Big Brother Awards: Österreich kürt angestrebtes Staatsschutzgesetz doppelt

Daniel Kurbjuhn
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Big Brother Awards: Österreich kürt angestrebtes Staatsschutzgesetz doppelt
Bild: bigbrotherawards.at

Bei der jährlichen Verleihung der Big Brother Awards in Österreich hat die österreichische Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) für das angestrebte Staatsschutzgesetz gleich zwei Titel erhalten. Weitere Preise gingen an Facebook und die Barbie von Mattel.

Johanna Mikl-Leitner erhielt nicht nur den Preis der Jury in der Kategorie „Politik“, sie gewann auch die öffentliche Volkswahl. Grund ist das angestrebte Staatsschutzgesetz, auf dessen Grundlage gleich zehn neue Geheimdienste geschaffen werden sollen, die in den Augen der Kritiker teilweise mit unverhältnismäßig weitreichenden Eingriffsbefugnissen ausgestattet sind. Das Gesetz wird in dieser Woche im österreichischen Innenausschuss zur Debatte stehen und noch vor dem 1. Juli 2016 in Kraft treten.

Kluge Thermostate und Fahrzeugüberwachung

Im Bereich „Behörden und Verwaltung“ ging der Preis dieses Jahr an den Energieversorger Linz AG aus Oberösterreich. Der Anbieter stellt Kunden digitale Stromzähler mit Fernzugriff und Verbrauchsüberwachung (Smart Meter) zur Verfügung. Eine Alternative gibt es auch auf Anfrage nicht, es werden lediglich einige Funktionen per Fernwartung deaktiviert. Die Linz AG behält sich weiterhin das Recht vor, den Strom per Fernzugriff abzuschalten, womit die Frage offen bleibt, ob die digitale Überwachung des Stromzählers wirklich abgeschaltet ist. Besonders pikant ist, dass die Linz AG der einzige Netzbetreiber in der Stadt und Umgebung ist, somit muss der Kunde zwingend auf den Smart Meter zurück greifen.

Im Bereich „Business und Finanzen“ hat sich in diesem Jahr die Uniqa-Versicherung den Preis gesichert. Grund ist ein neues Überwachungsgerät für Fahrzeuge, mit dem der Fahrer überwacht und seine Fehler analysiert werden. Auf Grundalge dieser Werte wird dann eine individuelle Versicherungsprämie berechnet, womit letztlich, so die Preisrichter, das Solidarprinzip ausgehebelt wird.

Den Titel verteidigen konnte Facebook in der Kategorie „Weltweiter Datenhunger“. Grundlage für die Titelverteidigung war ein Patent des sozialen Netzwerkes für die Bewertung der Bonität ihrer Nutzer. Auf Grundlage der Daten des Netzwerkes, darunter auch die Kreditwürdigkeit der Freunde und sonstigen Kontakte, sollen künftig die Zinsen für Kredite berechnet werden.

Die Barbiepuppe gewinnt auch in Österreich

Mit der Puppe Hello Barbie sind die Unternehmen Mattel und Toytalk international bei den Big Brother Awards erfolgreich. Nach dem Preisgewinn in Deutschland konnte die Puppe nun auch in Österreich in der Kategorie „Kommunikation und Marketing“ den Titel holen.

Darüber hinaus wurde in diesem Jahr der nicht jährlich vergebene „Lifetime Award“ überreicht. Preisträger ist Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz, der in der Vergangenheit bereits mehrfach nominiert wurde und unter anderem die Kennzeichnung von arbeitssuchenden Ausländern beim Arbeitsamt durchsetzte.