Apps ist auch das richtige Stichwort für den größten Wandel innerhalb von iOS, seit das Betriebssystem mit iOS 7 komplett neu gestaltet wurde. In iOS 9 verabschiedet sich Apple von der strikten Vorgehensweise, immer nur eine aktive App gleichzeitig in das Blickfeld des Anwenders zu lassen. Der erste Schritt in diese Richtung nennt sich Slide Over und steht ab dem iPad Air sowie ab dem iPad mini 2 zur Verfügung.
Mit Slide Over kann abgesehen vom Sperrbildschirm und Homescreen sowie den Bereichen für Schnelleinstellungen und Benachrichtigungen innerhalb jeder App eine zweite in das Sichtfeld des Anwenders gerückt werden. Die dafür benötigte Wischgeste muss stets vom rechten Bildschirmrand aus nach innen durchgeführt werden, egal in welcher Ausrichtung das iPad gehalten wird. Anschließend erscheint die zuletzt geöffnete Slide-Over-Anwendung als Overlay der aktuell geöffneten App. Das Format der Slide-Over-Anwendung entspricht dabei dem einer iPhone-App. Nutzt eine App bereits die sogenannten Size Classes und das Auto Layout, kann sie laut Apple mit wenigen Handgriffen vom Entwickler Slide-Over-fähig gemacht werden.
Auf weitere Slide-Over-Anwendungen kann über eine Markierung im oberen Bereich des Fensters zugegriffen werden. Wird diese nach unten gezogen, offenbart sich dahinter ein derzeit noch sehr nüchtern gestaltetes Menü, das alle Slide-Over-kompatiblen Apps auflistet. Derzeit handelt es sich dabei ausschließlich um vorinstallierte Anwendungen von Apple. Dennoch funktioniert Slide-Over im Gegensatz zu den neuen Funktionen der QuickType-Tastatur tadellos. So lässt sich beim Surfen in Safari beispielsweise schnell eine Nachricht tippen oder eine Adresse in Apple Maps nachschlagen.
Zulasten der Performance geht die zweite Anwendung zumindest auf einem iPad Air 2 nicht. Dabei handelt es sich aber auch um Apples neuestes Tablet mit A8X-SoC, das mehr CPU-Kerne, eine schnellere GPU und mit zwei GByte auch mehr Arbeitsspeicher als jedes andere iOS-Gerät von Apple bietet.