500-W-Netzteile für 50 Euro im Test: Antec, Enermax, LC-Power und Thermaltake im Vergleich

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Hendrik Engelbertz
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Technik

Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!

Für die VPF-Serie setzt Antec auf die Zusammenarbeit mit Delta, ein Auftragsfertiger, der eher selten im Endkundenbereich anzutreffen ist. Für eine stabile Spannungsregulation wurden die Nebenspannungen mit DC-DC-Modulen bestückt. Der ansonsten umfangreichen Eingangsfilterung fehlt ein MOV als passiver Überspannungsschutz.

Bei der Wahl der Kondensatoren wird das umfangreiche Know-How des Auftragsfertigers sichtbar: An kritischen Stellen wie dem Standby-Kondensator oder den DC-DC-Modulen wurde auf hochwertige Modelle von Nippon Chemi Con (KZH-Serie) und Rubycon (ZLH-Serie) zurück gegriffen. Für die normalerweise weniger belasteten Kondensatoren wurde auf günstigere Ware von Taicon, Ltec und SamXon gesetzt. Als Primärkondensator kommt ein Modell von SamXon (LP-Serie) mit einer relativ geringen Kapazität von 220 Mikrofarad, einer Spannungsfestigkeit von 400 Volt und einer Temperaturfestigkeit von 85°C zum Einsatz. Die Auswahl der Kondensatoren geht angesichts der Herstellergarantie von drei Jahren in Ordnung.

Etwa 40 Prozent der Unterseite des Lüfters werden von einer Luftleitfolie abgedeckt, die die Lautstärke des 120 mm großen Modells von Yate Loon deutlich erhöhen dürfte. Auch der Name des Lüfterherstellers sorgt nicht für Begeisterung, zumal das mit einer Maximaldrehzahl von 2200 U/Min ausgestattete Modell nur über ein tendentiell kurzlebiges Gleitlager verfügt.

Eigene Wege ging Delta wiederholt bei der Implementierung der Schutzschaltungen und auch im Antec VPF550 kommt ein bislang unbekannter Protection-IC mit der Bezeichnung INIT406-DDG der Marke Infinno zum Einsatz. Auf der Unterseite des PCBs sind die beiden 12-Volt-Rails tatsächlich vorhanden und mit eigenen OCP-Shunts ausgestattet (rote Pfeile). OTP wurde mithilfe eines Temperaturfühlers auf der Sekundärseite integriert. Der Aufwand macht sich im Praxistest bezahlt, indem das Netzteil mit hervorragenden Auslösewerten überzeugen kann.

Antec VPF550
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 20 A 26 A bei 3,10 V
+5 Volt 18 A 24 A bei 4,92 V
+12V1 30 A 38 A bei 11,84 V
+12V2 30 A 39 A bei 11,71 V
+12 Volt gesamt 45 A 58 A bei 11,82 V

Bei der Wahl der Elektronik setzt Enermax im MaxPro auf CWT, die technische Plattform ist mit der des Cooler Master B500 v2 fast identisch. Die Eingangsfilterung ist mit einem MOV als passiven Überspannungsschutz ausgestattet, die PFC-Spule wurde zur Minimierung der elektronischen Störgeräusche verpackt.

Für die Auswahl der Kondensatoren muss sich Enermax allerdings Kritik gefallen lassen: Das MaxPro verfügt nur über einen 230-Volt-Spannungseingang, somit wird der Primärkondensator nur gering belastet. Der hochwertige Nippon Chemi Con (KMR-Serie) mit einer Kapazität von 330 Mikrofarad, einer Spannungsfestigkeit von 400 Volt und einer Temperaturfestigkeit von satten 105°C ist somit klar seiner Werbewirksamkeit zuzuordnen, einen Praxisnutzen hat er in diesem Umfeld nicht. Umso unverständlicher – oder eventuell auch verständlicher – ist die restliche Wahl der im Schnitt qualitativ klar unterdurchschnittlichen Kondensatoren von Su'scon (SD-, MF-Serie), CapXon (KF-, KH-, GF-Serie), JunFu (WG-Serie) und SamXon (GF-Serie). Eine ausgewogenere Wahl wäre hier wünschenswert gewesen.

Der 120 mm große Lüfter des MaxPro ist schon aus anderen Netzteilen des Herstellers bekannt, insbesondere die günstige T.B.-Silence-Serie erfreut sich aufgrund der günstigen Preise großer Beliebtheit. Im MaxPro verdeckt eine Luftleitfolie etwa ein Drittel der Unterseite des Lüfters.

Für die Schutzschaltungen ist ein Sitronix ST9S429-PG14 zuständig, der die vom Hersteller versprochenen Schutzschaltungen bereitstellt. Leider schaltet das Netzteil im Praxistest insbesondere auf den Nebenspannungen zu spät ab. Auf Nachfrage von ComputerBase gab der Hersteller zu, für sämtliche Modelle der MaxPro-Serie identische Auslösewerte für die Nebenspannungen zu nutzen – dem 500 Watt starken Modell stehen diese Grenzen nicht.

