Cisco: Chef will keine Hintertüren für die NSA einbauen
Der amerikanische Netzwerkausrüster Cisco will keine Hintertüren für Geheimdienste wie die NSA bereitstellen. Die Loyalität zu den Kunden wäre dem Unternehmen wichtiger als die Sicherheitsinteressen der USA, erklärte der neue Cisco-Chef Chuck Robbins im Gespräch mit dem Spiegel.
Dementsprechend wäre auch der Standpunkt des Unternehmens, dass man nicht mit Geheimdiensten kooperiere, um diesen einen heimlichen Zugriff auf Router und andere Netzwerk-Produkte zu ermöglichen. „Wir haben dazu eine ganz klare Position: Wir gewähren Regierungen und anderen Organisationen weder Hintertüren zu unseren Produkten noch geben wir unsere Quellcodes heraus“, so Robbins.
Cisco zählt weltweit zu den größten Anbietern von Netzwerktechnologie, die etwa auch in Internet-Backbones eingesetzt wird. Dementsprechend heikel sind die Vorwürfe, denen sich das Unternehmen vor allem seit den NSA-Enthüllungen stellen muss. So wurde etwa im Dezember 2013 publik, dass die NSA-Abteilung ANT heimlich die Produkte von Netzwerkausrüstern wie Cisco, Dell und Juniper infiltriert – und das erfolgt nicht per Fernzugriff. Stattdessen fängt der Geheimdienst das Paket mit dem Produkt auf dem Weg zum Kunden ab, um unauffällig eine Hintertür einzubauen, bevor es endgültig ausgeliefert wird. Besonders pikant für Cisco: Im Rahmen der Enthüllungen ist ein Foto von einem Paket des Unternehmens aufgetaucht, dessen Inhalt in einer NSA-Werkstatt vermutlich mit Überwachungstechnik ausgestattet wurde.
Ob die amerikanischen IT-Unternehmen wie Cisco nun Kenntnisse von den NSA-Aktionen haben oder nicht, schädlich sind die entsprechenden Vorwürfe auf alle Fälle – wie etwa der Streit zwischen den amerikanischen IT-Firmen und US-Regierung zeigt. Denn das Vertrauen in die Sicherheit der Produkte wird auf diese Weise ruiniert. Wenn etwa die Router eines Unternehmens mit einer Hintertür ausgestattet sind, kann die NSA den Datenverkehr auslesen und so an sensible Informationen wie etwa Geschäftsgeheimnisse gelangen. Und diese Befürchtungen machen sich beim Umsatz bemerkbar. Infolge der NSA-Enthüllungen prognostizieren Studien den amerikanischen Anbietern von Cloud-Lösungen und Netzwerk-Produkten Umsatzeinbußen in Milliardenhöhe, die vor allem den asiatischen Raum betreffen.