Alternative Provider: Deutsche Telekom vom Festnetz trennen
Im Streit um die Vectoring-Pläne der Deutschen Telekom verschärfen sich die politischen Forderungen der konkurrierenden Anbieter. So erklärt nun der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), dass der Festnetzbereich von der Telekom abgespalten werden müsste.
Konkret lautet der Plan, dass das Festnetz von einem selbstständigen Unternehmen betrieben wird. Die Konsequenz: Ebenso wie die konkurrierenden Anbieter müsste dann auch die Telekom die Anschlüsse als Vorleistungsprodukte buchen. Nur so könne garantiert werden, dass alternative Provider und die deutsche Telekom gleichbehandelt werden. „Wir brauchen ein rechtlich und eigentumsseitig selbstständiges Festnetzunternehmen, das die notwendigen Vorleistungen sowohl für die Deutsche Telekom als auch für deren Wettbewerber diskriminierungsfrei erbringt“, erklärt Breko-Geschäftsführer Stephan Albers.
Darüber hinaus fordert der Verband von der Bundesregierung, dass die staatlichen Anteile an der Deutschen Telekom verkauft werden. Die Milliarden-Erlöse sollen dann in den Breitbandausbau fließen. Vor allem der Glasfaserausbau auf dem Land könnte auf diese Weise gefördert werden.
Der Hintergrund des Streits ist, dass die Telekom den Nahbereich (550 Meter) um die rund 8.000 Hauptverteiler mit VDSL2-Vectoring ausstatten will. Dafür will der Konzern allerdings auch ein exklusives Ausbaurecht, das durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag mit der Bundesnetzagentur garantiert werden soll. Von der Bundesregierung wird das Vorhaben unterstützt, da die Telekom im Rahmen dieses Abkommens zusichert, die Investitionen bis 2018 umzusetzen. 5,9 Millionen Haushalte sollen somit VDSL2-Anschlüsse erhalten, die eine Geschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s bieten.
Doch der Plan ist vor allem bei den Telekom-Konkurrenten äußerst umstritten. Zunächst wird kritisiert, dass deutlich weniger als die anvisierten 5,9 Millionen Haushalte profitieren, weil viele bereits auf Angebote der Kabelnetzbetreiber zurückgreifen könnten. Daher lautet der Vorwurf, dass die Telekom sich lediglich die Filetstücke auf dem Festnetz-Markt sichern wolle – und somit eine Re-Monopolisierung von Teilen der Infrastruktur plane. „Wir sehen mit großer Sorge, dass die alternativen deutschen Netzbetreiber Stück für Stück vom Zugang zum Netz des Ex-Monopolisten Deutsche Telekom abgeschnitten werden“, erklärt Breko-Präsident Norbert Westfal.
Solche Vorwürfe hat die Telekom bis dato aber stets als Polemik abgetan. Der Standpunkt lautet: Man stehe selbst unter Druck, um im Wettbewerb mithalten zu können. Wie komplex die Marktlage dabei ist, verdeutlichte zuletzt der Streit um die MagentaZuhause-Tarife. Denn die Telekom bietet diese in einigen Städten vergünstigt an und hatte im Sommer zudem Rabattaktionen gestartet. So will der Konzern vor allem mit den Angeboten der Kabelnetzbetreiber mithalten. Doch die Festnetz-Konkurrenten legten Protest bei der Bundesnetzagentur ein. Der Vorwurf: Die Kosten für die Vorleistungsprodukte würden über den Preisen liegen, die die Telekom den Endkunden berechnet – ein fairer Wettbewerb sei auf diese Weise nicht möglich.
Mit der Beschwerde sind die Konkurrenten aber letztlich gescheitert. Die Bundesnetzagentur hatte die Tarife der Telekom gebilligt und als nicht wettbewerbsverzerrend eingestuft.