500-W-Netzteile für 50 Euro im Test: Antec, Enermax, LC-Power und Thermaltake im Vergleich

 7/7
Hendrik Engelbertz
70 Kommentare

Fazit

LC-Power mit einem hohen Wirkungsgrad, Antec mit einer hochwertigen Elektronik, Enermax mit einem hochwertigen Lüfter und Thermaltake mit dem geringen Kaufpreis – so wurden die Karten im Vorfeld des Vergleichstests gemischt. Tatsächlich behalten alle Netzteile die im Vorfeld genannten Eigenschaften bei, auch wenn der Vergleichstest für einige Testkandidaten anders verlief als geplant.

Mit vielen Vorschusslorbeeren ist das Antec VPF550 in den Test gestartet: Bereits auf der CeBIT vergab ComputerBase das Prädikat „Geheimtipp“, welches das Netzteil im Test weitestgehend bestätigen kann. Das VPF550 leistet sich – abgesehen von einem zu lauten Lüfter – keine gravierende Schwächen und kann den Testsieg für sich verbuchen. LC-Power kontert mit einem beeindruckend hohen Wirkungsgrad, in dieser Disziplin kann das neue LC6560GP3 V2.3 selbst doppelt so teure Netzteile übertreffen. Zusammen mit dem leisen Lüfter lag der Testsieg zum Greifen nahe, gescheitert ist der Hersteller an den falschen Spezifikationen: Die hat LC-Power einfach vom Vorgänger übernommen, ohne sie für die neue technische Plattform anzupassen – die Quittung folgte im Praxistest mit schlechten Ergebnissen. LC-Power versetzt sich selbst auf den zweiten Platz im Vergleich.

Auf Platz drei folgt das Enermax MaxPro. Dessen Konzept mit dem hochwertigen Lüfter wird durch die zu hoch angesetzte Minimaldrehzahl zunichte gemacht, zudem verdient sich die Elektronik nur das Prädikat „durchschnittlich“. Mit wenigen technischen Änderungen wäre für das MaxPro eine höhere Platzierung problemlos möglich gewesen. Die Stärken des Enermax übernimmt das Thermaltake Hamburg, die mit einem erstaunlich hochwertigen Lüfter überzeugen kann. Abgesehen von langen Kabeln kann das Netzteil jedoch keine weiteren Highlights setzen, zusammen mit den unbefriedigenden Ergebnissen im Bereich der Schutzschaltungen bleibt dem Hamburg 530 Watt somit nur der letzte Platz.

Platz 1: Die Technik überzeugt, der Lüfter nicht

Technisch versierte Leser werden mit dem Antec VPF550 glücklich, denn die vom Auftragsfertiger Delta zugelieferte Elektronik glänzt mit hervorragenden Auslösewerten der Schutzschaltungen sowie der sehr guten Spannungsregulation. Abgesehen von zum Teil erhöhten Werten im Bereich der Restwelligkeit ist dem VPF aus technischer Sicht ein überzeugender Auftritt gelungen.

Antec VPF550
Antec VPF550

Zwei Punkte verhageln die Bilanz dennoch: Eher rustikal geht der Lüfter zu Werke und disqualifiziert das VPF550 für den Einsatz in besonders leisen Systemen. Zudem liegt der aktuelle Kaufpreis mit 59 Euro deutlich zu hoch, das VPF liegt damit auf einem Preisniveau mit günstigen Netzteilen mit 80Plus-Gold-Zertifizierung. Sparfüchse sollten sich daher die kleineren Versionen VPF350 und VPF450 anschauen, welche zum Teil deutlich günstiger angeboten werden, aber eben auch weniger Leistung bieten.

Antec VPF550
Produktgruppe Netzteile, 22.07.2015
  • Effizienz
    O
  • Weitere elektr. Messwerte
    +
  • Anschlüsse
    O
  • Verarbeitung
    +
  • Elektronik und Schutzschaltungen
    +
  • Lautstärke
  • Geringe Abmessungen
  • lange Peripheriekabel
  • Hochwertige Elektronik
  • Viele Schutzschaltungen, die rechtzeitig eingreifen
  • Sehr gute Spannungsregulation
  • Kabeldurchmesser teilweise gering
  • Aufteilung der 12-Volt-Schienen
  • Restwelligkeit zum Teil erhöht
  • Lauter Lüfter

Platz 2: Ein falscher Aufkleber verhindert den Testsieg

Der tragische Verlierer im Vergleichstest ist das LC6560GP3. Mit ein Wenig Feintuning wäre LC-Power ein großer Wurf gelungen, denn nach dem aktuellem Stand wirkt das Netzteil unfertig. Die technische Basis stimmt dabei: Die aus Corsairs CS-Serie entnommene Elektronik verfügt über unabhängig regulierte Spannungen, zudem lehrt der hervorragende Wirkungsgrad selbst deutlich teureren Netzteilen das Fürchten.

