Call of Duty: Black Ops III im Test: Bei der Story übernommen, bei der Technik gescheitert
2/4SciFi ist die Zukunft
Wenn es einen großen Trend in der CoD-Geschichte gibt, dann den, dass die Handlung mit den Jahren immer abgefahrener wurde und in einer immer ferneren Zukunft spielte. Die von Treyarch verantworteten Black Ops Teile sind dafür ein gutes Beispiel: Während der erste noch 1961 ansetzte, verschlug es den Spieler im zweiten schon in eine nahe Zukunft mit Mechs und Supercomputern.
Insofern ist es nur konsequent, dass Black Ops III (BO 3) nun noch futuristischer daherkommt und gleich gut vierzig Jahre später im Jahr 2065 ansetzt. In dieser Zeit steht die Welt selbstredend am Abgrund. Allein, wie genau die Apokalypse droht, überrascht dann doch.
Hui und pfui beim Plot
Dabei gehen sich die Grundlagen der Handlung von BO 3 erst mal konventionell an. In besagtem Jahr wird die Welt von zahlreichen Katastrophen erschüttert. Durch Verwerfungen wie den Klimawandel, aber auch durch ethisch fragwürdige Fortschritte im Bereich der Wissenschaft und Technologie gerät allerlei aus den Fugen, gründen sich neue Machtzentren und Feindschaften. Eine große Rolle spielen neben bekannten Akteuren wie der guten alten CIA auch fiktive Parteien wie der Robotik- und Augmentierungskonzern Coalescence, um den sich der gesamte Plot dreht.
Der Wille ist da
Angenehm ist, dass Treyarch aus dieser Grundlage zumindest versucht, eine ungewöhliche CoD-Kampagne zu schnitzen. In angenehm klarer Abgrenzung zum langweiligen Hurra-Patriotismus von Infinity Ward wird hier eine SciFi-Story erzählt, die sich durchaus auch mit ethischen Fragen und den möglichen negativen Auswirkungen von technologischem Fortschritt beschäftigt. Auch wenn sich das Gebotene nicht selten wie ein wilder Mix aus Inhalten wie Matrix, Deus Ex und Crysis anfühlt – für sich genommen ist der Schritt mutig und löblich.
Inhaltlich wird der Ansatz anfänglich und immerhin phasenweise auch gar nicht so schlecht umgesetzt. Wenn wir vor laufender Kamera zu sehen müssen, wie unser Protagonist oder unsere Protagonistin (!) von einem Kampfroboter zerfetzt wird und im Anschluss nach Dutzenden Operationen als augmentierter Super-Soldat wieder aufersteht, sind wir angewidert – und doch gepackt. Und wenn wir dann dank der Modifikationen über kinetische Kräfte verfügen und mit den anderen Mitgliedern unseres Teams derart verbunden sind, das Erinnerungen gemeinsam erlebt werden können, fühlt sich das zwar verdammt nach „das kenn' ich doch irgendwie“ an – ins Spiel hineingezogen werden wir aber trotzdem.
Was machen wir hier überhaupt?
Soweit, so hui. Leider ist es aber so, dass Treyarch das Große, das Bahnbrechende, das aus dieser Grundsuppe gezaubert werden könnte, sehr schnell verspielt. Das liegt daran, dass die Anfangs präsentierten Grundlagen zu schnell in den Hintergrund geraten. Immer wieder müssen wir uns im Verlauf der rund achtstündigen Kampagne fragen: Nette Action, aber was machen wir jetzt hier noch mal? Wer ist der Typ? Wer spricht gerade mit wem? In welcher Welt befinden wir uns? Ist das jetzt Traum oder Wirklichkeit?
