iPhone 6s & iPhone 6s Plus im Test: Mit A9-SoC, 3D Touch und neuer Kamera an die Spitze

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Nicolas La Rocco (+1)
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Kamera

Seit dem iPhone 4s hatte Apple an einem Sensor mit 8 Megapixel festgehalten. Mit dem iPhone 6s ändert sich diese Spezifikation das erste Mal seit vier Jahren. Die neue Kamera des iPhone 6s (Plus) bietet 12 Megapixel auf einem gleich großen Sensor. Deshalb musste die Größe der Pixel von 1,5 auf 1,22 µm reduziert werden.

Um einer potenziellen Reduzierung der Bildqualität entgegenzuwirken, hat Apple die über den Photodioden sitzenden Farbfilter weiter nach unten direkt über die Dioden gelegt. Um eine Überlagerung zwischen den jetzt kleineren Dioden zu vermeiden, hat Apple sie zudem einzeln isoliert. Das Verfahren nennt der Hersteller „Deep Trench Isolation“. Zwischen jeder Diode sitzt eine Art Wand als Abgrenzung zur nächsten.

Das Sensorformat ist bei Apple weiterhin 4:3. Samsung nutzt bei seinen aktuellen Kameras das 16:9-Format, die meisten digitalen Spiegelreflexkameras nutzen ein Seitenverhältnis von 3:2. Die maximale Auflösung von Fotoaufnahmen liegt bei 4.032 × 3.024 Bildpunkten. Beim iPhone 6 waren es noch 3.264 × 2.448 Bildpunkte. Der Sensor bietet somit eigentlich sogar 12,2 und nicht nur 12 Megapixel.

Auf der Vorderseite des neuen iPhones sitzt jetzt ein Sensor mit 5 Megapixel. Apple hat erstmals seit dem iPhone 5 wieder die Auflösung der Selfie-Kamera erhöht. Obwohl es der neue Sensor eigentlich erlauben würde, hat Apple nicht die maximale Auflösung für Videos angehoben, diese liegt wie bei der alten 1,2-MP-Kamera nur bei 720p. Hinzugekommen ist jedoch ein Blitz, allerdings keine LED-Variante, sondern ein sogenannter Display-Blitz. Apple nutzt das Display als Fotolampe, deren maximale Helligkeit kurzzeitig das bis zu Dreifache der eigentlichen maximalen Display-Helligkeit erreichen kann. Auch beim Display-Blitz handelt es sich um einen sogenannten True-Tone-Blitz, der seine Farbtemperatur dem Umgebungslicht anpassen kann.

Kamera des Apple iPhone 6s Plus (links) und iPhone 6 Plus (rechts)
Kamera des Apple iPhone 6s Plus (links) und iPhone 6 Plus (rechts)
Kameravergleich
Apple
iPhone 6s
Apple
iPhone 6
Apple
iPhone 6s Plus
Apple
iPhone 6 Plus
Samsung
Galaxy S6 (edge(+))
Huawei
Mate S
Hauptkamera Auflösung 12,0 MP 8,0 MP 12,0 MP 8,0 MP 16,0 MP 13,0 MP
Sensorgröße 1/3" 1/2,6" 1/3,06"
Sensorformat 4:3 16:9 4:3
Blendenzahl f/2,2 f/1,9 f/2,0
OIS ×
Blitz Dual-LED
Dual-Tone
LED Dual-LED
Dual-Tone
Video 2160p/30 FPS
1080p/60 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
1080p/60 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
2160p/30 FPS
1080p/60 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
1080p/60 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
2160p/30 FPS
1080p/60 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
Zeitlupe 240 FPS/720p
120 FPS/1080p
240 FPS/720p
120 FPS/720p
240 FPS/720p
120 FPS/1080p
240 FPS/720p
120 FPS/720p
120 FPS/720p ×
Frontkamera Auflösung 5,0 MP 1,2 MP 5,0 MP 1,2 MP 5,0 MP 8,0 MP
Blitz Display × Display × LED
Video 720p/30 FPS 1440p/30 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS
1080p/30 FPS
720p/30 FPS

