Perixx PX-1800 & PX-2000 im Test: Dem Tastatur-Geheimtipp auf die Tasten geschaut
3/4Alltagserfahrungen
Beide Tastaturen greifen auf günstige Rubberdome-Technik zurück. Hierbei werden Signale ausgelöst, indem zwei durch eine Kunststoffschicht getrennte Leiterfolien über eine Gummiglocke, welche die Charakteristik der Taster bestimmt, zusammengepresst werden. Dieses Verfahren ist zwar günstig und flexibel, leidet aber unter Alterungsprozessen des Gummis, weshalb sich die Charakteristik der Schalter mit zunehmender Lebensdauer verändern kann.
Dass die nominell gleiche Technik nicht zwingend mit identischem Schreibgefühl einhergeht, zeigen die Perixx-Tastaturen einmal mehr. Die PX-2000 betont den Druckpunkt, der wie üblich bei rund 55 bis 60 Gramm Kraftaufwand überwunden wird, durch den im Anschluss stark abfallenden Widerstand klar, was Signaleingaben eindeutig möglich macht – es schreibt sich aufgrund des damit einhergehenden sauberen Feedbacks zuverlässig, aber nicht unbedingt schnell. Die PX-1800 verwischt den Druckpunkt leicht und löst Signale bereits kurz vor Ende des ebenfalls rund vier Millimeter langen Hubweges aus. Die bei Spieletastaturen häufiger anzutreffende sanftere Charakteristik, hier mit minimal federndem Einschlag sowie mit weicherem Anschlag, erfordert eine kurze Eingewöhnungsphase, erhöht im Gegenzug aber die Tippfrequenz.
Begleitet wird das Tippen von einem hörbaren Hallen der Federn unter der mit einem Drahtbügel stabilisierten Leertaste. Da die Federn für die saubere Funktion der Leertaste nicht benötigt werden, können sie aber einfach ausgebaut werden – sie erhöhen lediglich den Widerstand des Tasters, um versehentlicher Signalübertragung bei Auflage beider Daumen vorzubeugen. Generell erreicht die Geräuschkulisse der PX-1800 bedingt durch etwas stärker klackernde Tastenkappen einen höheren Pegel. Akustisch hat die PX-2000 aus diesem Grund die Nase vorn: Der dumpfere Klang bleibt subjektiv unauffälliger, was die Tastatur auch von der ähnlich teuren Sharkoon Skiller Pro abzuheben vermag.
Die glatten Tastenkappen sind allerdings schwerlich als Gewinn zu bezeichnen. Ihre Oberfläche bietet Fingern keinen Halt und fühlt sich daher stets schmierig an. Darauf lässt sich schreiben, ein angenehmes Gefühl will sich aber kaum einstellen. Nicht ohne Grund sind Tastenkappen, die den Abrieb ihrer leicht strukturierten Oberfläche hinauszögern, ein gefragtes Gut. Obwohl es sich auf beiden Tastaturen ordentlich schreibt, greifen Vieltipper zwar keine Preisklasse höher, aber zumindest zu einer dedizierten Allround-Tastatur.
Design und Layout beider Tastaturen sind prinzipiell gelungen. Bei der KX-1800 verwundert allerdings die Belegung der Zusatztasten. Gut erreichbare zusätzliche Taster sind besonders praktisch, wenn sie für oft genutzte Funktionen eingesetzt werden. Bei diesem Modell werden die Taster hingegen mit Optionen belegt, die in der Regel einmal oder nur selten angefasst werden. Praktisch gefällt die Handballenauflage, die stärker als bei dem primär visuell vorhandenen Gegenstück der PX-2000 helfend zur Seite steht. Der glänzend-schwarzen Tastatur wiederum gereicht der Verzicht auf Software zum Vor- und Nachteil zugleich. Einerseits wird die Konfiguration plattformunanbhängig möglich, andererseits können Windows-Nutzer Makrotasten nur für Makros und nicht für Programmverknüpfungen oder Lautstärke nutzen.
Das wichtigste Bauteil, eine zentrale Säule der Geheimtipp-Empfehlung, glänzt bei der PX-1800 durch Abwesenheit. „2 mm Stahlplatte stabilisiert die Tastatur und gibt festen Halt“ heißt es auf der Verpackung. Wer dabei unter Berücksichtigung der Preisklasse an ein großformatiges Metallelement zur Verstärkung des Gehäuses denkt, denkt zwar richtig, sieht seine Erwartungen aber enttäuscht: Dieses Versprechen entpuppt sich als ausgemachter Etikettenschwindel. Als einziges Metallelement unter der Haube lässt sich ein rund drei Quadratzentimeter „großes“ U-Profil ausmachen, das Leiterfolien und PCB zur sicheren Signalübertragung fixiert – dabei handelt es sich allerdings um ein typisches Bauteil von Rubberdome-Tastaturen.
Stabilisierende Wirkung entfaltet das kleine Metallelement zumindest auf das Gehäuse nicht nennenswert, zumal eine Stärke von zwei Millimetern nur dann erreicht wird, wenn das Profil selbst Eingang in die Messung findet. Das Material selbst kommt nur auf die Hälfte dieses Wertes. Um ein fehlerhaftes Produkt kann es sich bei dem vorliegenden Muster nicht handeln: Weder Konstruktion noch Unterschale lassen erkennen, dass Perixx den Einbau einer Metallplatte vorgesehen hat – zumal der Hinweis auf ein solches Feature in anderen Sprachen fehlt.
Ausnehmend gut gefällt das Key-Rollover beider Tastaturen. Für die PX-2000 verspricht Perixx maximal 20 gleichzeitige Eingaben, die passenden Kombinationen werden im Handbuch als Beleg genannt. Wie bei der PX-1800, die ohne derartige Angaben daherkommt, sind, minimal wie bei Rubberdome-Technik üblich, allerdings nur zwei gleichzeitige Eingaben garantiert möglich. Aufgrund der sinnvoll optimierten Tastenmatrix, welche die blockierten Eingaben in ungenutzte Tastenbereiche vorrangig auf dem Nummernblock auslagert, sind praktisch gerade im „WASD“-Bereich weit mehr korrekte Signalübertragungen möglich. Für Spieletastaturen dieser Technik und Preisklasse ist das Ergebnis hervorragend.