Es ist tragisch, dass diese Fragen aufkommen, weil die Ursache dafür ist, dass der Spieler von wenigen Lichtblicken abgesehen inhaltlich kaum an die Hand genommen wird. Dabei wäre dies gerade bei dieser CoD-Ausgabe ausnahmsweise mal richtig nötig, weil sie nicht so einfach gestrickt ist, wie die meisten Vorgänger: Hier gut, dort böse – und bis zum letzten großen Kampf bitte alles plattmachen, was vor die Flinte läuft.
Der Effekt, der sich daraus ergibt, ist für die Spielatmosphäre einigermaßen vernichtend: Schon in der dritten Mission haben wir mehr oder weniger abgeschaltet. Es interessiert uns nicht mehr, was genau eigentlich passiert, weswegen wir dann in der Folge auch darauf verzichten, den manchmal erstaunlich platten und vom Timing her deplatzierten Dialogen zu lauschen oder uns durch einen Wust von (vielleicht erklärenden?) Dokumenten zu klicken. Das ist schade, weil die Entwickler dieses Problem mit einigen kleinen Kniffen – etwas mehr Erzählung, etwas mehr Ordnung im Plot – relativ einfach hätten vermeiden können.
Das Gameplay profitiert
Während die Story am SciFi-Setting scheitert, profitiert das Gameplay davon – sofern man sich als Spieler denn mit den futuristischen und übernatürlichen Möglichkeiten anfreunden kann. Wir übernehmen die Kontrolle über Drohnen, wechseln in einen „DNI-Modus“, der quasi ein Wallhack ist, tarnen uns, laufen an Wänden entlang und überwinden dank Jetpack auch größere Abgründe. All das ist im Genre nicht wirklich neu, wird hier aber gekonnt zu einer knackig schnellen Spielmechanik abgemischt.
Gelungen sind auch die Schauplätze. Zwar spielt die Kampagne von BO 3 nur in Zürich, Singapur und Ägypten, doch bieten die Karten eine gehörige Portion Abwechslung. Wir schießen uns durch eine Militärbasis, erkunden abseitige Labore, entern einen riesigen Komplex mitten in der Wüste und liefern uns in einer Dschungel-Umgebung anhaltende Schießereien.
Dabei profitiert natürlich auch die Gegenseite von der zur Verfügung stehenden Technologie: Nicht nur Soldaten, auch Drohnen, Mechs und der ein oder andere Boss rücken dem Spieler auf die Pelle. Gerade die blechernen Widersacher sind eine sinnvolle Neuerung, weil sie mehr austeilen und einstecken können als ihre menschlichen Pendants. Das ist deswegen gut, weil sich die KI nach wie vor im untersten Segment des Möglichen bewegt: Gegnerische Soldaten starren in den Himmel, drehen sich vom Spieler weg, halten Gliedmaßen oder sogar ihre Köpfe aus der Deckung und können selbst in höheren Schwierigkeitsgrade auf Distanz kaum zielen. Knifflig wird es daher nur, wenn das Script auf Masse setzt und den Standard-Gegnern noch ein paar Mechs beimischt.
Etwas zu dick aufgetragen haben die Verantwortlichen bei der vielbeworbenen Möglichkeit, mehrere Wege zum Ziel zu nehmen. Damit sollte der alten Kritik entgegengewirkt werden, wonach ein CoD nur mit Schlauchleveln auskommt. Tatsächlich: Viele Areale fühlen sich etwas größer und breiter an, wobei sich immer mal wieder die Möglichkeit bietet, vertikal und horizontal andere Wege zu nehmen. Richtig häufig sind diese Optionen allerdings nicht. Zudem unterscheiden sie sich nie weitreichend – eine leichte Verbesserung lässt sich also feststellen, ein fundamentaler Bruch mit der alten Logik der Reihe aber nicht.
Ansonsten bietet BO 3 spielerisch viele Standard-Mechaniken. Zünftige Ballereien werden von kurzen Zwischensequenzen und Fahrzeugabschnitten aufgebrochen, wobei letztere gewohnt arcadig von der Hand gehen: Nie war es leichter, einen Kampfjet zu steuern, als in BO 3.