Apple: US-Behörden wollten gegen iMessage-Verschlüsslung klagen
In den USA spitzt sich der Streit um verschlüsselte Kommunikationsdienste weiter zu. Das amerikanische Justizministerium hat nun sogar mit dem Gedanken gespielt, aufgrund der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung in Apples iMessage-Dienst zu klagen, meldet die New York Times.
US-Behörden frustriert von iMessage-Verschlüsslung
Hintergrund der Drohung ist ein Gerichtsbeschluss wegen Waffen- und Drogendelikten, mit dem Vertreter des Justizministeriums an die Tür von Apple klopften. Die Ermittler wollten auf Text-Nachrichten zugreifen, die zwei Verdächtige über ihre iPhones verschickt haben – und die Kommunikationsdaten sollten zudem in Echtzeit an die Behörden übermittelt werden. Doch Apple verweigerte die Herausgabe. Begründung: Die iMessage-Nachrichten waren verschlüsselt, sodass nicht einmal Apple einen Zugang hatte.
Nun reagieren allerdings die Ermittlungsbehörden zunehmend verärgert auf solche Vorfälle – denn der aktuelle Fall war nur einer von mehreren in den letzten Monaten. Zumal die Entwicklung absehbar war, nachdem Apple und Google im Herbst 2014 angekündigt haben, die Datenverschlüsselung standardmäßig zu aktivieren. Mittlerweile hat sich bei einigen Mitarbeitern vom FBI und dem Justizministerium offenbar so viel Frust angestaut, dass diese ernsthaft eine Klage gegen Apple in Betracht gezogen haben. Das bestätigten mehrere aktuelle und ehemalige Vertreter der Ermittlungsbehörde auf Anfrage der New York Times.
Dass es letztlich nicht zur Klage gekommen ist, liegt einerseits an den vagen Erfolgsaussichten in einem Gerichtsstreit, der sich vermutlich über mehrere Jahre hinweg ziehen würde. Und andererseits ist Apple den Behörden auch entgegen gekommen. Zugriff auf die verschlüsselte Kommunikation konnte das Unternehmen zwar nicht einräumen. Doch das gilt nur, solange die Nutzer keine Kopien der Nachrichten in der iCloud speichern – dort sind diese nicht verschlüsselt. Das ist zwar nicht der Echtzeit-Zugang, den die Ermittler eigentlich wollen. Doch laut der Aussagen von offiziellen Vertretern der Behörden wird dieser Schritt als Zeichen des guten Willens anerkannt.
Nutzerdaten aus dem Ausland absaugen
Allerdings sind es nicht nur die Verschlüsslungstechniken, die US-Behörden verärgern. Ein weiterer Fall ist die Klage gegen Microsoft, die bereits seit 2014 läuft und nun vor einem Bundesgericht in New York verhandelt wird. Dabei wollen die Behörden auf die E-Mails von Verdächtigen zugreifen, doch die entsprechenden Nutzerdaten liegen auf den Microsoft-Servern in Irland. Der Konzern vertritt daher den Standpunkt, dass zunächst ein Beschluss von einem irischen Gericht nötig ist, bevor die E-Mails an die US-Behörden ausgehändigt werden können.
Die Begründung lautet, dass Microsoft sich jeweils an das nationale Recht halten müsse. Denn nur auf diese Weise würden sich auch amerikanische Nutzerdaten vor Zugriffen aus dem Ausland schützen lassen. So erklärte Microsofts Chef-Anwalt Brad Smith erst vor kurzem: „Wie würde wohl die US-Regierung reagieren, wenn andere Regierungen auf amerikanische Rechenzentren zugreifen könnten, ohne dass die US-Regierung darüber informiert wird?“
Doch die amerikanischen Ermittlungsbehörden wollen die Argumentation nicht gelten lassen. Stattdessen vertritt man die Ansicht: Solange ein Unternehmen die Kontrolle über die Daten habe, sei es irrelevant, an welchem Standort diese gespeichert sind, so die Begründung.