iPhone 6s & iPhone 6s Plus im Test: Mit A9-SoC, 3D Touch und neuer Kamera an die Spitze
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Im iPhone 6s (Plus) steckt Apples neues System-on-a-Chip für Smartphones, der A9 aus der dritten 64-Bit-Generation. Apple gibt eine Leistungssteigerung von bis zu 70 Prozent für die CPU gegenüber dem A8-SoC aus dem iPhone 6 (Plus) an. Die GPU-Leistung ist laut Apple um bis zu 90 Prozent gegenüber dem A8 gestiegen.
Darüber hinaus verrät Apple allerdings kaum etwas über das neue SoC. Bekannt ist, dass Apple den Koprozessor M9, der der Erfassung von Sensordaten dient, in das A9-SoC integriert hat und dieser somit nicht mehr getrennt vom SoC auf dem Logic Board aufgesetzt wird. Der Produktpräsentation vom 9. September war außerdem noch zu entnehmen, dass der A9 in einem neuen Fertigungsverfahren hergestellt wird. Noch unbekannt ist, ob damit die Herstellung in 14 Nanometer mit FinFET-Technik bei Samsung oder Globalfoundries oder doch in 16-nm-FinFET bei TSMC gemeint ist.
Apple hat während der Keynote auch kein Wort dazu verloren, wie viele CPU-Kerne der A9 bietet, wie hoch die CPU takten kann oder welche GPU verbaut ist. Apple gewährte allerdings einen kurzen Einblick in den A9, als das Unternehmen zeigen wollte, wo der M9-Koprozessor in dem A9 untergebracht ist. Dieser sogenannte Die-Shot erlaubt es, einige Mutmaßungen anzustellen, die allerdings noch nicht verifiziert werden können. Offiziell ist bisher nur die Position des M9 im unteren linken Eck des A9. Fest steht mittlerweile auch, dass der Arbeitsspeicher von 1 auf 2 Gigabyte verdoppelt wurde. Allerdings ist noch unbekannt, was für ein Speicherinterface das iPhone 6s nutzt. Bekannt ist allerdings, dass es sich beim Arbeitsspeicher im iPhone 6s um LPDDR4 handelt. Im iPhone 6 steckt noch LPDDR3-1600 mit einem 64-Bit breiten Interface für eine Bandbreite von bis zu 12,8 GB/s.
Wie durch die zu frühe Auslieferung des iPhone 6s an US-amerikanische Kunden schon vor dem heutigen Marktstart bekannt war, arbeitet im A9 eine Dual-Core-CPU, die mit bis zu 1,85 GHz takten kann. Damit ist Apple den zwei Kernen des A8 treu geblieben, hat aber den Maximaltakt um 450 MHz angehoben. Mehr gibt es auch im Bereich Cache: Den L2 Cache der CPU hat Apple von 1 auf 3 Megabyte verdreifacht. Die L1-Caches sind mit 64 + 64 KB gleich groß geblieben. Die CPU des A9 sitzt auf dem Die-Shot im unteren rechten Eck. Dort ist im rechten Bereich auch der größere L2-Cache erkennbar. Unbekannt ist derzeit noch, welchen Namen das eigene Design basierend auf der ARMv8-Architektur trägt. Beim A7 wurde es Cyclone genannt, beim Nachfolger A8 Typhoon. Das neue Design soll angeblich Twister heißen.
Nicht im linken Bereich, sondern dieses Mal in fast der gesamten oberen Hälfte des SoCs sitzt die GPU des A9. Dabei handelt es sich um eine Variante mit sechs Shader-Clusters, wie die Markierungen von ComputerBase zeigen. Zwischen jedem der Clusterpaare sitzt eine Textureinheit. Vom Aufbau des Die-Shots abgeleitet ist im A9 wahrscheinlich die GT7600-GPU von Imagination Technologies verbaut. Dabei handelt es sich um eine PowerVR-GPU aus der aktuellen 7XT-Serie, die im November 2014 vorgestellt wurde. Im A8 ist die PowerVR GX6450 mit vier Shader-Clusters verbaut.
