PocketBook Touch Lux 3 im Test: Viel Lesevergnügen durch ein stimmiges Gesamtpaket

 3/4
Michael Schäfer
71 Kommentare

Bedienung und Lesen

PocketBook stattet den Touch Lux 3 mit einem beleuchteten, sechs Zoll großen Display in der mittlerweile als Standard geltenden Auflösung von 758 × 1.024 Bildpunkten aus. Auch wenn die Konkurrenz teilweise mit höheren Auflösungen lockt, ist der Zuwachs an Lesekomfort und der damit verbundene Nutzen nicht so hoch, wie es die Werbung glaubhaft zu machen versucht. Zwar sieht die Schrift im direkten Vergleich erwartungsgemäß schärfer aus, dennoch bietet die geringere Auflösung des Touch Lux 3 ebenfalls ein sehr gutes Schriftbild. Dazu trägt auch die verbaute Carta-Technologie vom Marktführer für Bildschirme mit elektronischer Tinte E-Ink bei.

Bildvergleich: Schriftbild PocketBook Touch Lux 3 Schriftbild Amazon Kindle Paperwhite 2

Die Texte heben sich vom hellen Hintergrund in den meisten Fällen gut ab und werden gleichmäßig dargestellt. Hin und wieder sorgt jedoch die Verlagsschrift dafür, dass die sonst gute Darstellung durch dünne und blasse Schriften sichtbar abnimmt. Abhilfe schafft die Wahl einer anderen Schriftart. Über eine Kontrasteinstellung beziehungsweise Einstellung zur Schriftstärke, wie sie Kobo teilweise verwendet, verfügt der Touch Lux 3 nicht. Ghosting-Effekte, also das nicht vollständige Neutralisieren vorhandener Farbpixel, sind auch beim neuen PocketBook ein Thema – hier unterscheidet sich der Reader nicht von der Konkurrenz. Deutlich wird dies vor allem bei Bildern auf vorangegangenen Seiten, welche später noch wie Schatten sichtbar hinter dem Text liegen. Abhilfe schafft, das Invertierungsintervall auf jede neue Seite zu stellen. Dadurch sollen in der Theorie zwar der Neuaufbau einer Seite verlängert sowie der Stromverbrauch erhöht werden, in der Praxis fällt dieser Umstand jedoch kaum ins Gewicht.

Die Beleuchtung des Lux 3 lässt sich stufenlos einstellen und fällt mit bis zu 145 Candela pro Quadratmeter hell aus. Im täglichen Gebrauch wird der Nutzer diese Reserven jedoch nur selten ausschöpfen, für ein komfortables Lesen ist bereits eine Leuchtkraft von 40 bis 50 Prozent völlig ausreichend. PocketBook sorgt beim Lux-Neuling für eine gute und gleichmäßige Ausleuchtung, nur am unteren Display-Rand lassen kleine Schattierungen Rückschlüsse auf die Positionen der verbauten LED zu – wie bei nahezu allen beleuchteten E-Book-Readern.

Größenvergleich Kindle Paperwhite 2 versus Touch Lux 3

Auf dem Touch Lux 3 hält neben anderen Readern von PocketBook auch die „Öffnen-mit“-Funktion wieder Einzug. Damit lassen sich Inhalte wahlweise mit dem Adobe Reader oder dem FB Reader öffnen. Geblättert wird entweder über die üblichen Wischgesten in die entsprechende Richtung oder per Bedientaste am unteren Rand. Die Geschwindigkeit beim Seitenwechsel unterscheidet sich dabei erheblich: Im Vergleich zu einem 2014er Kindle Paperwhite mit gleicher Auflösung ist der Lux 3 beim Blättern über die haptischen Buttons in Sachen Geschwindigkeit noch gleichauf, bei einer Wischgeste ist jedoch eine Verzögerung bei der Umsetzung deutlich zu erkennen. Der Grund hierfür dürfte im Touchscreen zu suchen sein, denn durch den Prozessor mit einer Taktrate von 1 Gigahertz samt 256 Megabyte Arbeitsspeicher sollten genügend Leistungsreserven für einen schnellen Seitenwechsel vorhanden sein.

Einen besonderen Vorteil bilden die frei zu belegenden Bedientasten. Diese ermöglichen ein Festlegen bestimmter Aktionen sowohl im Allgemeinen als auch separat für das Lesen von Inhalten im E-Pub- oder PDF-Format. So kann bei E-Pub-Dateien mit Drücken der Menütaste ein Lesezeichen gesetzt werden, während beim Lesen von PDF-Dokumenten bei gleicher Taste auf Wunsch eine neue Notiz angelegt oder die Suche aufgerufen wird.

