Windows 10: EULA, Updatezwang, Supportzeitraum und Hardwarebindung

Parwez Farsan
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Windows 10: EULA, Updatezwang, Supportzeitraum und Hardwarebindung

Als Teil von Build 10240 hat Microsoft auch den Endbenutzer-Lizenzvertrag (EULA) für Windows 10 (Volltext) veröffentlicht. Darin finden sich unter anderem auch die für den Endkunden besonders interessanten Passagen zum Transfer von OEM-Lizenzen auf andere Rechner sowie zur Update-Politik für Windows 10.

Funktions- und Sicherheitsupdates in Windows 10

Eine wesentliche Neuerung von Windows 10 ist die Update-Politik, auf die der Nutzer sehr viel weniger Einfluss hat als in der Vergangenheit. Im Grunde läuft es darauf hinaus, dass Funktions- und Sicherheitsupdates automatisch heruntergeladen und installiert werden. Letztlich geht es Microsoft dabei darum, eine zu starke Fragmentierung des Ökosystems zu verhindern. Dies ist letztlich auch der Grund, warum Microsoft Privatanwendern ein kostenloses Upgrade auf Windows 10 anbietet: Eine möglichst weit verbreitete, einheitliche Plattform macht nicht nur Microsoft das Leben leichter, sondern die Plattform auch attraktiver für (App-)Entwickler.

Der EULA-Abschnitt bezüglich Updates findet sich im Abschnitt „6. Updates.“ Darin heißt es:

Die Software sucht in regelmäßigen Abständen nach System- und App-Updates, lädt diese für Sie herunter und installiert sie. Sie dürfen Updates nur von Microsoft oder autorisierten Quellen beziehen, und Microsoft muss möglicherweise Ihr System aktualisieren, um Ihnen diese Updates bereitstellen zu können. Durch die Annahme dieses Vertrages erklären Sie sich mit dem Erhalt dieser Arten von automatischen Updates ohne zusätzliche Benachrichtigung einverstanden.

Im Klartext heißt dies, dass Windows 10 Updates automatisch und ohne zusätzliche Benachrichtigung beziehen und installieren kann. Im Falle von Windows 10 Home passiert dies, ohne dass der Nutzer den Vorgang in größerem Ausmaß beeinflussen kann. Werden Updates im sogenannten Current Branch (CB) veröffentlicht, installiert das Betriebssystem sie.

Wie genau diese Zwangsupdates durch Microsoft gehandhabt werden, hängt jedoch maßgeblich von der Windows-10-Version ab, wie eine Microsoft-Präsentation detailliert zeigt.

Der Current-Branch-Ring entspricht der offiziellen Veröffentlichung eines Updates. Bevor es ihn erreicht, hat es im Falle von Windows 10 bereits Microsofts interne Tests sowie den Fast Ring und den Slow Ring für Windows Insider durchlaufen und sollte keine größeren Probleme bereiten. Nutzern von Windows 10 Home steht ausschließlich der Current Branch zur Wahl, sie erhalten also – ob sie wollen oder nicht – Funktions- und Sicherheitsupdates direkt nach der Veröffentlichung durch Microsoft.

Gerade im Unternehmensumfeld sind jedoch oftmals weitere Tests nötig und erwünscht. Für diese Anwender bietet Microsoft zwei weitere Update-Ringe an: Den Current Branch for Business (CBB) und den Long Term Servicing Branch (LTSB).

Der CBB steht Nutzern von Windows 10 Pro, Enterprise und Education optional zur Wahl und ist durch die Pro-Version auch für Heimanwender nutzbar. Auch hier gilt für Sicherheitsupdates, dass sie bei Veröffentlichung direkt eingespielt werden. Nicht so die Funktions-Updates. Bei PCs, die ihre Updates über Windows Update beziehen, werden Funktions-Updates im CBB etwa vier Monate später als im CB verteilt, dann aber ebenfalls automatisch installiert. Windows Update for Business erlaubt es aber zumindest festzulegen, an welchen Tagen der Woche und um welche Uhrzeit die Updates eingespielt werden sollen.

Einerseits werden die Updates so durch die zig Millionen Rechner im CB nochmals auf ihre korrekte Funktion und eventuell noch vorhandene Fehler geprüft. Andererseits gibt dies den Unternehmen die Chance, eventuelle Probleme zu finden, die nur im Zusammenspiel ihrer spezifischen IT-Infrastruktur auftreten und sie vor dem Update zu beheben.

Noch mehr Zeit haben Unternehmen, die statt Windows Update die Windows Server Update Services (WSUS) nutzen, um Updates und Patches zentral an die einzelnen Rechner in ihrem Netzwerk zu verteilen. Ihnen gewährt Microsoft nach der Veröffentlichung der Updates im CBB weitere acht Monate, um Funktionsupdates einzuspielen. Machen sie dies nicht, gibt es keine weiteren Sicherheitsupdates, bis die Funktionsupdates eingespielt wurden.

Speziell für missionskritische Systeme, beispielsweise zur Verkehrskontrolle, sind die LTSB-Versionen von Windows 10 Enterprise, die auf Funktionsupdates komplett verzichten und von Microsoft zehn Jahre lang mit Sicherheitsupdates und Patches versorgt werden. Microsoft plant, alle zwei bis drei Jahre einen neuen LTSB-Build bereitzustellen, der jeweils einen Snapshot des aktuellen Entwicklungsstandes mit allen neuen Funktionen darstellt und zehn Jahre lang ausschließlich mit Sicherheitsupdates und Patches versorgt wird.

