Slackware: Live-Edition der ältesten Linux-Distribution
Im Normalfall muss man Slackware installieren, um es zu testen. Die jetzt veröffentlichte Beta einer Live-Edition erlaubt ein Reinschnuppern ohne Reue. Möglich gemacht hat dies AlienBOB, ein bekannter Unterstützer von Slackware, das zu den wenigen Distributionen gehört, die sich Systemd auch künftig aktiv verweigern wollen.
Slackware ist die älteste noch existierende Linux-Distribution. Sie entstand 1993, wenige Monate vor Debian. Grundlage für Entwickler Patrick Volkerding, der die Geschicke von Slackware auch heute noch lenkt, war damals Softlanding Linux System (SLS), das als die erste vollständige Distribution gilt. Auch Slackware selbst hat Nachkommen, so ist etwa SUSE auf der Basis von Slackware entstanden.
Slackware wird unter zwei Prämissen entwickelt: Möglichst nahe an UNIX und soviel KISS wie möglich. Aus diesen beiden Eckpfeilern erklärt sich bereits, dass Systemd bei Slackware außen vor bleibt. Die Gegner von Systemd werfen der Systemverwaltungssoftware einen Verstoß gegen diese beiden bei Linux traditionell tief verwurzelten Prinzipien vor. Dabei ist Slackware eher prinzipientreu als antiquiert.
Das Entwicklungsmodell von Slackware ist denkbar einfach: Der wohlmeinende Diktator Volkerding trifft alle Richtungsentscheidungen und hat das alleinige Recht, Pakete oder Patches hochzuladen. Die Community ist mit diesem Modell einverstanden, was dazu führte, dass über die Jahre in der Community viele Scripte entstanden, die Slackware in verschiedene Richtungen erweitern oder, wie jetzt, eine Live-Edition ermöglichen.
Diese Edition steht in zwei Varianten zur Verfügung. Einmal als 2,5 GByte große KDE-Edition und zum Zweiten mit XFCE als 700 MByte großes ISO-Abbild. Bei KDE kommt noch die vierte Generation zum Einsatz, was aber lediglich an einigen kaputten Unicode-Paketen liegt. Sobald diese repariert sind, wird das ISO mit aktuellem Plasma 5.x nachgeliefert. Der Umfang erklärt sich daraus, das hier kde-full, also der komplette Satz an KDE-Software zum Einsatz kommt.
Um ohne Systemd auszukommen, werden einige Komponenten ausgetauscht. So kommt anstatt dem eng mit Systemd verbandelten Udev das bei Gentoo entwickelte Eudev zum Einsatz. Consolekit wurde gegen Consolekit2 ausgetauscht.
Die beiden ISO-Images sind Hybrid-ISOs, können also auf DVD oder einen USB-Stick gebannt werden. Sie sind als reine Live-Medien ausgelegt und bieten keinen Installer. Mit der finalen Ausgabe der Live-Edition, die derzeit nur in 64-Bit vorliegt, soll auch das Script iso2usb ausgeliefert werden, das Slackware auf einem USB-Stick installiert.
Das Live-System hat noch keine ausgereifte Sitzungs- und Rechteverwaltung und bietet somit die beiden Benutzerkonten root und live an. Die Passwörter entsprechen den Kontonamen. Um zwischen ihnen zu wechseln, muss sich der Anwender ausloggen und wieder anmelden.
Die ISOs sind auf der Webseite des Entwicklers verlinkt. Linux-Anwender, die ideologische oder praktische Probleme mit Systemd haben, haben mit dieser Live-Edition die Möglichkeit, eine der weniger werdenden Alternativen ohne Systemd zu testen. Eine weitere Alternative wäre AntiX MX.