PocketBook gibt dem Nutzer auch beim Lux 3 wieder einige Einflussmöglichkeiten auf die Textdarstellung an die Hand. Neben 26 verschiedenen Schriftarten (9 unterschiedliche Fonts in diversen Schnitten) und einer stufenlos einstellbaren Schriftgröße von 16 bis 90 Pixeln samt Pinch-To-Zoom-Geste können zudem Zeilen- und Seitenabstand in jeweils drei festgelegten Werten eingestellt werden. Eine Silbentrennung wird zwar ebenfalls unterstützt, diese muss jedoch im jeweiligen E-Book verankert sein.

Eine weitere hilfreiche Funktion findet der Nutzer in der Vollbilddarstellung: Durch den Wegfall der oberen Statusleiste, die unter anderem Datum, Uhrzeit und Batteriestand trägt, sowie der Seitenanzahl am unteren Rand des Bildschirms gewinnt der Nutzer je nach verwendeter Schriftart und Schriftgröße bis zu sechs zusätzliche Zeilen. Als einer der wenigen Reader unterstützt der PocketBook Touch Lux 3 auch den Landscape-Modus, der jedoch nicht, wie bei Tablets üblich, automatisch erkannt wird. Über die Menütaste kann aber schnell zur entsprechenden Auswahl gesprungen werden.

PocketBook Touch Lux 3: Leseeinstellungen
PocketBook Touch Lux 3: Leseeinstellungen
PocketBook Touch Lux 3: Schrifteinstellungen
PocketBook Touch Lux 3: Schrifteinstellungen
PocketBook Touch Lux 3: Bibliothek
PocketBook Touch Lux 3: Bibliothek

Ebenfalls viele Möglichkeiten bietet die integrierte Notizfunktion. Mit dieser können nicht nur wie sonst üblich Stellen im Text markiert und dazu Notizen eintragen werden, es lassen sich auch handschriftliche Vermerke und Markierungen direkt in die jeweilige Seite schreiben. Ausgewählte Textstellen können zudem kommentiert werden, auch wenn das einzeilige Eingabefeld hierfür deutlich zu wenig Platz bietet. Ganze Seiten oder bestimmte Bereiche lassen sich zudem über die Screenshot-Funktion samt Notizen sichern. Die Notizen und Kommentare können anschließend in der Buchübersicht aufgerufen oder per PC gesichert werden.

Der Touch Lux 3 stellt eine Reihe von Nachschlage- und Übersetzungswörterbüchern von Abbyy Lingvo zur Verfügung, darunter Wörterbücher in Deutsch, Englisch, Italienisch, Französisch sowie Niederländisch. Leider handelt es sich hierbei in den meisten Fällen jedoch nur um Übersetzungshilfen ins Englische. Weitere Nachschlagewerke lassen sich jederzeit im PocketBook-Shop erwerben.

Eine weitere Stärke spielt der neue Sprössling von PocketBook bei PDF-Dokumenten aus, für die dem Nutzer verschiedene Darstellungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen: Neben der vom Desktop bekannten Darstellung als ganze Seite oder in kompletter Breite kann der Nutzer durch die Spalten blättern, indem der Reader sie heranzoomt. Hierbei trifft der Reader bei aufwendigen Layouts jedoch nicht immer die richtigen Stellen. Die Möglichkeit, die Ränder zu beschneiden, kann je nach Dokument zudem für eine deutlich größere Darstellung der Inhalte sorgen.

Für mehr Komfort sorgt dagegen die PDF-Reflow-Funktion. Während sie bei E-Papers mit aufwendigem Layout samt verschiedenen Schriftgrößen schon einmal aus dem Tritt kommen kann, lassen sich so vor allem Fachbücher im PDF-Format entspannt lesen. Auch wenn einzelne Wörter hin und wieder mit Leerzeichen versehen werden und der Reader in Bezug auf die PDF-Darstellung sicherlich nicht an die Qualität eines größeren Tablets heranreicht, bietet der Touch Lux 3 doch mit die aktuell beste PDF-Darstellung eines E-Book-Readers im Sechs-Zoll-Segment. Die Notizfunktion steht darüber hinaus auch bei PDF-Dokumenten zur Verfügung.

Den bereits sehr umfangreichen Funktionsumfang garniert PocketBook zum Schluss mit ein paar weiteren Zusätzen: Eine Bildergalerie, einen RSS-Reader, einen Taschenrechner und Spiele wie Klondike, Schach und Sudoku.

Zahlreiche zusätzliche Programme auf dem PocketBook Touch Lux 3
Zahlreiche zusätzliche Programme auf dem PocketBook Touch Lux 3