Huawei Mate S im Test: Ein teures Smartphone muss durchweg gut sein
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Im Mate S steckt mit dem Kirin 935 eine Ausbaustufe des bereits aus dem P8 bekannten 930-SoCs. Im Vergleich zum Kirin 930 hat Huawei die maximale Taktrate der schnelleren vier Cortex-A53e von 2,0 auf 2,2 GHz angehoben. Das sparsame zweite Cortex-A53-Quartett arbeitet weiterhin mit maximal 1,5 GHz. Der Taktsteigerung entsprechend schneidet das neue SoC in den CPU-Benchmarks rund 10 bis 15 Prozent besser ab.
Unverändert schnell beziehungsweise langsam ist die Mali-T628 MP4 als GPU, an der Huawei seit dem Kirin 925 aus dem Ascend Mate 7 festhält. Schon seit Jahren bedient sich Huawei im Bereich GPU lediglich im mittleren Segment von ARM. In Huaweis neuer Preisklasse müsste jedoch eigentlich mehr geboten werden.
Nachgelegt hat Huawei beim internen Flash-Speicher. Dieser ist beim sequenziellen Lesen zwar noch so schnell wie das P8 oder P8 Lite, dem Ascend Mate 7 ist er aber schon rund 84 Prozent überlegen. Beim sequenziellen Schreiben zieht das Mate S dann allerdings auch den beiden P8 davon, um beim wahlfreien Schreiben und Lesen schließlich nur noch vom Samsung Galaxy S6 mit UFS-Speicher abgehängt zu werden.
Auch, wenn selbst die schnellsten Kirin-SoCs noch immer nicht mit den High-End-SoCs von Samsung, Apple und Qualcomm mithalten können, macht das Mate S im Alltag eine gute Figur. 3 Gigabyte Arbeitsspeicher sorgen für gute Multitasking-Fähigkeiten. Insgesamt hinterlässt das Mate S in puncto Geschwindigkeit einen guten Eindruck.
Ein zum Vergleich herangezogenes OnePlus 2 mit vermeintlich schnellerer Hardware benötigt sogar länger, um Apps zu öffnen. Egal, ob Gmail, Play Music, Google Play, Maps oder Facebook: Das Mate S öffnet im Direktvergleich alle Anwendungen eine Spur schneller, obwohl im OnePlus der vermeintlich sehr schnelle Snapdragon 810 von Qualcomm steckt. Das zeigt wieder einmal, dass ein auf dem Papier schnelles SoC nur die halbe Miete ist. Das auf dem Mate S installierte Android 5.1.1 mit Emotion UI 3.1 reagiert schneller als so manch vermeintlich besser ausgestattetes Smartphone.
Betriebssystem
Im Grunde ist auf dem Mate S die gleiche durch den Hersteller angepasste Android-Version wie auf dem P8 installiert. Huawei hat jedoch in den Bereichen Fingerabdrucksensor und Fingerknöchelbedienung nachgelegt.
Im Mate S ist ein laut Huawei bis zu zweimal schnellerer Fingerabdrucksensor als im Ascend Mate 7 verbaut. Messen lässt sich das nur sehr schwierig, sehr schnell ist der Sensor aber dennoch – und das betrifft auch die Einrichtung. Denn im Gegensatz zu den Sensoren von Apple oder Samsung muss der Finger für diesen Vorgang deutlich weniger oft aufgelegt werden. Nach etwa fünf bis sechs Mal auflegen ist ein Finger bereits registriert und kann für das Entsperren verwendet werden.
Das Entsperren selbst ist wie bisher ohne vorheriges Einschalten des Displays möglich. Einer der hinterlegten Finger muss nur auf den Sensor gelegt werden und das Gerät wechselt vom Stand-by-Modus sofort zum Homescreen.
Neu für das Mate S sind verschiedene Gesten, die über den Fingerabdrucksensor ausgeführt werden können. Damit wird der Sensor zu einem weiteren Bedienelement und ist nicht nur eine Entsperroption. Interessant ist vor allem die Funktion, den Sensor für das Durchblättern der Bildergalerie zu nutzen. Will man zum Beispiel Freunden eine Auswahl von Bildern vorführen, bleibt so immer das Display frei. Dafür muss der Finger lediglich von links nach rechts oder umgekehrt über den Sensor bewegt werden.
Ein Wisch nach oben oder unten öffnet und schließt das Feld für Benachrichtigungen. Langes Halten des Sensors nimmt einen eingehenden Anruf an, und ein kurzes Antippen in der Kamera-App nimmt ein Foto auf oder startet die Videoaufnahme. Mit dem Sensor lässt sich über langes Auflegen auch der Alarm des Weckers stoppen.
Ausgebaut wurden auch die Funktionen für die Bedienung per Fingerknöchel. Vom P8 übernommen wurde die Funktion, über zweifaches Antippen des Displays mit dem Fingerknöchel einen Screenshot aufzunehmen. Auch das Malen eines Kreises, um einen bestimmten Bildschirmausschnitt zu fotografieren, ist wieder mit an Bord.
Nun lassen sich jedoch auch durch das Zeichnen der Buchstaben C, E, M und W Apps öffnen, die standardmäßig den Funktionen Kamera, Browser, Musik und Wetter zugeordnet sind. Diese ab Werk eingerichteten Zuweisungen lassen sich in den Android-Einstellungen aber schnell durch eigene Vorlieben austauschen.
Mit an Bord ist auch eine Funktion, um das Gerät durch doppeltes Klopfen aus dem Stand-by zu wecken. Im Gegensatz zu den anderen Funktionen klappt das auch ganz normal mit dem Finger. Wenig sinnvoll ist die Funktion jedoch in Kombination mit aktiviertem Fingerabdrucksensor, weil dadurch zwei Schritte notwendig sind.
Mit am überzeugendsten am aktuellen Emotion UI ist, wie schnell ein Fingerabdruck vom System abgespeichert und korrekt erkannt wird. Auch die beiden Gesten für Fotos und Benachrichtigungen sind im Alltag praktisch. Die anderen Gesten verkürzen stellenweise zwar die Wege bei der Bedienung des Smartphones, wirken aber auch etwas verspielt. Erfreulich ist am Mate S zudem, dass mit Android 5.1.1 eine aktuelle Basis installiert ist.