Kubuntu: Jonathan Riddell tritt als Release Manager zurück
Zehn Jahre hat Jonathan Riddell Kubuntu als Release-Manager gedient, teils als Angestellter von Canonical, zuletzt als Mitarbeiter von Blue Systems. Nachdem, wie er sagt, „Kubuntu 15.10 Whily Werewolf erfolgreich veröffentlicht wurde“, tritt er jetzt von diesem Posten zurück.
Die Verkündung seines Rücktritts kommt nicht gänzlich überraschend. Immerhin war Riddell im Mai vom Ubuntu Community Council mit dem Segen von Mark Shuttleworth von seinem Posten als Kubuntu-Chefentwickler für ein Jahr beurlaubt worden.
Vorausgegangen war ein längerer Streit, in dem Riddell beharrlich versuchte, Canonical zu überzeugen, seine Richtlinien über geistiges Eigentum seien nicht mit der Ubuntu-Lizenz kompatibel. Selbst nachdem Canonical eine Änderung ablehnte, blieb Riddell standhaft bei seiner Meinung. Der Ubuntu Council warf ihm vor, Riddell habe mit seinem ständigen Beharren zu viele Ressourcen gebunden, sei unfreundlich, aggressiv und beleidigend und verdrehe ständig Tatsachen und Aussagen von Mitgliedern des Councils.
Als Riddell drohte, das Verdict des Ubuntu Council einfach zu missachten, Wies ihn Mark Shuttleworth zurecht, das stehe ihm nicht zu und bestätigte die Beurlaubung. Einen Monat später trat Riddell vom Kubuntu Council zurück. Der jetziger Rücktritt erscheint als die logische Fortsetzung der Entwicklung. Riddell und Mitstreiter Scott Kitterman hatten bereits im Mai klargemacht, man brauche Ubuntu nicht um Kubuntu fortzuführen.
Im Juli, nach zwei Jahren Vorarbeit mit der Free Software Foundation (FSF) und der Software Freedom Conservancy, machte Canonical seine Markenrichtlinien konform mit der Ubuntu-Lizenz und somit auch der GPL. Die erzielten Kompromisse reichen aber weder den beteiligten Organisationen noch Riddell aus. So verweist die FSF in ihrer Würdigung des Erreichten auf weiterhin problematische Stellen.
„I won’t be going far, I’ll be helping out in KDE more...“ Jonathan Riddell
So erklärt Riddell auch in seiner Rücktrittserklärung, ihm sei klar, dass Canonical seine Richtlinien niemals so anpassen wird, dass die Community für ihre Arbeit das Bestmögliche zurückerhält. Da der Ubuntu Council mit Canonicals Vorgehen offensichtlich einverstanden sei, müsse er weiterziehen.
Ziemlich auf den Tag genau erschien vor elf Jahren die erste Version von Kubuntu. Bis 2012 wurde das Projekt von Canonical finanziert. Damals wurde gemunkelt, Kubuntu werde der Version von Ubuntu mit Unity zu gefährlich. Das deutsche IT-Unternehmen Blue Systems übernahm daraufhin die Weiterentwicklung und stellte Riddell, wie auch schon andere KDE-Entwickler vor ihm, in Lohn und Brot.
Bei Kubuntu will Philip Muscovac (yofel) die Rolle des Release Managers übernehmen. Riddell selbst will sich künftig mehr bei KDE einbringen. Unter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, er arbeite zudem mit Kubuntu-Kollegen an einer neuen Distribution, deren Name hier noch nicht verraten werden soll. Nach dem gestrigen Release tauchten schnell Blogeinträge auf, die der gestrigen Veröffentlichung von Kubuntu 15.10 einiges an Qualität und Sorgfalt absprechen.