Kommentar: Die Atelco-Insolvenz war absehbar und wir sind schuld
Die Insolvenz von Atelco war absehbar. Nicht, weil es Atelco war, sondern weil über fast jedem IT-Händler das Damoklesschwert hängt, das plötzlich zuschlagen könnte. Es ist ein Problem der gesamten Branche, die nur noch am Tropf voller Centbeträge hängt.
Der Handel mit Computer-Komponenten und anderer Unterhaltungselektronik ist beinhart und fordert immer neue Opfer. Nach Bug Computer, K&M Elektronik, PNL-tec, Getgoods und Hoh sowie DiTech hat es nun Atelco getroffen.
Dass es so weit überhaupt kommen konnte, liegt an dem extremen Wettbewerb innerhalb der Branche, der von zahlreichen Preisvergleichen und damit auch den Kunden getrieben wird. Insbesondere Käufer von Elektronik sind oftmals informiert und versiert und wissen, über welche Websites die niedrigsten Preise zu ergattern sind.
Das hat dazu geführt, dass sich die Händler gegenseitig um Centbeträge unterbieten, um, komme, was wolle, auch ja an erster Stelle zu stehen. Ein Blick in die zehn beliebtesten Artikel im Preisvergleich genügt, um das zu erkennen. Die Margen sind extrem niedrig und liegen üblicherweise bei wenigen Euro oder Cent, das weiß ich aus eigener Erfahrung.
Kunden greifen üblicherweise beim günstigsten Händler zu und das ist verständlich. Der Durchschnittsdeutsche hat gefühlt seit Jahren immer weniger Geld in der Tasche und will so wenig wie möglich ausgeben. Dass das auf lange Sicht schwerwiegende Folgen für andere hat, spielt dabei keine Rolle. Wie perfide es auf der Schnäppchensuche zugehen kann, zeigt der Rückruf des Lautsprechers Beats Pill XL. Auf Websites wie MyDealz tümmelten sich kurz darauf Abertausende, die aus der Misere eines anderen noch Profit schlagen wollten.
Die Lage ist verzwickt, vielleicht müssen wir uns wieder an höhere Preise gewöhnen und feststellen, dass sich eben nicht jeder alles leisten kann. Erst dann kann sich das System wieder erholen, erst dann können im Handel höhere Löhne gezahlt werden und erst dann muss vielleicht nicht jedes Jahr ein weiterer Händler dran glauben. Denn wie es sich derzeit abzeichnet, bestellen wir sonst in wenigen Jahren nur noch bei Amazon und der Media-Saturn-Holding.
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