iPad Pro im Test: Apples größtes und schnellstes Tablet kann mehr

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Nicolas La Rocco
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Smart Keyboard = Notebook?

Die Leistung des iPad Pro liegt über der des MacBook mit Intel Core M, eigentlich müsste es sich in Kombination mit dem großen Display deshalb auch besonders gut fürs Arbeiten eignen. Das sieht auch Apple so und bietet für das iPad Pro das Smart Keyboard an; eine Tastatur, die gleichzeitig eine Abdeckung der Vorderseite sowie ein Ständer für Filme ist und die über den neuen Smart Connector angeschlossen wird.

Der Smart Connector ist eine erstmals mit dem iPad Pro eingeführte Schnittstelle, die zentral an der linken Seite des Gehäuses sitzt. Der Anschluss besteht aus drei magnetischen Kontakten, die Daten und Energie übertragen. Im Smart Keyboard muss deshalb kein Akku oder Bluetooth verbaut werden, die Energieversorgung übernimmt das Tablet, weshalb bei Verwendung der Tastatur auch etwas die Laufzeit des Tablets leidet.

Die Tastatur für Deutschland gibt es noch nicht

Welchen Einfluss genau die Tastatur auf die Laufzeit hat, konnte die Redaktion jedoch noch nicht testen, weil das Smart Keyboard erst in vier bis fünf Wochen in Deutschland verfügbar sein wird – und auch dann vorerst nur mit Tastaturlayout für Englisch (USA). Wie Apple gegenüber ComputerBase bestätigte, arbeitet das Unternehmen an Smart Keyboards mit weiteren Tastaturlayouts. Welche das allerdings genau sein werden und wann der Marktstart geplant ist, wurde nicht angekündigt.

Smart Connector auf der linken Seite des Gehäuses
Smart Connector auf der linken Seite des Gehäuses

ComputerBase konnte das Smart Keyboard rund eine halbe Stunde während einer Produktpräsentation bei Apple ausprobieren, deshalb ist dieser Teil des Tests zunächst ein Ersteindruck. Die Tasten des Smart Keyboards sind freistehend getrennt voneinander ausgeführt, so wie es auch Microsoft beim neuen Type Cover des Surface Pro 4 macht. Die Tasten haben einen sehr kurzen Hub, vergleichbar mit der Tastatur des neuen MacBook mit 12 Zoll. Der von Apple Butterfly getaufte neue Mechanismus des MacBook kommt allerdings nicht zum Einsatz, auch keine traditionelle Scherenmechanik. Stattdessen nutzt Apple eine mit Rubberdomes vergleichbare Lösung, wobei jedoch die Taste selbst quasi zum Dome wird. Apple überzieht die gesamte Tastatur mit einem wasserdichten und schmutzabweisenden Gewebe, das jede Taste federt und damit auch Teil des Switches beziehungsweise der Taste ist.

Das Tippgefühl fällt für eine mobile Anstecktastatur gut aus, allerdings lässt sich nicht verschleiern, dass auch das Smart Keyboard mit den bekannten Problemen dieser Lösungen zu kämpfen hat. Für das Abstellen auf dem Schoß ist die Lösung ungeeignet, weil sie nicht sicher genug steht. Am besten ist das iPad Pro mit Smart Keyboard auf einem Tisch aufgehoben. Dem Smart Keyboard fehlt zudem ein Trackpad, was daran liegt, dass iOS im Gegensatz zu Windows 10 auf dem Surface Pro 4 nicht für die Bedienung mit einem Mauszeiger konzipiert wurde. Wer das iPad Pro als Notebook nutzt, muss es mit dem Finger also genau so bedienen, wie Steve Jobs es immer genau nicht gewollt hat: Mit nach vorne zum Display ausgetreckten Arm.

Apple hat iOS 9 vor allem mit Blick auf das zur Veröffentlichung des Betriebssystems noch nicht angekündigten iPad Pro zwar um sinnvolle Multitasking-Funktionen wie Split View, Slide Over oder Bild im Bild erweitert, die auf dem großen Tablet noch viel besser zur Geltung kommen als auf dem iPad Air 2, dennoch ist iOS damit noch nicht mit der Effektivität beim Arbeiten eines MacBook oder alternativ auch Dell XPS 13 vergleichbar. Das liegt einfach in der Natur des Betriebssystems und ist auch ein Grund, warum sich Apple klar mit OS X und iOS auf zwei Schienen positioniert und die Systeme nicht zusammenführen wird.

Gut gelöst worden ist eine Reihe von Kurzbefehlen für den Wechsel zwischen Apps oder auch Suchen sowie Copy und Paste. Auf dem Desktop (Homescreen) allerdings kann mit der Tastatur nur wenig angefangen werden. Mit den Pfeiltasten lassen sich die App-Symbole nicht auswählen, sodass auch Return keine der Anwendungen öffnen kann. Wer Apps über die Tastatur öffnen möchte, sollte bei bereits geöffneten Apps mit Command + Tab vorgehen, so wie unter OS X und Windows, oder alternativ die iOS-Suche mit Command + F starten. Nach dem Tippen der ersten Buchstaben erscheint dann die gewünschte App neben weiteren Suchergebnissen. Die gefundene App muss dann allerdings auch wieder per Touch über das Display ausgewählt werden.

Die Nutzung des Bildschirms ist somit auch bei Nutzung des Smart Keyboards weiterhin ein fester Bestandteil der Bedienung von iOS und lässt sich nicht umgehen. Nach hinten kippt das iPad während der Touch-Bedienung nicht, es steht sicher in einer kleinen Vertiefung hinter den Tasten und wird von dem Teil des Smart Keyboards gehalten, das im geschlossenen Zustand auf dem Display liegt und dieses schützt. Variabel arretieren lässt sich das iPad Pro nicht, es ist fix an einen Winkel gebunden (Bild 4). Zum Schauen von Filmen gibt es noch eine etwas steiler angestellte Position, in dieser kann die Tastatur aber nicht mehr genutzt werden. Ungewöhnlich für Apple ist die Stufe des Covers im geschlossenen Zustand (Bild 7).

Das iPad Pro wird durch das Smart Keyboard nicht zur digitalen Schreibmaschine für Vieltipper, zumal der Aufpreis von 179 Euro erst einmal verdaut werden muss. Logitech bietet mit der Create für 150 Euro eine etwas günstigere Alternative an, die ebenfalls den Smart Connector für die Verbindung zum Tablet nutzt. Logitechs Tastatur bietet zudem eine Hintergrundbeleuchtung, die es bei Apple konträr zu allen aktuellen MacBooks oder dem Type Cover von Microsoft nicht beim Smart Keyboard gibt, und wird mit deutschem Tastenlayout angeboten. Die Create ist aber deutlich wuchtiger als das Smart Keyboard und auch nicht so überzeugend verarbeitet wie die Lösung von Apple. Wer eine Tastatur für den Smart Connector sucht, sollte deshalb doch lieber zu Apple greifen.

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