Das iPhone 6s Plus schießt durch die Bank bessere Fotos als das iPhone 6 Plus. Die höhere Auflösung des Sensors resultiert in einer allgemein höheren Detaildarstellung und schärferen Abbildung. Das ist zum Beispiel bei den Aufnahmen 69 und 70 zu sehen. Auch der Dynamikumfang ist gestiegen, wenn auch nur leicht. Erkennbar ist dies unter anderem bei den Makroaufnahmen 104 und 105. Noch etwas besser sind auch Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen oder bei Nacht geworden. Rauschen ist zwar klar erkennbar und die Schärfe geht merklich zurück, gemessen an Smartphones sind die Ergebnisse aber gut. Überzeugend ist auch wieder der Autofokus des Smartphones. Dieser arbeitet schon beim iPhone 6 Plus äußerst schnell, schneidet jetzt aber noch eine kleine Spur besser ab. Auch die Kamera-App selbst startet wieder schnell.

Außer Acht gelassen werden darf bei all der Euphorie aber nicht, dass die Konkurrenz mittlerweile aufgeholt und teilweise auch überholt hat. Das zeigt zum Beispiel das Samsung Galaxy S6 edge. Die Bildschärfe liegt bei Samsung auf enorm hohen Niveau, auch die Farben wirken sehr lebendig. Das 16:9-Format trägt dazu bei, dass Bilder auf Anhieb viel intensiver wirken, weil das Format bildschirmfüllend auf aktuellen Monitoren und Fernsehern dargestellt wird. Samsung leistet sich aber auch den ein oder anderen Ausrutscher, der Apple nicht passiert: Die Bilder 79 oder 87 sind weit entfernt von einer realistischen Wiedergabe der tatsächlichen Szenerie.

Die Kamera des iPhone 6s Plus ist deshalb in Summe eine Sorglos-Kamera. Das bedeutet, dass man mit ihr in so gut wie jeder Situation schnell und unkompliziert ein gutes bis sehr gutes Foto schießen kann. Das kann man mittlerweile aber auch bei Samsung, und das ebenfalls in ordentlicher, teilweise sogar besserer Qualität. Dafür muss vereinzelt aber auch mit dem ein oder anderen Ausreißer gerechnet werden, den sich Apple nicht leistet. Beide Kameras haben viele Stärken und wenig Schwächen und sind deshalb beide empfehlenswert.

iPhone 6s Plus im Test – Kamera

Neu für das iPhone 6s (Plus) ist zudem die Möglichkeit, UHD-Videos aufzunehmen. Apple selbst spricht von 4K-Video, dabei handelt es sich aber um Aufnahmen mit 3.840 × 2.160 Bildpunkten. Anders als noch im 1080p-Modus, in dem zwischen 30 und 60 FPS gewählt werden kann, gibt es diese Auswahl bei UHD nicht mehr – 30 FPS sind das Maximum. Eine Minute UHD-Video belegt etwa 375 Megabyte des iPhone-Speichers. Unter 1080p60 sind es 200 Megabyte, bei 1080p30 etwa 130 Megabyte und bei 720p30 rund 60 Megabyte. Auf die Basisversion des iPhone 6s mit nur 16 Gigabyte Speicher, von denen rund 13 Gigabyte ab Werk frei sind, passen demnach gerade einmal 35 Minuten UHD-Video – wohlgemerkt ohne, dass andere Dateien auf dem Smartphone liegen.

Im UHD-Videomodus von Konkurrenzprodukten wie dem Samsung Galaxy S6 oder verschiedenen Xperia-Smartphones von Sony besteht ein Zeitlimit von fünf Minuten, das vor Überhitzung schützen soll. Beim iPhone 6s gibt es solch ein Limit nicht, auch die Temperatur bleibt in einem nicht kritischen Bereich. Das gilt allerdings auch für die Konkurrenzprodukte. Das Galaxy S6 edge wird je nach Videomodus zwar wärmer als das iPhone 6s Plus, unangenehm sind die Temperaturen aber noch nicht.

Temperatur in Grad Celsius nach 10 Minuten*
1080p30 1080p60 2160p30
Apple iPhone 6s Plus 33,3 35,3 36,5
Apple iPhone 6 Plus 32,4 33,6 ×
Samsung Galaxy S6 edge 36,8 35,9 35,8**
Huawei Mate S 34,8 ×
*Gemessen an der wärmsten Stelle der Smartphone-Rückseite
**Galaxy S6 edge bei UHD auf 5 Minuten beschränkt

Im nachfolgenden Bildvergleich ist ein Schnappschuss aus dem UHD-Video des iPhone 6s Plus und des Full-HD-Videos des iPhone 6 Plus gegenübergestellt. Das Bild Nummer 3 und 4 zeigen einen Detailaspekt des Bildes, wobei bei dem UHD-Bild nicht gezoomt wurde, während das Full-HD-Bild vergrößert dargestellt ist.

