Freie Software: Linux und die Free Software Foundation feiern Geburtstag

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Ferdinand Thommes
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GNU + Linux = Betriebssystem

Was GNU zum Betriebssystem aber seit jeher fehlt und fehlte, ist ein Kernel. Da die geplante Eigenentwicklung des Hurd-Kernels noch nicht begonnen hatte, wählte man vorerst den Mach-Kernel, der als Micro-Kernel ausgelegt ist. Heute wird GNU jedoch in der Regel mit dem Linux-Kernel genutzt und ist so zu einer weiten Verbreitung gelangt. Diese Kombination des Linux-Kernels mit GNU hat zu einem praxistauglichen, stabilen Betriebssystem geführt. Somit ist Linux, das eigentlich GNU/Linux heißen muss, ein Betriebssystem auf Basis von Linus Torvalds Kernel unter Verwendung der GNU-Werkzeuge und vieler weiterer seither entstandener Tools.

Richard-Stallman
Richard-Stallman (Bild: FSF)

Heute sieht die FSF ihre Aufgaben in Kampagnen, um Entwicklungen entgegen zu steuern, die die Freiheit von Software beeinträchtigen. Zudem wird der als unbeugsam in seinen Ansichten bekannte Stallman vielfach von Universitäten und Institutionen weltweit zu Vorträgen eingeladen. Weiterhin obliegt der FSF die finanzielle, personelle, technische und juristische Unterstützung des GNU-Projekts und dessen Lizenzen.

Linux ist nur der Kernel

Am 5. Oktober 1991 veröffentlichte Linus Torvalds die erste Version seines Kernels.

Der Begriff Linux oder auch GNU/Linux wird heute im allgemeinen Sprachgebrauch oft nicht korrekt benutzt. Linux ist kein Betriebssystem, sondern lediglich der Kernel, der die grundlegende Funktionalität eines Betriebssystems zur Verfügung stellt. Doch was ist ein Kernel eigentlich genau?

Der Kernel, oder auch Systemkern, bildet die unterste Softwareschicht eines Betriebssystems und steuert im Multitasking-Verfahren unter anderem die Speicher-, Prozess- sowie Geräteverwaltung und das Dateisystem. Neben monolithischen Kerneln wie Linux, die auch Treiber für die Hardwarekomponenten beinhalten, gibt es Mikrokernel wie beispielsweise Minix, die nur Funktionen wie etwa Speicher- und Prozessverwaltung beinhalten und den Rest als eigene, ausgelagerte Prozesse betreiben. Beispiele hierfür sind AmigaOS oder Symbian OS ebenso wie das noch in der Entwicklung befindliche Betriebssystem GNU/Hurd. Eine Mischung aus beiden Kernel-Varianten stellen Hybridkernel dar, die um einer höheren Geschwindigkeit Willen bei der Verarbeitung mehr Funktionalität im Kern haben als ein Mikrokernel, jedoch zu wenig, um als monolithischer Kernel zu gelten. Der bekannteste Vertreter dieser Variante ist der Windows-NT-Kern, wie er auch in Windows 8 noch zur Anwendung kommt.

Damals und heute

Im Verlauf des Herbstes 1991 ging Torvalds mit seinem Studienkollegen Lars Wirzenius, der heute bei Debian als Entwickler mitwirkt, zu einem Vortrag von Richard Stallman über das GNU-Projekt. Daraufhin wurde Linux im Januar 1992 unter die freie GNU Public License (GPL) gestellt. Somit war nun auch die kommerzielle Nutzung des Kernels möglich. Die Entwicklung nahm schnell Fahrt auf. Als am 14. März 1994 Linux 1.0 erschien, fand die Vorstellung bereits im Haupthörsaal des Informatik-Fachbereichs der Universität Helsinki statt und wurde im nationalen Fernsehen übertragen. Linus Torvalds betreibt bis heute im Rahmen der Linux Foundation die Weiterentwicklung des Linux Kernels sowie des von ihm für die Kernelverwaltung geschriebenen Versionskontrollsystems Git.

Ein Jahr als-Kernel Entwickler
Ein Jahr als-Kernel Entwickler (Bild: Linux Foundation)

Einige Zahlen sollen die Entwicklung veranschaulichen: Version 0.01 des Linux-Kernel hatte 10.239 Zeilen Code, bei Version 4.1, vom Juli 2015 liegt die Zeilenzahl bei über 19 Millionen. Der Kernel ist eines der größten kollaborativen Projekte aller Zeiten. Seit vor zehn Jahren Aufzeichnungen angefangen wurden, arbeiteten über 12.000 Entwickler von mehr als 1.200 Unternehmen am Kernel mit. Im Durchschnitt werden pro Stunde 7,7 Änderungen am Kernel angenommen, was 185 Änderungen pro Tag und 1.300 pro Woche ausmacht.