HTC One A9 im Test: Gehobene Mittelklasse mit Android 6.0 im edlen Gewand
3/4Kamera
HTC stattet die rückwärtige Kamera des One A9 mit einem 1/2,3"-Sensor aus. Dieser löst 13 Megapixel im Format 4:3 auf. Der Bildschnitt 16:9 ist ebenso möglich, reduziert die Auflösung jedoch auf 10 Megapixel. Ein eingebauter optischer Bildstabilisator (OIS) soll bei längeren Belichtungszeiten die Anzahl verwackelter Fotos minimieren, während ein Dual-LED-Blitz bei schlechtem Licht Abhilfe schafft. Mit Blende f/2.0 sind Front- und Rückkamera für die gängigsten Situationen ausreichend lichtstark bestückt. Der vorderen Kamera stehen 4,1 Megapixel zur Verfügung.
Am One A9 hervorzuheben ist die Möglichkeit, Fotos im RAW-Format aufnehmen und Kameraeinstellungen manuell vornehmen zu können. Wer sich ein wenig mit seinen Fotos auseinandersetzt, dem stehen somit Türen zu besseren Fotos offen.
Am Tag kann das HTC One A9 durch ein gehobenes Detaillevel über die gesamte Bildebene überzeugen. Zwar ist bereits bei niedrigen Empfindlichkeiten ein leichtes Rauschen auf den Fotos auszumachen, dies fällt jedoch erst beim Betrachten in der 100-Prozent-Ansicht auf.
Sehr positiv am neuen HTC ist, dass alle tagsüber entstandenen Fotos grundsätzlich so belichtet sind, das helle Bildpartien nicht „ausbrennen“ und zu einer reinen weißen Fläche werden. Ein solches Kameraverhalten sollte allerdings voraussetzen, dass zu dunkle Bildpartien im internen Bildbearbeitungsprozess nachträglich aufgehellt werden. Beim A9 ist dies nicht der Fall, weshalb Aufnahmen, die nicht homogen ausgeleuchtete Motive zeigen, oft wenig stimmungsvoll wirken.
An der Farbbalance des One A9 gibt es nichts zu beanstanden. Generell sind Aufnahmen aus dem neuen HTC-Smartphone sehr ausgewogen und liefern einen treffenden Weißabgleich. Selbst bei Kunstlicht verhält es sich so, auch wenn hier die Präzision spürbar abnimmt und Farben auf den Beispielfotos 46 und 49 zum Beispiel leicht ins rötliche übergehen.
Viele Smartphones haben mit starken Linsenreflexen zu kämpfen, wenn eine Lichtquelle direkt auf den Sensor fällt. Dies ist auch beim One A9 der Fall, wie auf den Aufnahmen 49, 64 und 76 deutlich zu erkennen ist. Optische Fehler wie diese können besonders in der Nacht schnell zu unbrauchbaren Bildern führen.
Bei Dämmerung und Dunkelheit liefert HTCs Kandidat durchaus solide Fotos, auch wenn diese wegen der maximalen Empfindlichkeit von lediglich ISO 1.600 gelegentlich zu unterbelichteten Aufnahmen führen. Das Rauschen hält sich durch die Limitierung aber ebenfalls in Grenzen und Details wie zum Beispiel die Schrift auf dem Plakat im Bild 82 bleiben leserlich erhalten. Der Dual-LED-Blitz kann sich als nützlich erweisen, schafft es jedoch nur, nahe Objekte halbwegs homogen auszuleuchten.
Ungewöhnlich ist allerdings das Verhalten des One A9, sobald der Dual-LED-Blitz hinzu geschaltet wird. Denn nur dann werden Aufnahmen nachträglich im internen Bildbearbeitungsprozess (laut EXIF: BrightnessValue 3) aufgehellt. Dies wiederum kann aufgrund der Aufhellungsstärke zu störenden Artefakten führen (Vergleich Bild 64 ohne Blitz und Bild 67 mit Blitz).
