Apple: Cook kritisiert britisches Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung
Apple CEO Tim Cook hat sich kritisch über das von der britischen Regierung geplante Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung geäußert. Im Interview mit der englischen Zeitung The Telegraph warnt Cook vor den „furchtbaren Folgen“, die eine Abschaffung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung haben würden.
Der von der britischen Innenministerin Theresa May präsentierte Gesetzentwurf (Investigatory Powers Bill) sieht umfangreiche Abhörmaßnahmen von Telefon- sowie Internet-Kommunikation zum Zwecke der Strafverfolgung vor; auch vermisste Personen sollen so leichter gefunden werden können. Für Provider und IT-Konzerne wie Apple hätte das Gesetz schwerwiegende Folgen, da es jegliche Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verbietet und von Technologiefirmen verlangt, Nutzer-Kommunikationsdaten wie Nachrichten und Browserverlauf auf richterlichen Beschluss an Polizei sowie Geheimdienste auszuhändigen. Alle Kommunikationsdaten müssen zudem für ein Jahr gespeichert werden.
Tim Cook sieht in dem Gesetz eine Gefahr für die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer: „Wir sind überzeugt von einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ohne Hintertüren. Kunden wollen nicht, dass wir ihre Nachrichten lesen; und wir denken auch nicht, dass wir das Recht dazu haben.“ Besagte Hintertüren könnten darüber hinaus nicht nur von der Regierung, sondern auch Kriminellen ausgenutzt werden: „Wer Verschlüsselungsschutz aufweicht oder gleich ganz abschafft, schadet damit nicht denjenigen, die böse Dinge anstellen wollen. Die wissen ohnehin, welcher Weg zu gehen ist.“ Stattdessen sei es der normale Kunde, dessen Privatsphäre und Internetsicherheit unnötig eingeschränkt werde.
Apple setzt in den hauseigenen Apps iMessage und FaceTime standardmäßig auf Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Im September lehnte Apple eine Aufforderung einer US-Behörde zur Herausgabe einiger iMessage-Chatverläufe mit dem Hinweis ab, aufgrund der Vollverschlüsselung selbst keinen Zugriff auf die Nachrichten zu haben und deswegen auch keine Nutzer-Chats aushändigen zu können. Wikipedia-Gründer Jimmy Wales empfahl Apple kürzlich sogar den Verkaufsstopp von iPhones in Großbritannien, sollte der Investigatory Powers Bill von der britischen Regierung verabschiedet werden.
Hinweise auf weitere Produkte mit dem Fokus Gesundheit
Im Telegraph-Interview deutete Tim Cook außerdem die Entwicklung eines Gesundheits-Produkts an. Die Apple Watch biete diesbezüglich zwar bereits viele Möglichkeiten, jedoch seien die notwendigen Prüfverfahren durch die amerikanische Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelzulassungsbehörde (Food and Drug Administration, FDA) zu zeitintensiv: „Wir wollen die Apple Watch nicht dem FDA-Prüfprozess aussetzen, da es Innovationen ausbremsen würde.“ Cook kann sich daher ein gesondertes Produkt für den Gesundheitsbereich vorstellen. Er nannte aber keine Details, sondern gab sich Apple-typisch vage: „Vielleicht wird es eine App, vielleicht etwas anderes.“