Verbraucherumfrage: Datenschutz und Werbefreiheit darf etwas kosten
Unter deutschen Internetnutzern wächst die Bereitschaft für Online-Dienste zu zahlen, wenn diese einen besseren Datenschutz und Werbefreiheit anbieten. Das zeigt zumindest eine aktuelle Umfrage, die im Auftrag des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv) erstellt wurde.
Höhere Zahlungsbereitschaft für Datenschutz
Demnach sind 51 Prozent der Befragten bereit für den höchsten Datenschutz und Werbefreiheit zu bezahlen. Bei 45 Prozent der Befragten lautet die Antwort hingegen Nein. Dennoch ist es ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2013, als 35 Prozent bei dieser Frage zustimmten. „Das Bewusstsein dafür steigt, dass im Internet keinesfalls alles kostenlos ist. Viele Verbraucher würden ins Portemonnaie greifen, um ihre Daten zu schützen“, sagt vzbv-Vorstand Klaus Müller.
Allerdings herrscht eine recht große Spannweite bei dem Preis, den die Nutzer für einen besseren Datenschutz und Werbefreiheit zahlen würden. So wären 10 Prozent bereit, bis zu einem Euro pro Monat auszugeben. 54 Prozent können sich vorstellen, bis zu 5 Euro monatlich zu bezahlen. Und 26 Prozent wären sogar bereit, bis zu 10 Euro pro Monat zu bezahlen.
Da in der Studie nicht zwischen Datenschutz und Werbefreiheit unterschieden wird, lässt sich allerdings nicht sagen, welcher Aspekt den Nutzern wichtiger ist.
Angst vor dem Kontrollverlust
Da soziale Netzwerke ohnehin den Ruf haben, zu viele persönliche Daten von den Nutzern zu sammeln, ist es auch wenig überraschend, dass diese von den Befragten als größte Datenkraken eingestuft wurden. Laut der Umfrage haben 84 Prozent angegeben, dass Dienste wie Facebook und WhatsApp zu viele Daten erfassen. Auf der Rangliste der Datensammler folgen dann noch Einkäufe im Internet, die von 77 Prozent genannt werden, sowie Telefongesellschaften und Internetanbieter (75 Prozent) und E-Mail-Dienste (65 Prozent).
Dabei ist es vor allem der Kontrollverlust, den die Nutzer bei den Datensammlungen von Unternehmen befürchten. Als größte Sorge nennen demnach 63 Prozent der Befragten, dass sie nicht wissen, was mit ihren Daten geschieht. 46 Prozent befürchten derweil, dass in ihrem Namen Waren bestellt werden. Und 42 Prozent sind besorgt, dass in ihrem Namen eine Straftat begangen werden kann. Dass Unternehmen und staatliche Behörden zu viel über die Nutzer erfahren, befürchten hingen nur 39 und 33 Prozent der Befragten.
Politik soll Regeln verschärfen
Wer ist nun verantwortlich, dass persönliche Daten im Netz besser geschützt werden? 75 Prozent der Befragten meinen, dass jeder mit einem vorsichtigeren Umgang selbst dazu beitragen kann, um persönliche Informationen besser zu schützen. Allerdings wird auch die Politik in die Verantwortung genommen. So halten 65 Prozent auch strengere gesetzliche Regelungen für wichtig. „Datenschutz kann nicht allein Aufgabe der Verbraucher sein. Die Politik muss dem Datensammeln klare Grenzen setzen, und Unternehmen müssen es Verbrauchern einfacher machen, die Kontrolle über ihre Daten zu behalten“, so vzbv-Vorstand Müller.
Immerhin: An entsprechenden Regelungen arbeitet die EU bereits im Rahmen der europäischen Datenschutzreform. Erst am Wochenende meldete der Spiegel, dass die Abgeordneten aus dem EU-Parlament sich bei der Streitfrage um die Zweckbindung von persönlichen Daten durchsetzen konnten. Im Klartext bedeutet das: Unternehmen dürfen Daten nur für bestimmte Anwendungen auswerten, wenn die Nutzer zuvor zugestimmt haben.
Dieser Passus war umstritten, denn der EU-Rat – also die Vertreter der Mitgliedsstaaten – wollten den Online-Diensten deutlich mehr Spielraum lassen. So sollten diese die persönlichen Daten auch ohne Einwilligung der Nutzer für bestimmte Zwecke verarbeiten können, wenn etwa ein „berechtigtes Interesse“ vorliegt. Da dieser Punkt aber nicht klar definiert war, wurde er von Verbraucher- und Datenschützern als potentielles Einfallstor bewertet, um die komplette Zweckbindung auszuhebeln. Laut dem Bericht des Spiegel sollen die EU-Staaten bei dieser Frage erst eingelenkt haben, als die Vertreter des EU-Parlaments drohten, an dieser Frage die ganze Reform scheitern zu lassen.
Angaben zur Methodik
Die Umfrage hat TNS Emnid im Auftrag des vzbv erstellt. Befragt wurden 1.009 Personen ab 18 Jahren zwischen dem 24. September und dem 1. Oktober. Die Umfrage wird als repräsentativ eingestuft.