LG G4 im Test: Kühles Smartphone für Akku-Wechsler und Speicher-Erweiterer
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Großen Stellenwert schreibt LG auch dieses Jahr dem Display zu. Während Größe und Auflösung zum G3 unverändert bleiben, sind es vor allem technische Änderungen, die den Unterschied ausmachen. Nach wie vor setzt LG auf einen Bildschirm mit IPS-Technik, diesmal allerdings mit dem Zusatz „Quantum“. Die Anzeige soll dadurch 25 Prozent heller sein, einen 50 Prozent besseren Kontrast bieten und 20 Prozent bei der Farbtreue zulegen.
Beim Kontrast schlägt sich das G4 in der Tat deutlich besser als das G3. Dieser siedelt sich mit 1473:1 am oberen Ende der Modelle ohne AMOLED-Display an. Die Maximalhelligkeit des Testexemplars liegt allerdings lediglich bei 442 cd/m² und damit knapp unter dem Vorgänger. Das Display lässt sich auch bei einfallendem Sonnenlicht in der Regel gut ablesen. Die Farben wirken kräftig und klar, allerdings in keiner Weise übersättigt. Mit einem Weißpunkt von 7.100 Kelvin ist das Bild tendenziell kühler. Eine störende Auffälligkeit der automatischen Helligkeitsregulierung zeigt sich bei starkem Lichteinfall: Die Darstellungsqualität verschlechtert sich, da die Farben phasenweise ausbleichen. Die Blickwinkel zeigen sich IPS-typisch auf sehr hohem Niveau.
Keinen Grund zur Kritik bietet die Schärfe von 534 ppi bei 5,5 Zoll und 1.440 × 2.560 Bildpunkten. Sämtliche Inhalte werden ausgesprochen scharf dargestellt und es kommt zu keinerlei Treppchenbildung bei Texten. Voll ausspielen kann das Smartphone die hohe Auflösung bei entsprechendem Bild- und Videomaterial.
Performance
Im Gegensatz zum G Flex 2 verzichtet LG beim G4 auf Qualcomms stärkstes System-on-a-Chip, den Snapdragon 810. Stattdessen setzt LG sein Vertrauen in den kleineren Snapdragon 808. Im G3 wurde auf einen Snapdragon 801 zurückgegriffen. Als möglicher Grund für die Abkehr vom Topmodell aus dem Hause Qualcomm gilt die höhere Hitzeentwicklung bei hohen Lastspitzen. Wie der große Bruder wird der Snapdragon 808 in 20 nm gefertigt und ist 64-Bit-fähig. Für Rechenleistung sorgt eine Kombination aus vier CPU-Kernen des Typs ARM Cortex-A53 und zwei des Typs Cortex-A57 nach big.LITTLE-Prinzip. Die maximale Taktrate des Cortex-A57-Gespanns liegt mit 1,8 Gigahertz unter den 2,0 Gigahertz des Snapdragon 810. Von diesen CPU-Kernen bietet der 810 darüber hinaus vier Stück. Die Cortex-A53-Kerne takten maximal mit 1,44 Giaghertz und somit ebenfalls langsamer als die bis zu 1,6 GHz schnellen Cortex-A53-Kerne im Snapdragon 810. Dem Prozessor zur Seite stehen 3 Gigabyte LPDDR3-RAM.
