Steam Machine und Link: Für Valves Wohnzimmer-Ambitionen wird es ernst
Es wird ernst
Zwei Jahre nach der Ankündigung wird es für Valves Wohnzimmerambitionen ernst. Morgen erhalten die ersten Vorbesteller Valves hauseigenen Steam Controller und die Streaming-Box Steam Link, ab dem 10. November kann jedermann beide Komponenten erwerben. Ab diesem Zeitpunkt sollen dann auch Rechner mit Valves Betriebssystem SteamOS zur Verfügung stehen – ein Jahr später als ursprünglich geplant. Und im kommenden Jahr wird die VR-Brille HTC Vive das Angebot um Steam VR ergänzen. Zeit für einen Überblick über den aktuellen Stand der Dinge.
Komplexe Ambitionen
Valve ist mächtig, bis heute aber in den Rollen Spieleentwickler und Vertriebsplattform für PC-Spiele gefangen. Daran soll sich etwas ändern. Valve will mit eigener Hard- und Software ins Wohnzimmer und dort zum direkten Konkurrenten der etablierten Konsolen werden. Richtige PC- statt Konsolenspiele sollen ein gewichtiges Argument liefern.
Was einfach klingt, ist hoch komplex. Valve muss PC-Spiele auf den Fernseher bringen, deren Bedienung für Tastatur und Maus ausgelegt ist. Ganz neu ist das Unterfangen nicht. Schon seit drei Jahren können Spieler mit dem Modus Big Picture von Steam über einen PC Spiele wie mit einer Konsole auf dem Fernseher spielen. Der Aspekt Steuerung blieb bisher aber noch außen vor.
Mit zwei unterschiedlichen Ansätzen sollen Steam Machines und Steam Link in Zukunft dafür sorgen, dass noch mehr PC-Spieler den Gang ins Wohnzimmer wagen. Und der Steam Controller soll dafür sorgen, dass wirklich alle Titel der eigenen Bibliothek auch bequem vom Sofa aus spielbar sind.
Eine Vorschau, kein Test
ComputerBase standen für den Artikel zwei Steam Controller, Steam Link und die bisher bekannteste Steam Machine von Alienware zur Verfügung. Dieser Artikel widmet sich den Steam Machines samt SteamOS sowie der Streaming-Box Link und geht der Frage nach, wie gut es Valve gelingt, PC-Spiele in das Wohnzimmer zu übertragen. In einem separaten Artikel hat ComputerBase Valves Steam Controller auf den Prüfstand gestellt und geht der Frage nach, wie gut sich Spiele im Wohnzimmer dann auch steuern werden lassen. Auch und gerade im Vergleich mit dem von Spielern oft genutzten Xbox-Gamepad.
Artikel mit der Überschrift Tests sind zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gestattet, Valve hat wichtige Updates für SteamOS für die nächsten Wochen angekündigt. Erst zum 10. November, wenn der finale Startschuss für Steam Machines, Controller und Link erfolgt, soll es ein abschließendes Urteil geben. Und der heutige Überblick macht deutlich: Es gibt in der Tat noch viel zu tun.
Steam Machines
Steam Machines gab es das erste Mal auf der CES 2014 Anfang des letzten Jahres zu sehen. Anders als bei Spielkonsolen wie der PlayStation 4 oder der Xbox One kommt keine spezielle, fest vorgegeben Hardware zum Einsatz. In Valves Spielkonsolen steckt normale PC-Hardware, die in Kombination mit dem auf Linux basierenden SteamOS zu Steam Machines werden.
Das alternative Betriebssystem setzt für die Berechnung von Spielen auf der Steam Machine voraus, dass sie unter Linux lauffähig sind. Das schränkt die Auswahl verfügbarer Titel trotz großer Bemühungen von Valve über die letzten Jahre auch weiterhin ein. Vorteile von SteamOS sind hingegen niedrigere Kosten für das System, weil Lizenzkosten für Windows entfallen, und eine in Zukunft potentiell höhere Leistungsfähigkeit. Mit der Entscheidung, die API DirectX in Version 12 deutlich zu entschlacken, hat Microsoft diesem Argument allerdings etwas Wind aus den Segeln genommen. Valve sieht im OpenGL-Nachfolger Vulkan aber weiterhin eine überlegene Alternative.
Alienware Steam Machine
Die meiste Aufmerksamkeit erlangte zur Vorstellung vor anderthalb Jahren die Steam Machine von Alienware. Das bis dato Alienware Alpha genannte System kommt im Design einer Spielekonsole und nicht in einem klassischen PC-Gehäuse daher, Valves Vorstellungen trifft diese Variante damit am ehesten. Kein Wunder also, dass sie auch Ende 2015 als Testmuster herhalten muss.
Zu kaufen gibt es den Rechner dabei schon länger. Weil SteamOS auf Basis von Linux nicht mehr wie geplant im Jahr 2014 erschien, entschloss sich Alienware dazu, den optisch ansprechenden Mini-PC zum Weihnachtsgeschäft 2014 mit Windows und einer eigens entwickelten Oberfläche auf den Markt zu bringen. Anfang dieses Jahres erreichte das System den deutschen Markt zu Preisen ab rund 700 Euro.
