E-Books: Auch Random House setzt zukünftig auf Wasserzeichen
Mit Random House löst sich nun die weltgrößte Verlagsgruppe von Adobes Rechtemanagement um fortan die eigenen digitalen Bücher per Wasserzeichen zu schützen. Damit schrumpft die Zahl der Verlage mit hartem DRM weiter. Neben Adobe könnte die aktuelle Entwicklung auch Auswirkungen auf Amazon besitzen.
Dtv im April, Bonnier (Piper, Ullstein) im Juni und kurze Zeit später Holtzbrink (Rowohlt, Knaur, KiWi): Immer mehr Verlage lösen sich von Adobe und setzen zum Schutz ihrer E-Books auf ein weiches DRM. Mit Random House wendet sich nun der letzte große deutsche Verlagskonzern von Adobe ab, ab dem 1. Oktober will die Verlagsgruppe (Heyne, C. Bertelsmann, Knaus) alle digitalen Bücher per Wasserzeichen vor Urheberrechtsverletzungen schützen. Laut Random House habe der bisher verwendete Kopierschutz zwar innerhalb der Plattformen mancher Anbieter gut funktioniert, das Verlagshaus räumt aber ein, dass es Systeme und Situationen gab, welche den Nutzer zu stark eingeschränkt hätten.
Damit Leser in Zukunft wieder einfacher auf allen Plattformen und Endgeräten lesen können habe man sich nun für die Umstellung entschieden. „Mit der Umstellung auf Soft-DRM schließen wir uns auch einem immer breiter werdenden Branchenkonsens an, mit dem Ziel den digitalen Markt in Deutschland kontinuierlich weiterzuentwickeln“ , so Random-House-Deutschlandchef Dr. Frank Sambeth zum bevorstehenden Wechsel. Sambeth führt zudem weiter aus, dass man darüber hinaus mit der neuen Ausrichtung nun auch Händler und Plattformen beliefern könne, welche sich seit jeher gegen einen harten Kopierschutz ausgesprochen haben.
Der Konzern machte ebenso deutlich, dass auch mit den zukünftig verwendeten Mechanismen ein sinnvoller Schutz der E-Books gewährleistet sei und dass Random House diese Möglichkeiten zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen nutzen werde.
Gleichzeitig könnte die gegenwärtige Situation zumindest Auswirkungen für Adobe in Deutschland haben, auch wenn das Unternehmen noch zur letztjährigen Frankfurter Buchmesse voraussagte, dass hartes DRM auch weiterhin in Deutschland einen hohen Stellenwert genießt. Aktuell versehen jedoch nur noch einige wenige große Verlagshäuser ihre digitalen Bücher mit dem harten Kopierschutz von Adobe, darunter Suhrkamp und Diogenes.
Ob diese ihr Engagement ebenfalls überdenken werden bleibt abzuwarten, denn in der jetzigen Form kostet der Schutz die Verlage nur Lizenzgebühren und die Benutzer Nerven – einen Schutz bietet das aktuelle Verfahren dagegen schon lange nicht mehr. Zwar hatte Adobe Anfang des letzten Jahres einen nach eigenen Aussagen neuen, unüberwindbaren Kopierschutz vorgestellt, welcher zur Jahresmitte für alle Kunden verbindlich eingeführt werden sollte. Unüberwindbar zeigten sich dabei jedoch vor allem die Kompatibilitätsprobleme zu älteren, nicht mehr mit Updates versorgten E-Book-Readern. Dies sorgte für Unmut unter den Händlern, welche aufgrund der fehlenden Unterstützung den Verlust eines nicht geringen Teils der Käuferschaft befürchteten und welche letztendlich den Druck auf Adobe verstärkten. Am Ende blieb dem Unternehmen nur der Rückzug vom genannten Einführungstermin. Ob mit der jetzigen Entwicklung schon das Ende für besagten Kopierschutz eingeläutet wurde, bleibt jedoch abzuwarten. Zumindest in Deutschland zeichnet sich ab, dass Adobes System zukünftig eine eher untergeordnete Rolle spielen wird.
Ebenfalls erhöhen könnte sich der Druck auf Amazon. Durch das in sich geschlossene Kindle-Universum können die beim Online-Händler verkauften E-Books nicht auf anderen Geräten betrachtet werden. Anders herum ist dies ohne Probleme möglich, der weiche DRM-Schutz ermöglicht das Wandeln der Bücher in die benötigten Formate. Es ist nicht auszuschließen, dass Nutzer den Kauf elektronischer Bücher bei anderen Händlern erwägen, um diese bei einem Plattformwechsel nicht zu „verlieren“.