Weil die GPU so viel Platz innerhalb des SoCs einnimmt, musste der L3-Cache eine neue Position finden. Im A8 ist der SRAM 4 Megabyte groß und sitzt auf der rechten Seite des SoCs über der Dual-Core-CPU. Für den A9 ist der SRAM in die Mitte des SoCs gewandert und zudem in zwei Blöcke aufgeteilt worden. Den Dimensionen auf dem Die-Shot zufolge ist der L3-Cache weiterhin 4 Megabyte groß. Den SRAM teilen sich im A8 die CPU und die GPU, beim A9 dürfte dies ebenfalls so gelöst sein. Die Aufteilung in nun zwei Blöcke könnte für eine feste Zuordnung von jeweils 2 Megabyte sorgen, bestätigen lässt sich dies aber noch nicht.
- Geekbench 3 – Total Single-Core
- Geekbench 3 – Total Multi-Core
- Geekbench 3 – Integer Single-Core
- Geekbench 3 – Integer Multi-Core
- Geekbench 3 – Floating Point Single-Core
- Geekbench 3 – Floating Point Multi-Core
- Geekbench 3 – Memory Single-Core
- Geekbench 3 – Memory Multi-Core
- GFXBench 3 1080p T-Rex Offscreen
- GFXBench 3 1080p Manhattan Offscreen
- 3DMark Ice Storm Unlimited
- Google Octane 2.0
- SunSpider 1.0.2
Wie die Benchmark-Ergebnisse zeigen, schlägt das A9-SoC alle derzeit auf dem Markt erhältlichen SoC-Lösungen. Dem eigenen Vorgänger A8 ist der A9 in puncto Single-Core-Performance um 55 Prozent überlegen. Der Abstand zum schnellsten Android-SoC, dem Exynos 7420 beträgt 70 Prozent. Der Snapdragon 810 wird gar mit 100 Prozent Vorsprung geschlagen. Die Multi-Core-Ergebnisse sehen naturgemäß etwas anders aus, hier können die zwei Kerne von Apple nicht mit den acht Kernen von Samsung und Qualcomm mithalten. Die Konkurrenz kann trotz der vielen Kerne und mehr Takt aber gerade einmal 7 bis 20 Prozent Vorsprung für sich behaupten.
Auch im Bereich GPU zeigt Apple, wo der Hammer hängt. Im GFXBench für OpenGL ES 2.0 (T-Rex) ist die GT7600-GPU 34 Prozent schneller als die Mali-T760 MP8 aus dem Exynos 7420 und 55 Prozent schneller als die Adreno 430 des Snapdragon 810. Unter OpenGL ES 3.0 (Manhattan) ist der Abstand noch größer: Zur Mali-T760 MP8 sind es hier 51 Prozent und zur Adreno 430 des Snapdragon 64 Prozent.
iOS 9
Das seit dem 16. September für das iPhone ab dem Modell 4s, das iPad ab Version zwei und den iPod touch der fünften und sechsten Generation verfügbare iOS 9 ist auf dem iPhone 6s und iPhone 6s Plus in vollem Funktionsumfang vorinstalliert. Die Unterschiede zu iOS 8 fallen nicht eklatant aus, es handelt sich mehr um eine Evolutionsstufe. Die Revolution fand bereits mit iOS 7 statt und ist seitdem optimiert und um einzelne Funktionen ergänzt worden. Auf den ersten Blick haben sich unter iOS 9 die Hintergrundbilder und die Schriftart verändert. Apple nutzt jetzt die Schriftart San Francisco, die erstmals auf der Apple Watch zum Einsatz kam. Zuvor vertraute man noch auf Helvetica Neue. San Francisco soll auf kleineren Display besser lesbar sein, auf den beiden iPhones ergeben sich jedoch weder Vor- noch Nachteile.
Eine der größten Veränderungen in iOS 9 ist die Aufwertung von Siri und der Spotlight-Suche. iOS hat in Version 9 wieder eine Suchseite links des ersten Homescreens bekommen. Hier findet man jetzt aber nicht nur die klassische Spotlight-Suche, die auch immer noch über eine Wischgeste nach unten auf dem Homescreen geöffnet werden kann, sondern auch eine Reihe von Informationen, die im Alltag helfen sollen. Der Vergleich mit Google Now ist deshalb sehr naheliegend. Apples Suche ist dabei aber noch nicht so mächtig wie die von Google, das liegt aber auch daran, dass Apple weniger die Daten des Nutzers durchsucht und somit auch weniger stark in die Privatsphäre eingreift. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein intelligenter Alltagshelfer nur dann besonders gut dem Nutzer helfen kann, wenn er viel über ihn weiß.
