H5OS: Firefox-OS-Konkurrent erhält 100 Millionen US-Dollar
Li Gong, ehemaliger Präsident bei Mozilla, hat für sein Startup Acadine Technologies 100 Millionen US-Dollar Risikokapital für einen Ableger von Firefox OS erhalten. Geldgeber ist das chinesische Staatsunternehmen Tsinghua Unigroup International, eine Tochtergesellschaft der Tsinghua Holding.
Li Gong war neben Andreas Gal und Rick Fant einer der Aktivposten, die die Mozilla Foundation in letzter Zeit verließen, um eigene Unternehmen zu gründen. Li Gong, der seit 2007 für Mozilla unter anderem als Präsident arbeitete, verließ im April die Stiftung, um ein Unternehmen mit dem Arbeitstitel Gone Fishing zu gründen, das mittlerweile in Acadine Technologies umbenannt wurde, seinen Hauptsitz in Hong Kong hat und Büros in Peking, Taipeh, Palo Alto und London betreibt.
Li Gong hatte bereits bei seinem Ausscheiden bei Mozilla erklärt, er wolle ein Betriebssystem für Smartphones, Tablets, Wearables und Geräte des Internet of Things (IoT) erstellen, das wie Firefox OS mit Webtechniken wie HTML, CSS und JavaScript realisiert wird. Gong, der als Präsident von Mozilla die Entwicklung von Firefox OS maßgeblich begleitete, gelang es, rund 40 der bei Mozilla mit Firefox OS befassten Entwickler mit in sein Startup zu nehmen. Er hofft, mit dem H5OS getauften mobilen Betriebssystem bessere Chancen auf eine gute Marktposition hinter Google und Apple zu haben als Mozilla und andere Aspiranten. Microsofts Windows Phone, Samsungs Tizen, Jollas Sailfish OS, Canonicals Ubuntu Touch, Hewlett-Packards WebOS, BlackBerrys BlackBerry OS oder Mozillas Firefox OS konnten sich auf diesem Parkett dauerhaft keine entscheidenden Marktanteile sichern. Das Gong nun mit Tsinghua Unigroup International einen potenten Geldgeber gefunden hat, der die Rechnungen und Gehälter zahlt, sorgt zumindest für eine gute wirtschaftliche Ausgangsposition. So sind derzeit auch weitere 14 Entwicklerstellen bei Acadine Technologies zu besetzen.
Geld will Li Gong mit E-Commerce, Erlösen aus Suchmaschinen, Musik-Streaming und anderen Diensten verdienen. Dass es schwer werden wird, eine Nische zu finden, belegen die aktuellen Zahlen zur Marktposition mobiler Betriebssysteme aus der Analyse der International Data Corp (IDC). Demnach waren von den 334,4 Millionen im ersten Quartal 2015 verkauften Smartphones 78 Prozent mit Android ausgestattet, 18,3 Prozent gingen mit iOS über die Ladentheke. Somit verbleiben für die Konkurrenz derzeit insgesamt lediglich 3,7 Prozent.
Das Geld, das Tsinghua Unigroup International in Acadine Technologies und deren Unterfangen eines erfolgreichen freien Mobilbetriebssystems investiert, stammt von Pekings bekannter Tsinghua University. In den letzten beiden Jahren wurden von dort der Smartphone-Chiphersteller Spreadtrum für 1,8 Milliarden US-Dollar und RDA Microelectronics für 907 Millionen US-Dollar eingekauft sowie für 2,3 Milliarden mit Hewlett-Packard eine Partnerschaft für deren Geschäftsbereich in China unterschrieben. Vor einer Woche wurde außerdem ein Gebot der Tsinghua Unigroup International für Speicherchiphersteller Micron in Höhe von 23 Milliarden US-Dollar bekannt.