Ubuntu: App-Entwickler enttäuscht von Canonical
Canonical hat ernste Probleme mit App-Entwicklern. Diese sind enttäuscht, dass ihre Apps seit Ubuntu 14.04 nicht mehr aktualisiert werden. Schuld daran ist die Struktur des Ubuntu Software Center und die Umstellung von Debians Paketformat .deb auf die Eigenentwicklung Snappy.
Die Hauptrolle in dieser unerfreulichen Geschichte spielt das Ubuntu Software Center (USC). Schon lange wegen Behäbigkeit unbeliebt bei den Anwendern, rückte es kürzlich wieder in den Fokus des öffentlichen Interesses als Martin Wimpress von Ubuntu MATE erklärte, das USC werde für seine Ubuntu-Variante mit Ubuntu 15.10 „Wily Werewolf“ Alpha 1 nicht mehr als Standard ausgeliefert.
Daraufhin meldete sich mit Iain Lane vom Ubuntu-Desktop-Team ein weiterer Entwickler zum Thema USC zu Wort und dachte laut über Alternativen nach. Von Canonical selbst war dazu nichts zu hören.
„I’ve decided to support Ubuntu, which is a niche platform after all and I’m starting to regret that decision.“ Michał Rosiak
Wohlweislich, wie sich jetzt erahnen lässt. Auf Google Plus beschwerte sich ein App-Entwickler öffentlich, seine Apps würden seit Ubuntu 14.04 nicht mehr aktualisiert. Er monierte, das koste ihn nicht nur Geld, die Kunden, die seine Spiele kaufen und auf neueren Installationen nicht mehr nutzen könnten, gäben ihm zudem dafür die Schuld. Am allermeisten ärgerte ihn aber, dass keiner der Verantwortlichen mit ihm reden wollte. Daraufhin bekannten weitere App-Entwickler für Desktop und mobile Geräte, ihnen gehe es genau so.
Im Laufe des Threads antwortet ein Entwickler und erklärt die Situation, hat aber keine zeitnahe Lösung. Mark Shuttleworths Kommentar ist auch nicht zielführend. Nach weiteren Wochen platzt dem Entwickler der Kragen und er verabschiedet sich etwas rüde von der Plattform.
„Fuck You! I choose Apple's, Google's and Microsoft's platforms. I will no longer develop Ubuntu Poland.“ Michał Rosiak
Unter völliger Außerachtlassung der Tatsache, dass das Problem durch fehlende Kommunikation erst eskalierte, wird er prompt belehrt, dies sei nicht der Stil, in dem die Ubuntu Community kommuniziert.
Canonicals Zurückhaltung, etwas zu USC oder den jetzt aufscheinenden Problemen dahinter zu sagen, erklärt sich darin, dass Canonical keine Lösung hat, die nicht mindestens ein Jahr in der Zukunft liegt. Die Umstellung von .deb auf Snappy wird nicht von heute auf morgen gehen, auch wenn mit Ubuntu 15.10 im Zweig Ubuntu Personal erste greifbare Ergebnisse erscheinen sollen. Bis dieses für den Desktop neue Format, dass aus den Click-Paketen von Ubuntu Touch entwickelt wird, so ausgereift ist, dass man es im USC einsetzen kann, wird Zeit vergehen. Zumal dieses nicht das einzige Problem bei einer solch tiefgreifenden Umstellung sein wird.
Das Problem mit dem USC ist, dass das von Debian übernommene Paketformat nicht für App-Stores geeignet und auch nicht vorgesehen ist. Apps, die von externen Entwicklern eingereicht werden, müssen vor allem in Sachen Sicherheit eine Überprüfung durchlaufen, die sich mit Debian-Paketen so aufwendig gestaltet, dass einer der Entwickler auf Google Plus sagt, Canonical könne sich das nicht leisten. Die zukünftige Lösung in Form von Snappy-Paketen löst das Problem dadurch, dass die Apps ihre eigene Sicherheit in Form einer Sandbox mitbringen. Der hierzu nötige Review-Prozess, wie er bereits bei Ubuntu Touch zur Anwendung kommt, dauert nur Minuten.
Im Angesicht dieser Fakten wird auch klar, was bisher nie kommuniziert wurde: Das neue Paketformat wird hauptsächlich wegen der App-Stores eingeführt. Darunter leiden derzeit nicht nur die App-Entwickler, Canonical wird darüber auch am Desktop Anwender verlieren.