Nexus 5X vs. OnePlus 2 im Test: Wer baut das bessere günstige Flaggschiff?
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Snapdragon 810 gegen Snapdragon 808: Der Sieger aus diesem Duell steht auf dem Papier fest, ist in der Realität aber ein anderer. Das Nexus 5X ist im Alltag fast durch die Bank das schnellere der beiden Smartphones. Das zeigt sich insbesondere bei den Ladezeiten von Apps und beim Zurückkehren auf den Home-Bildschirm.
In der Theorie ist der Snapdragon 810 das schnellere der beiden SoCs. Es bietet vier Cortex-A57 mit bis zu 1,8 GHz und vier Cortex-A53 mit bis zu 1,5 GHz. Das SoC bietet zudem die schnelle Adreno-430-GPU mit bis zu 630 MHz. Des Weiteren sind vier Gigabyte LPDDR4-Speicher in der 64-GB-Version des OnePlus 2 verbaut.
Im Nexus 5X steckt hingegen der Snapdragon 808, den LG auch im G4 verbaut. Dabei handelt es sich um ein SoC mit einer Hexa-Core-CPU aus zwei Cortex-A57 mit bis zu 1,8 GHz und vier Cortex-A53 mit bis zu 1,4 GHz. Die GPU Adreno 418 zählt zur oberen Mittelklasse und taktet maximal mit 600 MHz, das OnePlus 2 hat hier mehr Reserven für Spiele. Der Arbeitsspeicher ist nur noch zwei Gigabyte großer LPDDR3, der mit einer Bandbreite von 14,9 GB/s statt 25,6 GB/s beim Snapdragon 810 angebunden ist.
Dementsprechend besser schneidet das OnePlus 2 auch in den Benchmarks ab. Diese bescheinigen dem OnePlus 2 eine durchweg sehr hohe Leistung, die zwar in den Tiefen des Smartphones definitiv vorhanden ist, aber nicht immer abgerufen werden kann.
Im Alltag ist das Nexus 5X bis auf wenige Ausnahmen schneller. Nur Facebook lädt je nach Szenario meistens etwas schneller auf dem OnePlus 2. Zahlreiche Anwendungen, darunter YouTube, Google Maps, die Einstellungen oder auch die Telefon-App laden auf dem Nexus 5X jedoch reproduzierbar schneller. Das OnePlus 2 hat vor allem mit einer nicht nachvollziehbar langen Verzögerung bei Betätigung des Home-Buttons zu kämpfen, das Nexus 5X reagiert hingegen sofort auf Eingaben.
Ohne Frage ist auch das OnePlus 2 ein sehr schnelles Smartphone. Spiele, egal wie aufwändig und pompös die Grafik ist, schüttelt das Gerät dank sehr schneller Adreno 430 aus dem Handgelenk. Mit vier Gigabyte Arbeitsspeicher können viele Anwendungen zudem lange im Speicher gehalten werden und sind stets einsatzbereit, wenn sie mit der App-Übersicht wieder aufgerufen werden. Doch auch mit halb so viel Arbeitsspeicher macht das Nexus 5X eine gute Figur. In puncto Leistung zählt es trotz des vermeintlich schwächeren SoCs zu den schnellsten Android-Smartphones.
Betriebssystem
Der große Vorteil eines Nexus-Smartphones war schon immer und ist auch beim Nexus 5X das aktuelle Android-Betriebssystem. Mit Android 6.0 Marshmallow ist das System eine Hauptversion neuer auf dem Google-Smartphone als auf dem OnePlus 2. Bei OnePlus kommt aber ebenso eine fast unveränderte Android-Version zum Einsatz, die allerdings um einige Konfigurationsoptionen aufgebohrt wurde. Auf dem ersten OnePlus war noch CyanogenMod installiert, für das zweite OnePlus hat man sich davon verabschiedet und mit OxygenOS eine eigene angepasste Android-Version entwickelt.
Rechte für Apps lassen sich bei beiden gut verwalten
Eine Gemeinsamkeit beider Betriebssysteme ist die von Google groß für Android 6.0 angekündigte Verwaltung von App-Rechten. So lassen sich auf beiden Systemen auf Wunsch einzelnen Apps Rechte für bestimmte Bereiche des Smartphones, etwa der Zugriff auf die Kamera oder Kontakte, entziehen. Was bei Google dank Android 6.0 besser funktioniert, ist das Fragen nach dem Zugriff bei der ersten Verwendung. Unter Android 5.1 gibt es diese Option schlicht noch nicht, weshalb erst im Nachhinein die Rechte verwalten werden können.
