Netzteile mit 550 Watt im Test: Fractal Design Edison M gegen XFX XTR
3/7Technik
Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!
Schon der erste Blick auf die Netzteile von Fractal Design und XFX beweist, dass es sich um technische Zwillinge handelt. Die Elektronik verfügt bei beiden Modellen über eine LLC-Resonanzwandlung und DC-DC-Wandler. Die technischen Plattformen werden von SeaSonic gefertigt und kommen auch in der G-Serie des Herstellers zum Einsatz.
Im Bereich der Eingangsfilterung sind beide Netzteile komplett identisch ausgestattet. Diese beginnt mit einer Platine, die mit einem Kupferblech abgeschirmt ist und auf der insgesamt eine Spule, ein X- und vier Y-Kondensatoren platziert sind. Auf dem großen PCB wird die großzügig dimensionierte Filterung mit zwei Spulen, einem X- und zwei Y-Kondensatoren fortgeführt. Als Absicherung fungieren in beiden Fällen eine Schmelzsicherung und ein MOV als passiver Überspannungsschutz.
Hinter der Eingangsfilterung ist die Gleichrichterbrücke positioniert, die in beiden Fällen über einen eigenen Kühlkörper verfügt. Der Primärkondensator besitzt in beiden Netzteilen identische Daten: 330 Mikrofarad Kapazität, 420 Volt und ein Temperatur-Rating von 105 °C. Erste Unterschiede machen sich beim Hersteller des Kondensators bemerkbar: XFX setzt auf ein Modell von Hitachi (HU-Serie), Fractal Design auf ein Modell von Nippon Chemi-Con (KMR-Serie). Beide Modelle sind als gleichwertig anzusehen und stellen eine qualitativ hochwertige Wahl dar.
Auf den ersten Blick sind beide Netzteile auch auf der Sekundärseite völlig identisch aufgebaut: Dank DC-DC-Wandler sollten beide Modelle im Praxistest mit einer guten Spannungsregulation überzeugen können. Hinsichtlich der Elektrolyt-Kondensatoren setzen beide Marken auf hochwertige japanische Modelle von Nippon Chemi-Con (KZE-, KZH-, KY-Serie) und Rubycon (YXG-, ZLH-Serie). Weitere Feststoffkondensatoren runden das positive Bild ab.
Unterschiede gibt es hinsichtlich der Platinen mit den modularen Kabelanschlüssen. Anders als es die technischen Daten suggerieren, setzt Fractal Design auf ein Multi-Rail-Layout und übernimmt das Layout fast unverändert vom technischen Original SeaSonic G550. Bei genauerer Analyse ist jedoch nur der zweite PCI-Express-Anschluss auf der Platine der zweiten 12-Volt-Schiene zugeordnet. Die Schienen sind zudem so hoch abgesichert, dass sich das Netzteil im Alltag wie ein Single-Rail-Netzteil verhält. XFX setzt auf eine eigene Anschlussplatine und verfügt damit nur über eine 12-Volt-Schiene. Abgesichert sind die Netzteile dann wieder identisch, der SITI PS223 stellt alle von den Herstellern beworbenen Schutzschaltungen bereit.
Zwar verfolgen Fractal Design und XFX hinsichtlich der Kühlung eigene Philosophien, Einigkeit herrscht dann jedoch bei der Wahl des Lüfterherstellers Hong Hua. Der größere Lüfter aus dem XFX mit der Modellbezeichnung HA13525H12F-Z ist bereits aus dem Antec Edge bekannt, das kleinere Modell aus dem Fractal Design mit der Modellbezeichnung HA1225M12F-Z findet auch in der kleineren Ausgabe der Snow-White-Serie von SeaSonic Verwendung. Beide Lüfter besitzen ein langlebiges FDB-Lager, erstaunlicherweise besitzt der größere Lüfter im XFX mit 2.300 U/Min eine höhere Nenndrehzahl als das kleinere Modell im Fractal Design mit nur 2.050 U/Min.
Die Lötqualität beider Platinen ist gut, aber nicht perfekt. Unschöne Verbrennungen sind auf jeder Platine nur an jeweils einer identischen Stelle auf der Sekundärseite zu finden.
Mit einer praktisch identischen Plattform und einem identischen Protection-IC sollte es hinsichtlich der Auslösepunkte der Schutzschaltungen keinerlei Unterschiede geben. Tatsächlich schaltet das XFX XTR in der Praxis etwas später ab als das Fractal Design und muss sich daher leise Kritik bezüglich der leicht einbrechenden Spannungsregulation auf der 12-Volt-Schiene gefallen lassen. Insgesamt lässt sich aber für beide Netzteile ein gutes Zeugnis ausstellen.
Rail | Spezifikation laut Netzteilaufkleber | Auslösepunkt Fractal Design | Auslösepunkt XFX |
---|---|---|---|
+3,3 Volt | 20 A | 29 A bei 3,11 V | 32 A bei 3,06 V |
+5 Volt | 20 A | 28 A bei 4,84 V | 32 A bei 4,81 V |
+12 Volt gesamt | 45 A | 54 A bei 11,94 V | 60 A bei 11,10 V |