Windows 10 LTSB
Windows 10 LTSB (Bild: Microsoft)

Sollen doch einmal neuere Funktionen nachgerüstet werden, ist zwischen dem installierten Build und den nächsten beiden Snapshot-Builds ein direktes Update möglich. Es kann also zwischendurch ein neuer Builds ausgelassen werden, ohne beim folgenden Build eine komplette Neuinstallation vornehmen zu müssen.

Automatische Treiber-Updates verhindern

Im Falle von Treibern sind aber auch Windows-10-Home-Nutzer nicht an Zwangsupdates gebunden. Hier lassen Updates sich durch den Nutzer unterbinden. Die Option findet sich in der Systemsteuerung unter System und Sicherheit > System > Erweiterte Systemeinstellungen > Hardware > Geräteinstallationseinstellungen. Dort müssen die Punkte „Nein, zu installierende Software selbst auswählen“ sowie „Nie Treibersoftware von Windows Update installieren“ aktiviert werden.

Windows 10: Automatischen Treiber-Download unterbinden

Support-Zeitraum von Windows 10

Klarheit herrscht mittlerweile auch in Bezug auf den Zeitraum, über den Windows 10 von Microsoft unterstützt wird. Microsoft hat die englische Version des Informationsblatts zum Lebenszyklus von Windows um die entsprechenden Informationen für Windows 10 ergänzt.

Auch bei Windows 10 gilt der übliche Zeitraum von zehn Jahren, der sich in fünf Jahre grundlegenden Support bis 13. Oktober 2020 und ebenfalls fünf Jahre erweiterten Support mit Sicherheitsupdates bis 14. Oktober 2025 aufteilt. Zusätzliche Kosten für Updates fallen also trotz des „Windows as a Service“-Modells nicht an, die Funktionsupdates werden kostenlos verteilt.

In einer Fußnote führt Microsoft nochmals aus, dass die neuesten Updates installiert werden müssen, damit ein Gerät weiter unterstützt wird:

Updates are cumulative, with each update built upon all of the updates that preceded it. A device needs to install the latest update to remain supported. Updates may include new features, fixes (security and/or non-security), or a combination of both. Not all features in an update will work on all devices. A device may not be able to receive updates if the device hardware is incompatible, lacking current drivers, or otherwise outside of the Original Equipment Manufacturer’s (“OEM”) support period. Update availability may vary, for example by country, region, network connectivity, mobile operator (e.g., for cellular-capable devices), or hardware capabilities (including, e.g., free disk space).

Dies bedeutet nicht, dass alle neuen Funktionen eines Updates von jedem Gerät unterstützt werden. Dies hängt maßgeblich von der Ausstattung des jeweiligen PCs ab. Die Fußnote erklärt zudem, was Microsoft mit dem Satz meinte, dass Rechner über ihre gesamte Lebensdauer hinweg mit Updates versorgt würden.

Dies ist nicht gleichbedeutend mit dem Ende des Supports durch den Hersteller eines Gerätes. Solange das Gerät die Voraussetzungen für die Installation der Windows-10-Updates erfüllt – nicht gleichbedeutend mit der Unterstützung aller Funktionen –, wird es durch Microsoft auch weiter unterstützt. Erst wenn Inkompatibilitäten oder veraltete Treiber ein Windows-10-Update verhindern, endet die Lebensdauer des Rechners im Hinblick auf die Unterstützung durch Windows 10.

Keine Hardwarebindung der OEM-Lizenzen in Deutschland

Im Endbenutzer-Lizenzvertrag erwähnt Microsoft nochmals eindeutig die Bindung von OEM-Versionen an die Hardware, schränkt dies jedoch speziell im Hinblick auf Deutschland und einige weitere Länder ein, in denen landesspezifische Regelungen gelten. Den Abschnitt „4. Übertragung.“ leitet Microsoft wie folgt ein:

Die Bestimmungen dieser Ziffer gelten nicht, wenn Sie die Software als Verbraucher in Deutschland oder in einem unter (aka.ms/transfer) aufgeführten Land erworben haben. In diesem Fall muss die Übertragung der Software an einen Dritten und des Nutzungsrechts dem anwendbaren Recht entsprechen.

Während also in den USA und anderen Ländern OEM-Lizenzen von Windows 10 nicht auf ein anderes Gerät übertragen werden und nur zusammen mit PC mit dem sie ausgeliefert wurden an andere verkauft werden dürfen (für die dann ebenfalls die Hardwarebindung gilt), können Nutzer in Deutschland ihre zusammen mit einem PC erworbenen OEM-Lizenzen auf andere Geräte übertragen beziehungsweise im Rahmen der rechtlichen Vorgaben veräußern.

Faktisch spielt es hierzulande also keine Rolle, dass eine OEM-Lizenz nach dem kostenloses Upgrade auf Windows 10 weiterhin eine OEM-Lizenz ist – eine Hardwarebindung besteht nicht.

Für die teureren Retail-Lizenzen gilt unabhängig vom Land das Recht, sie auf ein anderes Gerät zu übertragen. Die gleichzeitige Nutzung auf mehreren Geräten ist jedoch nicht gestattet.