Apple iOS 9 ausprobiert: Das iPad wird zum besseren Multitasking-Tablet

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Nicolas La Rocco
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Split View

Dieser Tatsache geschuldet gibt es beim neuen Multitasking auch eine Einschränkung, die für alle Geräte bis auf das iPad Air 2 gilt. Nur das neueste Tablet erhält mit iOS 9 eine vollwertige Split-Screen-Ansicht, die Apple Split View nennt, bei der zwei Apps unabhängig voneinander genutzt werden können. Im Split-View-Modus wird nicht nur eine zweite App als Seitenstreifen vor die andere App geschoben, sondern beide Anwendungen können parallel in zwei Fenstern betrieben werden. Während der Seitenstreifen im Slide-Over-Modus bei Berührung der Hauptanwendung wieder verschwindet, ist dies unter Split View nicht mehr der Fall.

Die für den Split-View-Betrieb geeigneten Anwendungen beschränken sich derzeit noch auf das Angebot von Apple. Im Gegensatz zu Slide Over müssen bei Split View nämlich beide Apps den Betrieb in einem verkleinerten Fenster unterstützen. Im Slide-Over-Modus betrifft dies immer nur die Anwendung, die im Seitenstreifen liegen soll.

Dass der Split-View-Modus zwischen zwei Anwendungen möglich ist, wird sehr unauffällig durch eine kleine Markierung am linken Rand der Slide-Over-App signalisiert. Wird diese Markierung angetippt, entsteht eine 2:1-Aufteilung des Bildschirms und beide Apps lassen sich bedienen, ohne dass bei Berührung der zuvor primären App der Seitenstreifen wieder verschwindet. Auch Multi-Touch ist unabhängig voneinander in beiden Bereichen möglich – erneut ohne Einbruch der Leistung. Alternativ kann die Markierung auch einfach zur Mitte des Bildschirms gezogen werden, woraufhin es sofort zu einer Aufteilung in zwei gleich große Bereiche kommt. Diese Ansicht gibt es aber nur im Querformat, hochkant teilt sich der Bildschirm sowohl bei Split View als auch Slide Over in 3:2 auf. Beim Wechsel vom Quer- zum Hochformat oder zurück wird das erste Mal deutlich, dass dieser Modus dem Tablet viel Leistung abverlangt. Die Animation beim Wechsel ruckelt leicht, anstatt Apple-typisch butterweich zu sein.

Slide Over und Split View im Hochkantformat mit 3:2-Aufteilung
Slide Over und Split View im Hochkantformat mit 3:2-Aufteilung

Werden Split View oder Slide Over mit dem neuen Karussell der aktiven Apps kombiniert, entsteht aus dem iPad ein deutlich mächtigeres Multitasking-Tablet. Sind erst einmal viele häufig verwendete Anwendungen in das Karussell geladen, muss kaum noch auf den Homescreen gewechselt werden, um gleichzeitig in verschiedenen Apps zu arbeiten. Wird aus dem Karussell eine App ausgewählt, ersetzt diese dabei immer die linke geöffnete App im Split View oder Slide Over. Doch nicht nur im produktiven Einsatz ergeben die Veränderungen in iOS 9 Sinn, auch im Freizeiteinsatz ist es außerordentlich praktisch, Safari und Maps, Facebook und Mail oder Fotos und YouTube gleichzeitig nutzen zu können.

Bild im Bild

Dass Videos beim Multitasking eine wichtige Rolle spielen, hat auch Apple erkannt und speziell dafür einen Bild-im-Bild-Modus in iOS 9 integriert, der ab dem iPad Air sowie ab dem iPad mini 2 zur Auswahl steht. In YouTube funktioniert dieser zwar noch nicht, aber auch hier steht für Entwickler eine API bereit, um die Funktion in wenigen Schritten zu integrieren. Im Browser kann Bild-im-Bild jedoch schon ausprobiert werden, beispielsweise auf ComputerBase. Der in Safari integrierte Videoplayer signalisiert den Modus über eine entsprechende Schaltfläche in der Bedienleiste. Der Player löst sich nach Betätigung vom Browser und wird rahmenlos über den restlichen Inhalt gelegt. Dies funktioniert auch bei aktivem Slide Over oder Split View.

Der Videoplayer kann in einer der vier Ecken des iPads fixiert werden und optional per Pinch-to-Zoom-Geste auf die vierfache Fläche gezogen werden. Des Weiteren kann er in diesen Ecken auch größtenteils außerhalb des sichtbaren Bereiches positioniert werden, wenn nur die Tonspur des Videos von Interesse ist, wie es etwa bei Musikvideos, Stand-up-Comedy oder Sport-Livestreams der Fall sein könnte. Neben der Schaltfläche im Player kann der Bild-im-Bild-Modus auch über einmaliges Betätigen des Home-Buttons ausgelöst werden, solange das Video im Vollbild abgespielt wird. Soll der Player wieder geschlossen werden, kann er entweder über die gleiche Schaltfläche wieder in die App geschoben oder komplett geschlossen werden.

Fazit

Das iPad als Serie, aber insbesondere das iPad Air 2 profitiert enorm von iOS 9. Schon in der ersten Beta der neuen Betriebssystem-Version machen die hinzugekommenen Funktionen ein noch besseres Tablet aus dem iPad als zunächst erwartet. Dass es an einigen Stellen noch Feinschliff bedarf, steht außer Frage. Dennoch ist schon jetzt erkennbar, welches Potenzial die Neuerungen haben. Ärgerlich dürfte für den ein oder anderen iPad-Air-und-älter-Besitzer aber sein, dass nur das iPad Air 2 in den Genuss des vollem Umfangs kommen wird.

Diese Entscheidung von Apple ist mit Blick auf die Leistungsfähigkeit des Tablets nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist da eher, dass nicht schon das erste iPad Air mit zwei GByte Arbeitsspeicher ausgestattet wurde. Immerhin wird die leistungsfähige Hardware des iPad Air 2 jetzt sinnvoll und nicht mehr nur von Spielen ausgenutzt. Auch ein vielfach spekuliertes „iPad Pro“ mit noch größerem Bildschirm würde mit iOS 9 Sinn ergeben. Gut möglich, dass Apple im Herbst aber nicht alleine mit diesen oder ähnlichen Funktionen dastehen wird. Auch in Android M wurden bereits versteckte Funktionen gefunden, die den Betrieb von mehreren Fenstern erlauben. Nur hat Google diese im Gegensatz zu Apple nie öffentlich angekündigt.

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