Fraunhofer-Institut: VDSL und G.Fast parallel über dasselbe Kupferkabel
VDSL kann zusammen mit G.Fast parallel über dasselbe Kupferkabelbündel betrieben werden, ohne dass es zu gravierenden Störungen kommt. So lautet das Resultat einer Forschungsarbeit des Fraunhofer-Instituts, die vor allem die Einführung der künftigen Übertragungstechnologie erleichtern könnte.
G.Fast gilt als vielversprechende Alternative für den Breitbandausbau, die zumindest in der Theorie eine Geschwindigkeit von bis zu einem 1 Gbit/s aus den herkömmlichen Kupferkabeln pressen soll. Im kommenden Jahr wollen verschiedene Provider mit der Markteinführung beginnen. Und selbst wenn in der Praxis nur Anschlussgeschwindigkeiten von bis zu 500 Mbit/s erreicht werden, liegen diese doch deutlich über dem, was klassische VDSL-Anschlüsse bieten können.
Fraglich ist allerdings noch, inwieweit VDSL mit G.Fast harmoniert, wenn beide Standards für dasselbe Kupferkabelbündel genutzt werden sollen. Konkret geht es dabei um den Weg vom Verteilerkasten bis zu den Modems in Häusern und Firmen. Laut dem Fraunhofer-Institut für Eingebettete Systeme und Kommunikationstechnik besteht nun aber das Problem: Werden beide Technologien ohne Anpassung genutzt, stören diese sich durch gegenseitige Wechselwirkungen der Signale im Kabelbündel. Für die jeweiligen Nutzer bedeutet das niedrigere Datenübertragungsraten sowie eine schlechtere Qualität bei VoIP- oder Streaming-Diensten.
In der Forschungsarbeit – bei der das Fraunhofer-Institut mit Industriepartnern kooperiert – zeigt nun aber, dass die Probleme umgangen werden können. Der erste Ansatz ist, den für VDSL genutzten Frequenzbereich (bis 17 MHz) in der G.Fast-Kupferader auszusparen. Demzufolge bleibt bei den VDSL-Anschlüssen alles wie gehabt, während die G.Fast-Leitung ein etwas geringeres Spektrum für die Datenübertragung erhält. Die Geschwindigkeitseinbußen sollen sich auf diese Weise aber im Rahmen halten.
Eine weiterer Möglichkeit sind allerdings Algorithmen, die das Fraunhofer-Institut in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität München entwickelt hat. Mit diesen sollen sich die gegenseitigen Signalstörungen so ausbalancieren lassen, dass sowohl VDSL als auch G.Fast den unteren Frequenzbereich nutzen können, ohne dass es zu gravierenden Einbußen bei der Übertragungsqualität kommt.
Nötig sind solche Ansätze vor allem, um den Markteinstieg von G.Fast zu erleichtern. Denn auf diese Weise ist es etwa möglich, dass verschiedene Provider über denselben Verteilerkasten – und sogar dasselbe Kupferkabelbündel – unterschiedliche Anschlüsse schalten können. Dass dieser Punkt politisch relevant ist, zeigt der allmählich eskalierende Streit um die Vectoring-Pläne der Deutschen Telekom. Der Bonner Konzern fordert dabei ein exklusives Ausbaurecht für den Nahbereich um die rund 8.000 Hauptverteiler in Deutschland – und begründet das mit den technischen Limitierungen, die mit dem Einsatz der Vectoring-Technologie einhergehen. Doch auf diese Weise wird auch der Wettbewerb auf dem Breitbandmarkt ausgehebelt, was insbesondere die konkurrierenden Anbieter massiv kritisieren.