Ubuntu Touch: Meizu MX4 Ubuntu Edition im Alltagstest
4/6Viel Schatten – zu wenig Licht
Der Alltagstest zeigt, dass das MX4 Ubuntu Edition oder andere Smartphones mit Ubuntu noch eine Weile brauchen werden, bis Endanwender ein Gerät mit Ubuntu Touch im täglichen Einsatz als zufriedenstellend empfinden werden. Das hardwaretechnisch im oberen Mittelfeld angesiedelte MX4 ist im Gegensatz zu den schwachbrüstigeren Bq Aquaris E4.5 und E5 HD das erste Ubuntu-Smartphone, das hardwareseitig annähernd stark genug ist, um die Ubuntu-Plattform mobil motorisieren zu können. Annähernd deshalb, da einerseits das Gerät im Betrieb stellenweise ziemlich heiß wird, andererseits das Starten von Apps oder das Laden von Webseiten etwas länger dauert als mit einem vergleichbaren Android-Gerät. Zwar gibt es während der Bedienung im Alltag keine Ruckler, sondern diese gestaltet sich generell flüssig, wirkt allerdings mitunter sehr zähflüssig. Hier muss die Hard- und Software noch besser aufeinander abgestimmt werden oder der Griff zu noch potenterer Hardware erfolgen. Nicht umsonst hatte Canonical beim Versuch der Schwarmfinanzierung für das Ubuntu Edge fast schon aberwitzige Spezifikationen vorgesehen.
Das Display und die Telefonie sind die Bereiche, bei denen kaum Kritik angebracht ist. Die Darstellung der Inhalte auf dem Display ist subjektiv knackig scharf mit satten Farben. Die Display-Helligkeit liegt mit einer Leuchtdichte von 532 cd/m² und einem Weißpunkt von rund 6.900 im guten oberen Mittelfeld.
Beim Kontrast schlägt sich das IPS-Panel von Sharp im Meizu Mx4 nicht ganz so gut, liegt aber mit einem Kontrast von 1.270:1 bei LCD-Displays im guten Mittelfeld
Telefonie, Internet und Kamera
Die Sprachqualität des Geräts wurde auch bei bekannt schwierigen Gegenstellen als sehr klar empfunden, Hintergrundgeräusche wurden gut herausgefiltert. Lediglich der Rufaufbau dauerte manchmal etwas länger als gewohnt. Anders sieht es dagegen bei Breitband und WLAN aus. Das Breitband-Signal fiel oft auf GPRS zurück, während ein Android-Smartphone gleichzeitig weiterhin HSPA, UMTS oder zumindest EDGE anbot. Nach einem Neustart stand dann auch dem MX4 Ubuntu Edition HSPA zur Verfügung. Mit GPRS und ohne die Möglichkeit, zu einem WLAN zu verbinden, reduziert sich die Nützlichkeit des MX4 weitgehend auf den Bereich Telefonie.
Auch WLAN machte zeitweise Probleme, indem entweder selbst zu Hause die Verbindung verloren ging oder das WLAN der Nachbarn zur Verbindung angezeigt wurde. Auch das Passwort des eigenen WLAN wurde häufig vergessen. Dieses Verhalten ließ sich nicht gezielt reproduzieren und tritt ohne erkennbare Zusammenhänge auf. Unter diesen Bedingungen leidet natürlich auch die Ortsbestimmung und Navigation, was in solchen Situationen wiederum das gesamte System stark einschränkt.
Gleiches ist auch zu Scopes und Apps zu sagen. Manchmal vollzieht Ubuntu Dinge, die der Logik entbehren, wie etwa Sprünge bei der Bedienung. Der Anwender landet so an der falschen Stelle oder in einer gänzlich anderen App. Zudem gibt es „Denkpausen“, die gefühlt keine Hänger der Hardware sind sondern eher der Software selbst zuzuschreiben sind. Das Angebot an Scopes und Apps ist, wie bereits erwähnt, noch eingeschränkt. Canonical ist sich aber der Tatsache bewusst, dass ein gut gefüllter App-Store Grundvoraussetzung für die Akzeptanz der Plattform durch Anwender wie auch Entwickler ist und wird daher das bisher verwendete Click-Format für Apps zu Snappy Personal ausbauen, was im Laufe des nächsten Jahres, dem Konvergenzgedanken folgend, auch bei Ubuntu für den Desktop das Debian-Paketformat ablösen soll. Allerdings öffnet Canonical damit eine weitere Baustelle mit großen Herausforderungen und Problemen anstatt erst einmal Ubuntu Phone auszuentwickeln.
Überwiegend positiv ist die Hauptkamera zu bewerten. Sie wird von Sonys neuem Sensor IMX220 (PDF) mit 20,7 Megapixel unterstützt und liefert bei Tage und in der Dämmerung farblich gut ausgeleuchtete, scharfe Bilder. Einzig nachts gibt es Ausfälle, da einige Bilder eines erleuchteten Hafenpanoramas aus dem Dunkeln heraus viel zu starkes Bildrauschen aufwiesen. Ein Foto in einem nur spärlich beleuchteten Raum mit nur einer schwachen Lichtquelle gelang dagegen gut. Leicht negativ fiel zudem die zu lange Auslösezeit auf.