Windows 10 im Test: Die Zukunft von Windows mit klassischem Startmenü

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Jan-Frederik Timm (+7)
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Info-Center

Mit dem Info-Center übernimmt Windows 10 für Desktop-PCs und Notebooks eine Funktion quasi auch optisch 1:1 von Windows 10 Mobile: Die Benachrichtigungszentrale. Sie lässt sich über das kleine Sprechblasensymbol neben der Uhr aufrufen und öffnet sich, ganz wie bei OS X von Apple, am rechten Bildschirmrand.

Das Info-Center beinhaltet nicht nur Nachrichten des Betriebssystems, auch Apps können sich dort – wie von Smartphones bekannt – bemerkbar machen. Über „Einstellungen -> System -> Benachrichtigungen und Aktionen“ können Anwender jeder App die Zugriffsrechte auf das Info-Center nehmen oder erteilen. Wie bei Windows für Smartphones wird jeder neuen App, anders als bei iOS oder Android M, grundsätzlich erst einmal die Erlaubnis für Benachrichtigungen erteilt – es sei denn, die Funktion ist vollständig abgeschaltet.

Neben Nachrichten enthält das Info-Center auch Einstellungsmöglichkeiten für den Tablet-Modus, das WLAN oder einen Schnellzugriff auf die Notizen in OneNote. Ändern lässt sich die Auswahl der Optionen nicht, sie passt sich aber an das jeweilige Gerät an: GPS, Bluetooth oder den Flugmodus gibt es nur auf mobilen Endgeräten, die diese Hardware bieten.

Xbox-Streaming

Spiele und Windows, das ist mittlerweile ein Synonym für Steam. Dem will Microsoft nun etwas entgegensetzen: Windows 10 soll auch eine Microsoft-Spieleplattform werden, weshalb Xbox One und das Betriebssystem wie alle anderen Plattformen des Konzerns dichter zusammenrücken. Zentral für dieses Unterfangen ist die überarbeitete Xbox-App, die wie alle Anwendungen nun Shop und Funktionalität klar voneinander trennt.

Die neue App ist daher weniger Verkaufsplattform und mehr ein echter Hub: Sie erlaubt einfachen Zugriff auf das Live-Profil, die Activity-Feeds für Freunde und Spiele, sowie Kommunikationsmöglichkeiten. Außerdem möchte Microsoft gerne die Organisation aller installierten Spiele übernehmen, was für anderweitig erworbene Titel allerdings nicht zufriedenstellend funktioniert – gestartet wird in der Regel die DRM-Plattform des jeweiligen Anbieters und nicht mehr. Organisation und Selektion sind speziell bei großen Bibliotheken bei anderen Anbietern besser.

Neben diesen Funktionen hält in Form des Game-DVR ein Xbox-Feature Einzug in Windows 10, das Funktionen zur Aufnahme von bis zu zwei Stunden langen Videosequenzen sowie zum Erstellen von Screenshots bereit hält. Die Aktivierung erfolgt entweder über Hotkeys oder über die Xbox-Taste des Xbox-Controllers, die unter Windows auf diese Weise erstmals einen Nutzen erhält.

  • Windows + G – Spieleliste öffnen
  • Windows + Alt + G – Aufzeichnnen
  • Windows + Alt + R – Aufzeichnung starten/beenden
  • Windows + Alt + Druck – Screenshot erstellen
  • Windows + Alt + T – Aufzeichnungstimer ein-/ausblenden

Ein zentrales Feature der Xbox-App ist die neue Streaming-Funktion, mit der Features der Xbox One auf dem Rechner genutzt werden können. Dazu müssen in den Einstellungen der Konsole Smart-Glass-Verbindungen erlaubt werden. Im Anschluss lässt sich die Xbox mit wenigen Klicks in der App hinzufügen, starten und mit einem Gamepad über den Rechner steuern. Weitere Funktionen kann die Spielkonsole während des Streamings von Apps oder Spielen aber nicht bereitstellen. Inhalte mit HDCP-Verschlüsselung, darunter Fernsehprogramme, bleiben von der Übertragung allerdings ausgenommen.

Für einen reibungslosen Betrieb verlangt Microsoft idealerweise eine Gigabit-Kabelverbindung zwischen Konsole und Rechner oder WLAN nach Standard 802.11n sowie mindestens einen Zweikernprozessor (1,5 GHz) mitsamt zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. Im Test ging die kabellose Übertragung mit etwas höheren Latenzen einher, unspielbar wurde die Übertragung aber zu keiner Zeit. Die angepeilte Auflösung von 1080p bei 30 FPS konnte allerdings nicht umgesetzt werden; beim Streamen müssen daher sichtbare Verluste der Darstellungsqualität hingenommen werden – das Bild wirkt deutlich verwaschener und ist sichtbar niedriger aufgelöst. Die Art der Datenübertragung spielte hierfür keine Rolle, auch mit Kabel ist dies der Fall.

Media Player

Xbox Music präsentiert sich unter Windows 10 zwar im neuen Gewand und heißt nun Groove, bleibt im Kern aber unverändert. Mit leicht angepasster Menüstruktur, die den Zugriff auf lokal gespeicherte Musik erleichtert, sowie der Unterstützung für das Lossless-Formats FLAC halten sich die Änderungen aber in Grenzen. Ähnlich subtil wird der Windows Media Player erweitert, der nun Audio-CDs in Flac-Dateien umwandeln kann.

Im gleichen Zuge wird aus Xbox Video die App Filme & Fernsehsendungen, wobei der Shop hinter der Option „mehr kaufen“ ausgelagert ist – wie in anderen Programmen wird nur noch verlinkt anstatt integriert, primär dient Filme & Fernsehen nun der Verwaltung der bereits gekauften Inhalte. Neu ist unter Windows 10 das native Abspielen des MKV-Containers – auch mit HEVC (H.265), dem Codec-Nachfolger von H.264, der primär für Ultra HD ausgelegt ist. Das alte Media Center entfällt mit Windows 10 aufgrund sinkender Nutzerzahlen ersatzlos.