Wird das HTC One A9 einem Vergleich mit dem Apple iPhone 6S und dem Samsung Galaxy S6 unterzogen, so sind klare Unterschiede zwischen den Smartphones zu erkennen. Es gelingt dem iPhone 6S zum Beispiel um ein vielfaches besser, zu dunkle Bildpartien nachträglich aufzuhellen. Dem Galaxy S6 gelingt dies ebenso, wenn auch oft nicht ganz so eindrucksvoll. Das HTC One A9 bildet in dieser Disziplin ganz klar das Schlusslicht. Dies ist ebenso bei Dunkelheit der Fall. Alle Smartphones zeigen aber auch gemeinsame Schwächen wie zum Beispiel die Anfälligkeit gegenüber direkten Lichtquellen.
Grundsätzlich ist die Kamera des HTC One A9 gut. Sie wird jedoch von der Konkurrenz in den Schatten gestellt, da diese zum Teil wesentlich mehr in den internen Bildbearbeitungsprozess eingreifen und somit auch mehr Informationen aus dem Ausgangsmaterial schöpfen.
Konnektivität
An Schnittstellen mangelt es dem One A9 nicht: LTE gibt es dank Snapdragon 617 mit bis zu 300 Mbit/s im Down- und 50 Mbit/s im Upload, der verwandte Snapdragon 615 ermöglicht beim Downstream nur die Hälfte. WLAN nach ac-Standard und Bluetooth 4.1 stehen ebenfalls zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es A-GPS, GLONASS, Beidou, MHL und NFC. Im Vergleich zum M9 fehlt der Infrarot-Sender, weswegen ein Einsatz als Fernbedienung nicht möglich ist. Der 16 Gigabyte große interne Speicher kann per microSD erweitert werden. Dank Android 6.0 ist die Speicherkarte gleichgesetzt mit dem internen Speicher für alle Daten nutzbar. Für die Datenübertragung und das Aufladen setzt das Smartphone allerdings noch auf Micro-USB 2.0 anstelle USB Typ C.
Telefonie und mobiles Internet wurden im Netz von O2 im Ruhrgebiet und in Düsseldorf getestet. Zu Abbrüchen kam es im Alltag nicht, das A9 zeigte sich als solider Begleiter. Zu Verbindungsabbrüchen kommt es nur bei bekannten Störfaktoren wie U-Bahn-Schächten oder Zugfahrten. Die Sprachqualität ist zufriedenstellend, der Gesprächspartner ist klar und deutlich zu verstehen. Auch das GPS zeigte sich im Modus für höchste Genauigkeit im Zusammenspiel mit dem Mobilfunknetz zuverlässig und zügig bei der Ortung und Navigation mit dem A9.
Laufzeiten
Mit 2.150 mAh fällt die Nennladung des Akkus verhältnismäßig klein aus, gerade in Anbetracht der Displaygröße und -auflösung. Zum Vergleich: Das Sony Xperia Z5 hat ähnliche Abmessungen, ist nur 0,19 Millimeter höher und bringt einen 2.900-mAh-Akku mit. Je nach Anwendungsfall kann dafür aber das im One A9 genutzte AMOLED-Display Strom sparen. Der Snapdragon 617 unterstützt Quick Charge 2.0 und 3.0, so dass das Smartphone mit passendem Netzteil in kurzer Zeit vergleichsweise viel aufgeladen werden kann, das passende Ladegerät liefert HTC allerdings nicht mit.
Im Alltagseinsatz mit Telefonie, Internet, Messengern und mehreren E-Mail-Konten hält das One A9 rund einen Tag durch, bis es wieder an die Steckdose muss. Mit gemäßigter Nutzung mit viel Standby kann dieser Wert dank Doze auch darüber hinaus verlängert werden. Weitere Möglichkeiten, die Akkulaufzeit auszubauen, sind eingebaute Stromsparmodi. Im Video-Dauertest erreicht das Smartphone mit knapp unter sieben Stunden einen knapp überdurchschnittlichen Wert, gleiches gilt für den PCMark bei einer Laufzeit von knapp fünfeinhalb Stunden.