Breitbandausbau: Die umstrittenen Vectoring-Pläne der Telekom

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Andreas Frischholz
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Glasfaser als Zukunftsmusik

Zudem fordert die EU, dass die Gelder in erster Linie in ländlichen und dünnbesiedelten Regionen fließen. Denn das zentral Problem sind ohnehin nicht die Ballungsräume und Städte, in denen sich die Telekom, Festnetz-Wettbewerber und Kabelnetzbetreiber um das dickste Stück vom Kuchen balgen. Vielmehr ist für einen flächendeckenden Ausbau entscheidend, dass auch dünn besiedelte und bislang nicht erschlossene Regionen an das Breitband-Netz angebunden werden. Allerdings sind es diese entlegenen Winkel, die die Kosten nach oben treiben.

Laut der Breitband-Studie des TÜV Rheinland sind Investitionen in Höhe von 11,8 Milliarden Euro nötig, wenn 95 Prozent der Haushalte mit 50 Mbit/s versorgt werden sollen. Der Ausbau bei den übrigen fünf Prozent kostet dann allerdings nochmals 7,7 Milliarden Euro – das sind 3.850 Euro pro Haushalt.

Kosten für den Breitbandausbau mit allen Technologien
(ausgehend von 55 Prozent Breitbandausbau)
Ausbau Kosten Ausbaukosten pro zusätzlichem Haushalt
(über die vorherige Ausbaustufe hinaus)
75 Prozent 5,3 Mrd. Euro 660 Euro
95 Prozent 11,8 Mrd. Euro 810 Euro
100 Prozent 19,5 Mrd. Euro 3.850 Euro

Nach wie vor fehlt für diese entlegenen Regionen aber ein sinnvolles Förderkonzept, um den Ausbau der Glasfasernetze voranzutreiben, wie etwa der Deutsche Landkreistag erst vor kurzem kritisiert hat. Die Frage ist nun: Wie soll dieses Konzept aussehen?

Die Telekom spricht sich für eine technologieneutrale Förderung aus, bei der die öffentlichen Gelder sowohl in den Glasfaser- als auch in den Vectoring-Ausbau fließen sollen. Die Konkurrenten wollen hingegen – wenig überraschend – in erster Linie den Glasfaserausbau voranbringen. So fordert etwa der VATM, dass FTTH-Konzepte bei Ausschreibungen eher berücksichtigt und mehr Gelder erhalten sollten. In dieselbe Kerbe schlägt auch Thomas Braun vom Kabelnetzbetreiber-Verband Anga: „Sinnvolle Förderpolitik muss Wert auf nachhaltigen Ausbau mit Glasfaser legen statt auf die Förderung von Übergangslösungen.“ Vectoring sei aber lediglich eine Brückentechnologie, die den Bandbreitenbedarf nur kurzzeitig deckt.

Das ist einer der entscheidenden Knackpunkte in der Debatte, denn aufgrund der stetig wachsenden Transfervolumina führt früher oder später kein Weg an Glasfaser vorbei. Selbst wenn die Telekom mit der Super-Vectoring-Technologie irgendwann Download-Raten von über 200 Mbit/s erreicht, ändert dies nichts an dem Problem, dass die herkömmlichen Kupferkabel der Telefonnetze am Limit sind. Das verdeutlichen auch die Magenta-Hybrid-Tarife, bei denen die Telekom zwar Download-Geschwindigkeiten von bis zu 250 Mbit/s verspricht und sich damit in der Gewichtsklasse der Kabelnetzbetreiber bewegt. Möglich ist dies aber nur, weil LTE als Ergänzung zu dem VDSL2-Vectoring-Anschluss genutzt wird.

Immerhin: Mit diesen Geschwindigkeiten liegt die Telekom deutlich über dem 50-Mbit/s-Ziel der Bundesregierung. Politisch also alles in Ordnung, selbst wenn Glasfaser-Geschwindigkeiten von über 1 Gbit/s noch in weiter Ferne liegen.

Perspektivisch sollen zwar mit G.Fast auch Geschwindigkeiten von bis zu 1 Gbit/s über Kupferkabel erreicht werden – allerdings ist das nur über eine kurze Reichweite. So könnte vor allem der Glasfaserausbau von dieser Technologie profitieren, da die entsprechenden Kabel nur bis zu den Häusern verlegt werden müssen (FTTH). Innerhalb könnte der Datenverkehr dann mittels G.Fast über die bestehenden Kupferkabel annähernd in Glasfasergeschwindigkeit übertragen werden. Doch das ist bislang noch Zukunftsmusik, da G.Fast noch nicht marktreif ist und zudem Ende 2014 erst 4,4 Prozent der Haushalte über einen FTTH-Anschluss verfügten, wie ein Blick in den Breitbandatlas zeigt.

Doch solange bei der Bundesregierung in erster Linie der klamme Geldbeutel und kein stimmiges FTTH-Konzept das politische Handeln bestimmt, gilt für die nächsten Jahre: Der Streit zwischen der Telekom und den Wettbewerbern um Regulierungen und Fördergelder wird weitergehen.

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