Bis auf das Betriebssystem hat sich seitdem nichts verändert. Noch immer steckt in der Alienware Alpha Hardware, die im Frühjahr 2014 vorgestellt wurde. Alienware bietet das System mit vier verschiedenen Intel-Prozessoren der alten Haswell-Generation sowie einer immer gleichen GeForce-GPU aus der 800M-Serie an. Welche Hardware genau in der Alienware Alpha steckt, unterscheidet sich je nach Region, in der der Mini-PC gekauft wird. ComputerBase hat die Steam Machine direkt von Valve zur Verfügung gestellt bekommen, weshalb die Ausstattung dem US-amerikanischen Modell entspricht, das so nicht in Deutschland angeboten wird. Folgende Varianten der Alienware Alpha sind in Deutschland verfügbar.
1 | 2 | 3 | 4 | |
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CPU | Intel Core i3-4170T 2 Kerne, 4 Threads 3,2 GHz, 3 MB L3 Cache |
Intel Core i5-4590T 4 Kerne, 4 Threads 2,0 GHz, 6 MB L3 Cache |
Intel Core i7-4785T 4 Kerne, 8 Threads 2,2 GHz, 8 MB L3 Cache |
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GPU | Intel HD Graphics 4400, 200 – 1.150 MHz |
Intel HD Graphics 4600, 350 – 1.150 MHz |
Intel HD Graphics 4600, 350 – 1.200 MHz |
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GPU 2 | Nvidia GeForce GTX 860M (GM107), 2 GB GDDR5 | |||
RAM | 4 GB DDR3 1.600 MHz | 8 GB DDR3 1.600 MHz | ||
HDD | 2,5", 500 GB, 7.200 U/min, SATA | 2,5", 1 TB, 7.200 U/min, SATA | ||
Anschlüsse | 2 × USB 2.0 (vorne), 2 × USB 3.0 (hinten), 1 × USB 2.0 (unten), 1 × Gigabit-Ethernet, 1 × HDMI 1.4a, 1 × HDMI-Eingang, 1 × S/PDIF | |||
Konnektivität | Intel AC 3160: 1×1 WLAN-ac, Bluetooth 4.0 | Intel AC 7265: 2×2 Dualband WLAN-ac, Bluetooth 4.0 | ||
Abmessungen | 76,2 × 203,2 × 203,2 (H×B×T) | |||
Gewicht | 3,6 kg | |||
Preis (Windows 10) | 669 € | 739 € | 839 € | 1.019 € |
Preis (SteamOS) | 599 € | 669 € | 779 € | 939 € |
Varianten mit Intel Core i3-4130T und Core i7-4765T in den USA erhältlich |
Die von ComputerBase genutzte Steam Machine aus den USA nutzt die beste der in Deutschland erhältlichen Konfigurationen, hat allerdings einen Intel Core i7-4765T verbaut, der hierzulande nicht in der Alpha angeboten wird.
In der Alienware Alpha steckt ein Custom-Mainboard, das stark an das Mini-ITX-Format kompakter PCs erinnert. Wer die Konsole über die Philips-Schrauben aufschraubt, wird zunächst von der Festplatte im 2,5"-Format mit 7 Millimeter Bauhöhe und einem USB-Steckplatz begrüßt, in dem ab Werk der Empfänger des Steam Controller zu finden ist. Wird der innere Korpus herausgezogen und umgedreht, sind zwei Radiallüfter für CPU und GPU zu sehen, die die Abwärme Richtung Heck der Konsole transportieren. Die Lüfter lassen sich ohne Werkzeug abziehen, die Kühler darunter sind mit jeweils vier weiteren Philips-Schrauben mit dem Mainboard verbunden.
Die CPU ist nicht fest verlötet, sondern sitzt wie bei einem klassischen Desktop-PC im Sockel LGA1150 und kann einfach entnommen werden. Direkt daneben sitzt als dedizierte GPU ein fest verbauter Maxwell-Chip von Nvidia. Die Notebook-GPU GeForce GTX 860M kann im Gegensatz zur CPU nicht getauscht werden. Der GPU stehen 2 GB GDDR5-Speicher zur Seite. Die Leistung ist vergleichbar mit einer GeForce GTX 750 Ti aus dem Desktop-Bereich. Beim Arbeitsspeicher kommen zwei SO-DIMMs mit jeweils 4 GB und einem Takt von 1.600 MHz zum Einsatz.
Aktuell wird die Alienware Alpha noch mit Windows 8.1 und dem Controller der Xbox 360 ausgeliefert. Unter Windows wird für den Betrieb im Wohnzimmer mit Controller der Big-Picture-Modus von Steam genutzt, alle Spiele für Windows können berechnet werden. Ab dem 10. November, dem offiziellen Start der Steam Machines, ändert sich der Lieferumfang der Alienware Alpha. Unter dem Namen Alienware Alpha ist dann Windows 10 vorinstalliert und das beigelegte Zubehör besteht aus Tastatur und Maus. Gleichzeitig startet der gleiche Mini-PC unter dem Namen Alienware Steam Machine neu und wird in dieser Version mit SteamOS sowie dem Steam Controller ausgeliefert. Die Preise für die Variante ohne Windows sollen leicht niedriger ausfallen.