Bitkom-Studie: Deutsche sind beim Datenschutz pragmatisch
Die Deutschen haben ein pragmatisches Verhältnis zum Datenschutz, besagt eine aktuelle Umfrage des IT-Branchenverband Bitkom. Demnach sind die Nutzer zwar sorgsam bei den Informationen, die an Internetdienste übermittelt werden. Letztlich erfolge aber ein Abwägen zwischen Datenschutz und Benutzungsfreundlichkeit.
So geben zwei Drittel der Befragten an, bewusst keine bestimmten Online-Dienste zu nutzen, wenn für die Anmeldung persönliche Daten wie etwa der Name, die E-Mail-Adresse oder das Geburtsdatum erforderlich sind. Befürchtet wird in erster Linie, dass die Daten von den jeweiligen Anbietern missbraucht werden – nicht unbegründet, wie etwa der Ashley-Madison-Hack verdeutlicht hat.
In der Umfrage sagen dementsprechend auch 87 Prozent der Befragten, die auf bestimmte soziale Netzwerke oder Online-Speicherdienste verzichten: Die Angst, dass persönliche Daten an Dritte weitergegeben werden, ist der Hauptgrund. Mit einem Anteil von 83 Prozent sagen allerdings fast genauso viele, dass sie keine unerwünschte Werbung erhalten möchten, eine Speicherung ihres Nutzungsverhaltens befürchten (82 Prozent) oder die Anbieter als nicht vertrauenswürdig einstufen (81 Prozent).
Allerdings vertreten auch 73 Prozent der Befragten die Ansicht, dass die Benutzungsfreundlichkeit von Online-Diensten nicht unter einem zu strikten Datenschutz leiden dürfe. Und mit 58 Prozent begrüßt es mehr als die Hälfte der Befragten, wenn die Dienste durch die Auswertung von persönlichen Daten einfacher zu handhaben sind. Daher lautet auch das Fazit von Bitkom-Geschäftsführer Bernhard Rohleder: „In vielen Fällen machen die Nutzer eine einfache Kosten-Nutzen-Analyse: Welche Vorteile bringt der Dienst und was kann im schlimmsten Fall passieren?“
Die politische Forderung des IT-Verbands lautet daher: Mehr Transparenz. Die Nutzer müssten wissen, was Online-Dienste mit den persönlichen Daten anstellen. Daher müsse das auch ein zentrales Ziel von der EU-Datenschutzreform sein, bei der die Verhandlungen derzeit in die finale Phase gehen. Zudem müssten mehr Anreize für die Anonymisierung und Pseudonymisierung von personenbezogenen Daten geschaffen werden.
Letztlich warnt der Bitkom aber vor zu engen Regeln. Im Big-Data-Zeitalter zielen demnach viele Analysen darauf ab, aus einem vorhandenen Datenbestand neue Erkenntnisse zu gewinnen. Und im Vorfeld seien sämtliche Analyse- und Verwendungszwecke kaum vorauszusehen. Anders als die Verbraucherschutzverbände fordert der Branchenverband daher, dass Online-Dienste die persönlichen Daten von Nutzern auch ohne Zustimmung verarbeiten dürfen, falls ein „berechtigtes Interesse“ vorliegt.
Angaben zur Methodik: Die Umfrage wird vom Bitkom als repräsentativ bezeichnet. Befragt wurden in zwei Wellen 1.013 respektive 1.009 Internetnutzer in Deutschland ab 14 Jahren.