LC-Power LC6560GP3 V2.3 „Silver“
LC-Power LC6560GP3 V2.3 „Silver“

Völlig unverständlich ist daher die Entscheidung des Herstellers, die Spezifikationen des technisch veralteten Vorgängers ohne Anpassungen zu übernehmen. Die viel zu hoch angesetzten Werte der Nebenspannungen überfordern die moderne Elektronik, was zu einer nur durchschnittlichen Spannungsregulation führt. Auch die bereits beim Vorgänger stark kritisierten Kabelstränge finden sich am überarbeiteten Modell wieder, womit das zweifellos große Potential des Netzteils stark eingeschränkt wurde.

LC-Power LC6560GP3 V2.3 „Silver“
Produktgruppe Netzteile, 22.07.2015
  • Effizienz
    ++
  • Weitere elektr. Messwerte
    O
  • Anschlüsse
  • Verarbeitung
    +
  • Elektronik und Schutzschaltungen
    O
  • Lautstärke
    +
  • Sehr hoher Wirkungsgrad
  • Leiser Lüfter, geringe Elektronikgeräusche
  • Falsche technische Dokumentation (Single-Rail statt Dual-Rail)
  • Kabeldurchmesser zu gering
  • Wenige Anschlüsse und kurze Kabel
  • Zum Teil sehr hohe Restwelligkeit
  • Nur zwei Jahre Garantie

Platz 3: Das Potential nicht genutzt

Das Enermax MaxPro muss ohne echte Stärken auskommen, besitzt dafür jedoch auch keine gravierende Schwächen. Theoretisch wäre Enermax eine interessante Alternative zu den sehr leisen Netzteilen von be quiet! gelungen, wenn die Mindestdrehzahl des Lüfters nicht deutlich zu hoch angesetzt wurde – die einzeln im Handel erhältlichen und nahezu baugleichen Lüfter sind wegen ihrer geringen Lautstärke zurecht beliebt.

Enermax MaxPro
Enermax MaxPro

Abgesehen vom Lüfter ist der Auftritt des MaxPro nur durchschnittlich. Die Kabel besitzen eine ausreichende Länge und die Schutzschaltungen greifen meist rechtzeitig ein, auf der Gegenseite stehen die unterdurchschnittliche Elektronik sowie die mäßige Spannungsregulation. Mit einem Kaufpreis von etwa 53 Euro ist das MaxPro zwar relativ günstig, kann sich gegen die etablierten Cooler Master G550M und be quiet! S7 450W jedoch nicht durchsetzen.

Enermax MaxPro 500 Watt
Produktgruppe Netzteile, 22.07.2015
  • Effizienz
  • Weitere elektr. Messwerte
    O
  • Anschlüsse
    +
  • Verarbeitung
    ++
  • Elektronik und Schutzschaltungen
    O
  • Lautstärke
    O
  • Geringe Abmessungen
  • Hochwertiger Lüfter
  • Gute Kabelausstattung
  • Geringe Restwelligkeit
  • Kabeldurchmesser teilweise zu gering
  • Geringer Wirkungsgrad
  • Elektronik könnte hochwertiger sein
  • Spannungsregulation
  • Lüfterdrehzahl bei geringer Last zu hoch

Platz 4: Nur günstig reicht nicht

Mit einem Kaufpreis von nur 47 Euro ist das Thermaltake der günstigste Vertreter im Vergleich. Das wird an vielen Stellen sichtbar, beispielsweise an der klapprigen Verarbeitungsqualität oder der unterdurchschnittlichen Elektronik mit den nur rudimentär vorhandenen Schutzschaltungen.

Thermaltake Hamburg 530W „Bronze“
Thermaltake Hamburg 530W „Bronze“

Aber das Hamburg besitzt durchaus seine Stärken: Hinsichtlich der Kabelausstattung und dem leisen Lüfter kann das günstigste Netzteil sogar Highlights im Test setzen. Leider überwiegen die schlechten Ergebnisse der Schutzschaltungen so sehr, dass das Hamburg knapp auf dem letzten Platz landet. Ein Schnäppchen lässt sich aufgrund des günstigen Preises dennoch machen, falls der fehlende Überstromschutz aus persönlicher Sicht eine untergeordnete Rolle spielt.

Thermaltake Hamburg 530 Watt „Bronze“
Produktgruppe Netzteile, 22.07.2015
  • Effizienz
    O
  • Weitere elektr. Messwerte
    O
  • Anschlüsse
    +
  • Verarbeitung
    O
  • Elektronik und Schutzschaltungen
  • Lautstärke
    +
  • Geringe Abmessungen
  • Lange Kabel mit vielen Anschlüssen
  • Geringe Restwelligkeit
  • Hochwertiger und leiser Lüfter
  • Verarbeitungsqualität des Netzteilgehäuses
  • Kabeldurchmesser teilweise zu gering
  • Elektronik könnte hochwertiger sein
  • Schutzschaltungen greifen zu spät
  • Spannungsregulation

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