Snapdragon 808 | Exynos 7420 | Snapdragon 810 | Tegra K1 | Tegra K1 Denver | Apple A8 | |
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Fertigung | 20 nm HPM | 14 nm FinFET | 20 nm HPM | 28 nm HPM | 20 nm HKMG | |
CPU | ARM Cortex-A57 2 Kerne bis zu 1,8 GHz + ARM Cortex-A53 4 Kerne bis zu 1,44 GHz |
ARM Cortex-A57 4 Kerne bis zu 2,1 GHz + ARM Cortex-A53 4 Kerne bis zu 1,5 GHz |
ARM Cortex-A57 4 Kerne bis zu 2,0 GHz + ARM Cortex-A53 4 Kerne bis zu 1,6 GHz |
ARM Cortex-A15 4 Kerne bis zu 2,3 GHz |
Denver 2 Kerne bis zu 2,5 GHz |
Cyclone 2 2 Kerne bis zu 1,4 GHz |
Befehlssatz | ARMv8-A 64-Bit | ARMv7-A 32-Bit | ARMv8-A 64-Bit | |||
GPU | Adreno 418 bis zu 600 MHz |
Mali-T760 MP8 bis zu 772 MHz |
Adreno 430 bis zu 600 MHz |
GK20A Kepler bis zu 852 MHz |
PowerVR GX6450 bis zu 450 MHz |
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RAM | LPDDR3 Dual Channel 933 MHz 12,8 GB/s |
LPDDR4 Dual Channel 1.600 MHz 25,6 GB/s |
LPDDR3 ? ? 17,0 GB/s |
LPDDR3 ? ? ? |
LPDDR3 Single Channel 1.600 MHz 12,8 GB/s |
Im Alltag zeigte sich das Smartphone von den Veränderungen unberührt, die Navigation durch das Betriebssystem gelingt flüssig und reaktionsfreudig. Auch größere Apps starten, unterstützt vom zügigen internen Speicher, innerhalb weniger Sekunden. Ließ das G Flex 2 noch das nötige Feintuning vermissen, wirkt die Software des G4 stimmig und performant. Im Alltagseinsatz sind keine Ruckler festzustellen, auch der Wechsel zwischen mehreren geöffneten Anwendungen stellt das G4 vor keine Schwierigkeiten. Die Hitzeentwicklung gibt keinen Anlass für Bedenken. Zwar steigt die Abwärme beim Spielen auch beim G4 spürbar an, unangenehm heiß wurde das Smartphone allerdings nicht. Einbrüche bei der Geschwindigkeit in der Bedienung ließen sich nicht ausmachen.
In synthetischen Benchmarks liegt das G4 in einigen Fällen Kopf an Kopf mit dem Google Nexus 6 und dem Samsung Galaxy Note 4, die beide auf einen Snapdragon 805 setzen. Dies zeigt sich beispielsweise in der Gesamtleistung im Single- und Multi-Core-Bereich im Geekbench. Deutlich an die Spitze setzen kann sich der Chip im CF-Bench, hier wird sogar der leistungsstarke Exynos 7420 aus dem Galaxy S6 (edge) geschlagen. In Web-Benchmarks sind vereinzelt Schwankungen festzustellen, in Summe sprechen die Messwerte aber für den Snapdragon 808. In einigen Benchmarks liegt das G4 zudem in Schlagdistanz zum LG G Flex 2 mit Snapdragon 810, muss sich in anderen Benchmarks dem schnelleren SoC aber deutlich geschlagen geben. Dies gilt allerdings nur für (kurze) Benchmarks, in denen der 810 aufgrund hoher Abwärme noch nicht deutlich heruntertakten muss. Bei Dauerlast ist der Snapdragon 808 unter Umständen dann nämlich sogar schneller als der 810, da dieser durch das enorme Heruntertakten der Kerne prozentual sehr viel mehr Leistung einbüßt als der 808.
Veränderungen ergeben sich zudem auf Seiten der GPU: Eine Adreno 418 mit einem maximalen Takt von 600 Megahertz steht dem Smartphone zur Verfügung. Im Vorfeld wurde spekuliert, ob die GPU nicht nur der Adreno 430 aus dem Snapdragon 810, sondern auch der Adreno 420 des Snapdragon 805 unterlegen ist. Und tatsächlich bescheinigen die synthetischen Messungen der Adreno 418 nur ein Leistungsniveau zwischen Snapdragon 801 und 805. Somit ist nicht nur der Snapdragon 810 mit Adreno 430 überlegen, sondern die Adreno 420 im Snapdragon 805 kann sich auch nicht gegen die Adreno 418 aus dem Snapdragon 808 durchsetzen. In Spielen liefert die GPU dennoch ein flüssiges Bild. Auch aufwendige Spiele wie etwa Asphalt 8 laufen flüssig. In Anbetracht des Preises und der Positionierung des G4 ist die Leistung der GPU allerdings durchwachsen.
Zusammengefasst ist die Leistung des Snapdragon 808 im G4 auf hohem Niveau. Zwar kann das SoC in fast keinem Benchmark Spitzenpositionen einfahren, doch die wichtigste Herausforderung ‑ eine flüssige Bedienung – stemmt das Smartphone absolut ohne Probleme. Dabei bleibt das Smartphone kühler als mit dem größeren Snapdragon 810, ohne dass Einbußen bei der Alltagsgeschwindigkeit hingenommen werden müssen. Die Grafikleistung fällt verglichen mit dem G3 und anderen Topmodellen hingegen wenig spektakulär aus. Die eingesetzte Adreno 418 schafft es nicht, für große Leistungssprünge zu sorgen.