Optisch hat sich bei Android 6.0 nur wenig gegenüber Android 5.1 Lollipop verändert. Die größte Veränderung ist der App-Drawer, in dem jetzt nicht mehr horizontal, sondern vertikal durch Apps gewischt wird. Der Zugriff auf die einzelnen Apps gelingt damit schneller, weil die Bewegung in einem Wisch durchgeführt werden kann. Bisher waren zum Beispiel für eine App, die mit „Y“ beginnt, mehrere Wischgesten notwendig, bis die letzte Seite erreicht war.
Unter der Haube von Android 6.0 hat sich hingegen mehr verändert. Neben den neuen Berechtigungen sind vor allem für Bastler neue Einstellungen hinzugekommen. Der sogenannte SystemUI-Tuner hat es aus den Developer Previews in die finale Version geschafft und erlaubt optische Anpassungen der Statusleiste. Er kann aufgerufen werden, wenn in den Schnelleinstellungen das Zahnrad-Symbol lange gehalten wird. Anschließend sind die zusätzlichen Optionen am Ende der Liste der Einstellungen zu finden. Über den SystemUI-Tuner können Symbole ausgeblendet oder angepasst werden. Wer wenig Symbole bevorzugt, kann diese entfernen. Für Symbole wie die Batterie kann eine Anzeige in Prozent hinzugefügt werden. Entwickler können wiederum einen Demo-Modus aktivieren, bei dem sich Uhrzeit und Statussymbole nicht verändern, was gleichbleibende Screenshots und Videos der Oberfläche erlaubt.
Für Veränderungen am Betriebssystem hat OnePlus allerdings noch mehr in petto. Es lässt sich unter anderem vom hellen Standard-Theme zu einem dunklen wechseln, was bei Google nur in einer früher Entwicklerversion möglich war. Außerdem kann der Nutzer aus acht Akzentfarben für Schaltflächen wählen. Darüber hinaus darf der Nutzer wählen, ob er die Tasten unterhalb des Displays für die Bedienung benutzen oder lieber auf die On-Screen-Tasten wechseln will. Außerdem kann festgelegt werden, ob langes Drücken oder doppeltes Tippen spezielle Sonderaktionen ausführen soll. Die Tasten für Zurück und App-Übersicht können auch von links nach rechts und umgekehrt getauscht werden.
Eine der größten Ankündigungen von Google für Android 6.0 hat es allerdings nicht über den großen Teich geschafft. Google Now On Tap steht nur zur Verfügung, wenn das System auf Englisch gestellt wird. Mit Now On Tap weitet Google seine intelligente Suche auf das gesamte Betriebssystem aus. Von jedem Bildschirm aus lässt sich über langes Halten Google Now aufrufen, das anschließend einen Scan des Bildschirminhalts durchführt und im besten Fall relevante Informationen anzeigt. Zeigt der aktuelle Bildschirm beispielsweise einen Film oder ein Restaurant an, werden Bewertungen und die Wegbeschreibung eingeblendet. Wird versucht, Google Now bei einem deutschen System aufzurufen, führt dies einzig zum Aufruf des normalen Google Now. Grundsätzlich lässt sich das Feature aber auch hierzulande nutzen, allerdings kommt das Systeme bei deutschen Bildschirminhalten nicht zurecht, wenn es sich nicht um gleich geschriebene Begriffe wie zum Beispiel Markennamen handelt.
Neu für Android 6.0 ist die native Unterstützung von Fingerabdrucksensoren. Mit nur fünf bis sechs Mal Auflegen ist ein Finger im System gespeichert. Wer das Smartphone mit Finger auf der Rückseite aus der Hosentasche zieht, bekommt den Sperrbildschirm kaum noch zu sehen. Mit dem Fingerabdruckscanner lässt sich das Smartphone in erster Linie entsperren, darüber hinaus sind Käufe über Google Play möglich. Für Android Pay lässt er sich jedoch nicht nutzen, weil Google seinen Bezahldienst hierzulande noch nicht anbietet.
Bei OnePlus sitzt der Fingerabdrucksensor unterhalb des Displays als kapazitiver Home-Button. Die Ersterfassung dauert bei OnePlus länger, die anschließende Nutzung gelingt aber ebenfalls meistens zuverlässig, wenn auch nicht ganz so gut wie bei Google.