Cloud-Computing: Deutsche Telekom will mit Amazon konkurrieren
Die Deutsche Telekom will das Geschäft mit Cloud-Diensten ausbauen, um künftig mit amerikanischen Branchenriesen wie Amazon zu konkurrieren. Daher hat der Bonner Konzern heute die „Open Telekom Cloud“ angekündigt, die T-Systems zusammen mit dem chinesischen Netzwerkausrüster Huawei entwickeln soll.
Die entsprechenden Verträge haben die Unternehmen gestern Abend unterzeichnet. Demnach soll Huawei die Hardware- und Lösungskompetenzen beisteuern, während T‑Systems für das Rechenzentrum, Netz, den Betrieb und das Cloud-Management verantwortlich ist. Bereits rund 30 Unternehmen sollen die neue Plattform getestet haben. Der offizielle Start ist erst für die CeBIT 2016 vorgesehen. Bis dahin sollen noch Aspekte wie die Benutzungsoberfläche und die Geschwindigkeit verbessert werden.
Grundsätzlich ist die Deutsche Telekom zwar schon im Cloud-Geschäft vertreten, allerdings handelt es sich dabei in erster Linie um private Clouds. Dabei wird das Angebot separat auf den einzelnen Kunden zugeschnitten. Mit der Public Cloud wird nun aber ein standardisiertes Verfahren entwickelt, bei dem etwa die Daten von verschiedenen Unternehmen innerhalb eines Rechenzentrums gespeichert und verarbeitet werden. Branchenführer in diesem Segment ist bis dato Amazon mit den AWS-Diensten, die dem Konzern mittlerweile Milliarden-Umsätze bescheren.
Derweil verspricht sich die Deutsche Telekom viel von dem Konzept. „Immer mehr Kunden entdecken die Vorteile der Public Cloud für sich. Aber sie wollen eine europäische Alternative“, erklärt Ferri Abolhassan, Direktor für die IT-Division bei T-Systems. Das Ziel des Bonner Konzerns ist nun, den Umsatz mit der Cloud für Geschäftskunden bis Ende 2018 zu verdoppeln, um sich langfristig als führender Telekommunikationskonzern in Europa zu etablieren.
Bei den Plänen könnte die Deutsche Telekom von den politischen Entwicklungen in den letzten Wochen und Monaten profitieren. Mit dem Safe-Harbor-Urteil hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden, dass US-Internetdienste wie Facebook, Google und Microsoft europäische Nutzerdaten nicht ohne Weiteres in die USA übermitteln dürfen, weil die hiesigen Datenschutzvorgaben jenseits des Atlantiks nicht gewährleistet werden. Ein Lösungsansatz für US-Unternehmen ist daher, die Nutzerdaten direkt in Europa zu speichern und auszuwerten. Für die Deutsche Telekom könnte das Safe-Harbor-Urteil daher zur Goldgrube werden.