Linux: Kernel 4.3 wertet Nouveau-Treiber für Nvidia-Karten auf
Mit dem Release-Kandidaten 4.3-rc1 tritt der nächste Kernel in die Testphase ein, nachdem das zweiwöchige Zeitfenster für Änderungen zu Ende ging. Linus Torvalds bezeichnet 4.3 von der Größe und der Verteilung der Patches als „durchschnittlich“, rund 70 Prozent Anteil sind für Treiber.
Die restlichen 30 Prozent verteilen sich zu zehn Prozent auf Änderungen an Architekturen und 20 Prozent auf Dateisysteme, Netzwerk, Dokumentation und weitere Bereiche. Nach dem mit 13.555 Änderungen recht umfangreichen Kernel 4.2, der in der Statistik hinter 3.5 den zweiten Platz bei der Zahl der Änderungen einnimmt, fällt 4.3 mit 10.758 Änderungen eher moderat aus. Einen großen Anteil daran hat der Patch für Nouveau.
Während sich die Besitzer von AMD-Grafikkarten über AMD-GPU in Kernel 4.2 freuen konnten – weitere Patches fließen auch in 4.3 ein – sind nun die Nutzer des freien Treibers Nouveau für Nvidia-Karten an der Reihe. Der Treiber wurde grundlegend überarbeitet, um künftige Verbesserungen einfacher zu gestalten. Ein Teil dieser Arbeit sollte bereits in Kernel 4.2 einfließen, verpasste aber den Termin. So erhält 4.3 die gesamte Überarbeitung auf einmal. Im kommenden Kernel soll sich das lediglich in einem leicht gesunkenen Speicherverbrauch manifestieren. Außerdem wurde das Reclocking für einige GPUs verbessert sowie erste Patches zur Unterstützung von GM20B mit dem Tegra X1-SoC integriert.
Für AMD-GPU wird mit 4.3 die Unterstützung für die AMD Radeon R9 Fury geboten. Entwickler Alex Deucher schreibt in seiner Commit-Nachricht, die Unterstützung für die R9 Fury sei, abgesehen vom Energiemanagement, komplett. Das verhindert vorerst die bestmögliche Leistung dieser Karte. Zum Testen des Patches wird zusätzlich das vor wenigen Tagen veröffentlichte Mesa 11.0 benötigt. Ansonsten ist die Unterstützung für Intel Skylake Graphics nun standardmäßig eingeschaltet.
Auf Seiten der Dateisysteme wird, nachdem die Entwickler Torvalds überzeugt hatten, die Unterstützung für EXT3 entfernt. Diese wird komplett durch EXT4 gewährleistet, womit der Code für EXT3 mit einem Umfang von rund 28.000 Zeilen nur noch Ballast wäre. In XFS, EXT4 und Btrfs wurden Fehler beseitigt.
Im Bereich der Netzwerkfunktionen wird IPv6 standardmäßig aktiviert sein. Eine Funktion für Kernel 4.3 in diesem Zusammenhang, deren Spezifikation der IETF vorliegt, ist Identifier Locator Addressing. Sie dient bei der Netzwerk-Virtualisierung in Rechenzentren, wobei mittels einer virtuellen Server und Dienste adressiert werden können, deren reale IP-Adresse nicht bekannt ist. Die Architekturänderungen betreffen hauptsächlich die ARM-Plattform, wo Kernel 4.3 jetzt die Funktionalität von ARMv8.1 unterstützt. Wieder nicht dabei ist die Integration von D-Bus in den Kernel. Allerdings wurden rund 130 Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Patch auf linux-next hochgeladen, sodass Aussicht auf Kdbus in Kernel 4.4 besteht.
Die kompletten Änderungen für den für Anfang November erwarteten Kernel 4.3 finden sich wie immer im Kernel-Git, der Quellcode des ersten Kandidaten zu Kernel samt Patches liegt auf Kernel.org sowie den Spiegelservern. Eine Besonderheit sollten Anwender beim Kompilieren des neuen Kernels beachten: Ab sofort werden zum Bau des Kernels Entwicklerpakete für OpenSSL benötigt. Zum Signieren der Kernel-Module wird künftig die Spezifikation Public-Key Cryptography Standards 7 (PKCS#7) verwendet, die das Vorhandensein der Entwicklerpakete bedingt. Für Debian und abgeleitete Distributionen wird dazu libssl-dev benötigt, im Bereich der RPM-basierten Distributionen heißt das Paket openssl-devel.