Zu den Empfehlungen von Siri zählen direkt unter der Suchleiste häufig genutzte Kontakte und Apps. Wird einer der Kontakte angetippt, öffnen sich Kontaktoptionen wie Telefon, Messaging oder FaceTime. Unter diesen Vorschlägen erscheint eine Liste mit Nachrichten (News), die den Nutzer interessieren könnten, meistens ist dies jedoch nicht der Fall. Die angezeigten Nachrichten sind willkürlich zusammengestellt und entsprechen bei zwei ComputerBase-Redakteuren nicht den persönlichen Vorlieben. Die Vorschläge beziehen nicht das Surfverhalten des Nutzers mit ein, sodass stets nur von überregionalen Großpublikationen Nachrichten angezeigt werden.
Eine der wichtigsten Neuerungen der Spotlight-Suche fehlt sogar komplett in Deutschland. Die Nearby getaufte Suche nach Restaurants, Kinos, Shopping-Locations oder Sehenswürdigkeiten steht nicht zur Auswahl. Diese sitzt auf der Suchseite üblicherweise zwischen den Siri-Vorschlägen und den Nachrichten. Nearby ist eigentlich dazu in der Lage, automatisch in der Umgebung des Nutzers nach den genannten Orten zu suchen und Empfehlungen anzuzeigen. Bei der Suche mit Siri fehlen auch mit iOS 9 weiterhin Restaurantreservierungen und Filmkritiken. Auch Apple Pay ist mit iOS 9 nicht in Deutschland eingeführt worden. Wie auch bei Google Now ist der Funktionsumfang der Assistenten in den Vereinigten Staaten am größten.
Immerhin hat es die Navigation mit dem öffentlichen Personennahverkehr nach Deutschland geschafft, allerdings nur in Berlin und der unmittelbaren Umgebung. Von Berlin nach München lässt sich deshalb nicht mit Apple Maps und der ÖPNV-Funktion navigieren. Innerhalb von Berlin ist die Funktion aber sehr gut umgesetzt worden. Besonders umfangreich sind Bahnhöfe in die Karten aufgenommen worden. Je nach Zoomstufe sind selbst einzelne Ein- und Ausgänge erkennbar, die zudem mit in die Navigationsberechnung einbezogen werden.
Neu ist auch die Notizen-App, die jetzt deutlich mehr Optionen für das Erstellen von Texten hat. Zum Beispiel können Fotos, Skizzen und Checklisten eingefügt werden. Dank iCloud stehen alle Dokumente auf allen Geräten mit der selben Apple-ID zur Auswahl. Allerdings erfordert dies auch, dass Nutzer eines Macs, die die Notizen über iCloud synchronisieren, diesen auf El Capitan aktualisieren, um die neuen Notizen auf dem iPhone nutzen zu können. Beim Aufnehmen von Fotos über die Notizen-App steht zudem nicht die normale Kamera-App zur Verfügung, sondern eine deutlich abgespeckte Version, deren Schaltflächen häufig Probleme mit der Eingabeerkennung haben.
Außerdem gibt es mit der App für das iCloud Drive jetzt auch einen Dateiexplorer auf dem iPhone. Hier werden alle Cloud-Daten des Nutzers nach Ordnern und Apps sortiert angezeigt. Wer nach bestimmten Dateien sucht, kann diese nach Datum, Name oder Schlagwörtern sortiert anzeigen lassen.
Auf das iPad und dabei insbesondere das iPad Air 2, iPad mini 4 und iPad Pro beschränkt sind die umfangreichen neuen Multitasking-Optionen in iOS 9. Funktionen wie Slide Over, Split View oder Bild-in-Bild hat ComputerBase bereits ausführlich in einem Test auf dem iPad Air 2 beschrieben. Exklusiv für die neuen iPhones ist hingegen 3D Touch in iOS 9, das auf der nachfolgenden Seite unter die Lupe genommen wird.