Das nächste Video zeigt ein UHD-Video, das mit dem iPhone 6s Plus aufgenommen wurde. Gegebenenfalls muss in den Einstellungen des YouTube-Players die Qualität auf 2160p geändert werden. Das zweite Video zeigt hingegen einen Vergleich zwischen zwei Full-HD-Videos auf dem iPhone 6s Plus und iPhone 6 Plus.

Exklusiv für das iPhone 6s (Plus) ist zudem der neue Live-Photos-Modus, der standardmäßig aktiviert ist. Live Photos sind bewegte Fotos, wenngleich das eigentlich ein Widerspruch in sich selbst ist. Apple sagt, dass Live Photos echte Fotos mit voller Auflösung und keine Videos sind. Irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit, denn Live Photos sind eine Kombination aus einem Foto und einem kurzen Video. Ist der Modus aktiviert, was durch einen gelben Punkt in der Einstellungsleiste der Foto-App signalisiert wird, nimmt das iPhone ein Foto auf und erweitert dieses um 1,5 Sekunden Video jeweils vor und nach der Aufnahme. So entstehen kurze Videoclips mit einer Länge von 3 Sekunden. Diese können anschließend auf jedem Apple-Gerät mit iOS 9 oder OS X El Capitan betrachtet werden.

Live Photos nutzen ein proprietäres Format von Apple, das zu keinen anderen als den genannten Plattformen kompatibel ist. Eine Live-Photo-Datei ist eine Kombination aus einer JPEG-Datei mit vollen 12 Megapixel und einem kurzen QuickTime-Video mit einer Abspielgeschwindigkeit von 15 FPS. Das iPhone nimmt also 45 Frames für das Video auf, was eine Abspiellänge von 3 Sekunden ergibt. Wer dieses exotisches Format auf einen Rechner überträgt, der nicht dazu kompatibel ist, beispielsweise einen Mac mit OS X Yosemite, erhält nach dem Importieren eine JPEG- und eine MOV-Datei.

Aufgrund ihrer Zusammensetzung belegen Live Photos mehr Speicher auf dem iPhone als normale Fotos. Ein Live Photo ist je nach Motiv circa doppelt so groß wie ein einzelnes Foto. Da der Modus standardmäßig aktiviert ist, herrscht vor allem bei Käufern der 16-GB-Variante des iPhones deutlich schneller Platzmangel auf dem Gerät als bisher. Live Photos sollten deshalb besser als optionales Feature für interessante Kurzaufnahmen statt als dauerhaft aktivierte Funktion genutzt werden.

Zumal das Aufnehmen von Live Photos auch einer gewissen Umgewöhnung bedarf. Wer schnell ein Foto schießt und das iPhone danach sofort wieder in die Tasche steckt, bekommt als Resultat eine verwackelte Aufnahme. Denn die an das Bild angehängte Videoaufnahme zeigt dann nicht mehr als das Einstecken des Smartphones. Wer ein ordentliches Live Photo aufnehmen will, sollte auf den Hinweis der Foto-App achten, der signalisiert, wann die Aufnahme abgeschlossen ist. Mit iOS 9.1 will Apple ein Update ausliefern, dass erkennt, wenn das iPhone frühzeitig bewegt wird und die Aufnahme dann abschneiden.

Wenn das gewählte Motiv interessant ist, beispielsweise Wellen am Meer, fahrende Autos auf einer Kreuzung oder das Lachen einer Person, können über die Live Photos schöne Aufnahmen entstehen. Wer aber einfach nur Fotos schießen will, sollte den normalen Fotomodus nutzen. Dieser ist im Alltag die schnellere Lösung für Fotos und bedarf weniger Aufmerksamkeit durch den Anwender. Eine Neuentwicklung von Apple sind Live Photos übrigens nicht. Bei HTC heißt die vergleichbare Umsetzung Zoe, auf Lumia-Smartphones nennen sich die bewegten Fotos Living Images.