Enermax MaxPro 500 Watt
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 18 A 29 A bei 1,66 V
+5 Volt 18 A 29 A bei 4,53 V
+12 Volt gesamt 38 A 48 A bei 11,10 V

Für die überarbeitete Version des LC6560GP3 V2.3 behielt LC-Power die technischen Daten unverändert bei. Anstatt jedoch auf eine identische technische Plattform zu setzen, wurde eine komplett neue Technik verbaut. Die Elektronik vom Auftragsfertiger Great Wall ist auch aus dem Corsair CS450M bekannt und für diese Preisklasse als ausgesprochen hochwertig zu bezeichnen. Die Schaltung setzt auf primäre LLC-Resonanzwandlung und wie das Antec VPF550 auf eine DC-DC-Spannungsregulation.

So positiv die technische Ausgangslage ist, sie passt nicht zu den vermittelten Spezifikationen von LC-Power. Verbaut ist eindeutig nur eine 12-Volt-Schiene (roter Pfeil) und nicht zwei, wie auf dem Aufkleber des Netzteils dokumentiert. Zudem sind die DC-DC-Module nicht in der Lage die hohen Stromstärken auf den Nebenspannungen bereit zu stellen: Laut LC-Power sind maximal 27 Ampere auf der 5-Volt-Schiene möglich, bei dieser Belastung schaltet das Netzteil aber sofort ab. Deutlich stärker als versprochen ist das DC-DC-Modul dafür auf der 12-Volt-Schiene ausgelegt, die selbst am Auslösepunkt der Schutzschaltung noch für absolut stabile Spannungen sorgt.

Die restliche Elektronik ist solide: An der Eingangsfilterung wird ein MOV vermisst, dafür fällt die Auswahl der Kondensatoren hochwertiger aus als bei den von CWT produzierten Netzteilen. Gleich zwei Kondensatoren bestimmen die Primärseite, diese stammen aus der GM-Serie von Elite und bieten 150 Mikrofarad Kapazität bei einer Spannungsfestigkeit von 450 Volt und einer Temperaturfestigkeit von 85°C. Auf der Sekundärseite findet sich ein Mix aus Elektrolyt-Kondensatoren der Marken CapXon (KF-Serie), Teapo (SS-, SY-Serie) und Elite (EJ-, EK-Serie) sowie einigen Feststoff-Kondensatoren. Die Schutzschaltungen übernimmt wie im Enermax MaxPro ein Sitronix ST9S429-PG14, die Temperatur im Netzteil wird mit einem Messpunkt auf der Sekundärseite überwacht. Der Lüfter wird von EverCool zugeliefert und ist aus dem Vorgänger des LC6560GP3 bekannt.

LC-Power LC6560 GP3 „Silver“
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 25 A 32 A bei 3,01 V
+5 Volt 27 A 27 A bei 4,74 V
+12 Volt gesamt 39,17 A 58 A bei 11,91 V, Restwelligkeit bei 170mV

Thermaltake setzt auf die identische technische Basis wie das Enermax MaxPro. Eingangsfilterung und PFC-Spule sind für die Anforderungen im 115-Volt-Netz jedoch deutlich größer ausgelegt, während ein kleinerer Protection-IC verbaut wurde.

Für die Wahl der Kondensatoren muss auch Thermaltake kritisiert werden, denn ein hochwertiger Primärkondensator trifft auf eine qualitativ unterdurchschnittliche Auswahl auf der Sekundärseite: Während der Nippon Chemi Con aus der SMQ-Serie (330 Mikrofarad Kapazität, 400 Volt, 85°C) der Mittelklasse zuzuordnen ist, fällt die Qualität im restlichen Netzteil deutlich ab. Mit Su'scon (SD-Serie), CapXon (KF-, GF-Serie) und JunFu (WG-, WL-Serie) ist das Thermaltake Hamburg qualitativ vergleichbar mit dem Enermax MaxPro, auch in diesem Fall wäre eine gleichwertige Aufteilung sinnvoller gewesen.

Der Lüfter im Hamburg besitzt zwar einen Thermaltake-Aufkleber, entpuppt sich jedoch als hochwertiges Modell der Marke Hong Hua und verfügt über ein Hydrauliklager. Ein ähnlicher Lüfter wurde zum Beispiel im Fractal Design Edison M verbaut. Die Wahl des Lüfters ist insofern erstaunlich, da Thermaltake das hochwertige Lüfterlager weder auf der Produktverpackung noch auf der Herstellerwebsite bewirbt. Auf Nachfrage von ComputerBase wurde jedoch bestätigt, dass sämtliche Modelle der Germany-Series mit diesem Lüfter ausgestattet sind.

Alles andere als hochwertig gestaltet sich der Protection-IC: Der Sitronix ST9S313-DAG stellt nur den Unterspannungsschutz (UVP) sowie den Überspannungsschutz (OVP) zur Verfügung – OCP fehlt somit komplett. Das macht sich anhand der Auslösewerte der Schutzschaltungen bemerkbar, bei dem sich für das Hamburg nur katastrophale Werte notieren lassen. Insbesondere die 5-Volt-Schiene lässt eine Überlast von satten 250 Prozent zu, bevor das Netzteil endlich abschaltet.

Thermaltake Hamburg 530 Watt „Bronze“
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 16 A 28 A bei 1,5 V
+5 Volt 18 A 45 A bei 4,14 V, hohe Restwelligkeit, +12 Volt bei >13,5 Volt
+12 Volt gesamt 42 A 68 A bei 9,11 V