iOS 9: Proaktiver Assistent à la Google Now und Split Screen fürs iPad
Neben OS X El Capitan war iOS 9 eines der großen Themen der Keynote zur Apple WWDC. Die größte Veränderung des Betriebssystem stellt ein proaktiver Assistent dar, den Android-Nutzer seit Version 4.1 kennen. Auch bei Apple sitzt der Assistent auf dem linken Homescreen und versorgt Nutzer mit situationsabhängigen Informationen.
Erkennt iOS 9 beispielsweise, dass der Nutzer morgens regelmäßig Musik hört, wird schon beim Einstecken des Kopfhörers die aktuelle Musik auf dem Sperrbildschirm angezeigt. iOS 9 soll auch erkennen, ob sich der Anwender in einem Automobil befindet, und spielt dort beliebte Medien ab. Zum proaktiven Assistent zählt Apple auch die Erkennung von unbekannten Anrufern. iOS durchsucht hierfür die E-Mails auf dem Endgerät und zeigt einen wahrscheinlichen Vorschlag an. Die Übersichtsseite auf dem linken Homescreen zeigt Informationen an, die relevant zum Aufenthaltsort sind, wie zum Beispiel Kontakte, Apps, Freizeitangebote und Nachrichten. iOS 9 beherrscht zudem sogenanntes Deep Linking, sodass aus Suchergebnissen direkt in eine App gewechselt werden kann. Apple will aber auch großen Wert auf Privatsphäre legen und sich von Google Now unterscheiden. Der proaktive Assistent soll anonym agieren, nicht mit der Apple ID oder Apple-Diensten verbunden sein und seine Daten nicht mit Dritten teilen.
Apple hat für iOS 9 auch an Kernanwendungen des Betriebssystems Veränderungen vorgenommen. Die Notizen-App wurde um eine neue Leiste oberhalb der Tastatur ergänzt, die einfaches Anpassen von Überschriften und Schriftarten ermöglichen soll. Außerdem wurde die App Notizen um Hilfsmittel für Checklisten und Zeichnungen wie Umrisse von Zimmern erweitert. Bilder können nun einfacher in Notizen integriert oder über eine Verknüpfung zur Kamera aufgenommen werden.
Maps hat in iOS 9 das lang ersehnte Update für öffentliche Verkehrsmittel bekommen. Diese Funktion kann in Deutschland zunächst ausschließlich in Berlin genutzt werden, über den gesamten Globus verteilt bedient Apple vorerst nur wenige Großstädte. Apple will sich aber besondere Mühe bei der Implementierung gegeben haben und hat nicht einfach nur Haltestellen per Punkt auf der Karte markiert. Stattdessen werden Bahnhöfe und Haltestellen detailgetreu mit allen Ein- und Ausgängen des Gebäudes abgebildet und die Wegbeschreibung entsprechend minutengenau angepasst.
Mit News ist eine neue App in iOS 9 hinzugekommen. News ist vergleichbar mit Apps wie Flipboard oder anderen Nachrichten-Aggregatoren und stellt eine personalisierte Auswahl von Nachrichten zusammen. Diese lassen sich von den Publishern mit interaktiven Elementen wie animierten Grafiken oder Videos versehen, sowie mit vielfältigen Schriftarten und umfangreichen Möglichkeiten des Textlayouts gestalten.
Während all diese Veränderungen sowohl das iPhone, den iPod touch und das iPad betreffen, hat sich Apple für das Tablet eine Handvoll exklusive Funktionen ausgedacht. Die Tastatur auf dem iPad verfügt fortan über eine Leiste für Copy und Paste sowie Schaltflächen für Text, Fotos und andere Anhänge. Zudem wird die Tastatur unter iOS 9 wahlweise zum Trackpad, wenn diese mit zwei Fingern berührt wird. Auf diese Art und Weise soll sich zum Beispiel Text einfacher markieren lassen.
Die größte Veränderung für das iPad ist aber Multitasking mit Aufteilung des Displays in bis zu zwei Bereiche für unterschiedliche Apps. Teil dieses Updates ist auch eine neue Multitasking-Übersicht für aktive Apps, die auch das iPhone erhalten wird. Auf dem iPad lassen sich Apps in einer 3:1-Aufteilung darstellen, sodass eine Hauptanwendung geöffnet ist und eine weitere in einem Seitenstreifen sitzt. Diese zweite Anwendung lässt sich unabhängig von der ersten App per Multitouch bedienen. Apple hat zudem einen Bild-in-Bild-Modus für Videos hinzugefügt. Das Video sitzt in einem rahmenlosen Player über dem restlichen Inhalt, kann frei über den Bildschirm verschoben und wahlweise am Rand außerhalb des Sichtfeldes platziert werden, wenn nur das Hören der Audiospur gewünscht ist. All diese Funktionen werden vom iPad Air und iPad Air 2 sowie iPad mini 2 und iPad mini 3 beherrscht. Exklusiv für das iPad Air 2 mit A8X-SoC und zwei GByte Arbeitsspeicher ist eine 1:1-Ansicht für bis zu zwei Apps vorgesehen.
Apple hat aber auch unter der Haube von iOS 9 Veränderungen vorgenommen. So werden kürzere Ladezeiten und eine insgesamt höhere Leistung versprochen. Die Akkulaufzeit will Apple für ein iPhone im Schnitt um eine Stunde verlängert haben. Mit einem neuen Energiesparmodus sollen zusätzlich bis zu drei weitere Stunden möglich sein. Im Bereich Sicherheit ist jetzt auch für die iCloud eine Zwei-Faktor-Authentifizierung verfügbar. Updates des Betriebssystems will Apple intelligenter gestalten, sodass diese weniger Speicher des Endgeräts belegen. Statt 4,6 GByte beim Update von iOS 7 auf iOS 8 sollen für iOS 9 nur noch 1,3 GByte des Speichers temporär belegt werden. Darüber hinaus macht Apple HomeKit-Geräte über die iCloud erreichbar und erlaubt CarPlay auf mehr Displaygrößen und zudem mit höherer Auflösung. Außerdem kann CarPlay in zukünftigen Automobilen kabellos angebunden werden.
Entwickler können iOS 9 als Beta ab heute beziehen, die breite Öffentlichkeit kann sich ab Juli für die Beta-Version registrieren, bevor im Verlauf des Herbst die Verteilung der finalen Version ansteht. Üblicherweise geschieht dies im September im Rahmen der Präsentation einer neuen iPhone-Generation. iOS 9 kann auf dem iPad 2 und neuer, iPad mini und neuer, iPhone 4s und neuer sowie dem iPod touch 5 installiert werden.
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