BlackBerry Priv im Test: Eine neue Hoffnung mit Android und Tastatur
2/5Performance
Ausgestattet mit einem Snapdragon 808 und drei Gigabyte Arbeitsspeicher ist das Priv auch für anspruchsvolle Aufgaben gerüstet. Anders als der Snapdragon 810 hat dieses System on a Chip weniger mit der Hitzeentwicklung zu kämpfen. Dafür verfügt der 808 anstelle von vier nur über zwei Cortex-A57-Kerne, beim Priv mit einer maximalen Taktrate von 1,8 GHz. Dazu kommen vier schwächere Cortex-A53-Kerne mit bis zu 1,44 GHz. Auch die Adreno-418-GPU ist schwächer als die 430 im Snapdragon 810.
Betrieben wurde das Testgerät über den gesamten Zeitraum mit dem ersten großen Update. Dieses erhöht laut Blackberry die allgemeine Systemgeschwindigkeit. Im Alltag zeigt sich das Priv sehr reaktionsfreudig und bietet eine flüssige Bedienung. Programmstarts und Webseiten öffnen sehr schnell, der Wechsel zwischen geöffneten Anwendungen erfolgt ebenfalls sehr zügig. Ruckler oder Denkpausen sind nicht auszumachen.
- Geekbench 3 – Total Single-Core
- Geekbench 3 – Floating Point Single-Core
- Geekbench 3 – Floating Point Multi-Core
- Geekbench 3 – Integer Single-Core
- Geekbench 3 – Integer Multi-Core
- Geekbench 3 – Memory Single-Core
- Geekbench 3 – Memory Multi-Core
- 3DMark Ice Storm Unlimited
- GFXBench 3 1080p Manhattan Offscreen
- GFXBench 3 1080p T-Rex Offscreen
- CF-Bench
- Browsermark 2.1
- Google Octane 2.0
- SunSpider 1.0.2
Was hingegen auffällt, ist eine spürbare Wärmeentwicklung des Snapdragon 808 unter andauernder Last. Beispielsweise bei umfangreicher Nutzung von Apps, die auf das Internet zugreifen, bei Updates im Hintergrund über WLAN oder Spielen erwärmt sich die Rückseite vor allem auf Höhe des BlackBerry-Logos merklich. Im Testzeitraum kam es aber zu keinen hitzebedingten Neustarts oder Schließen von Apps.
In synthetischen Benchmarks ergibt sich ein zu erwartendes Bild: Das Priv positioniert sich je nach Messung im oberen Drittel, wobei es vor allem bei Verwendung aller Kerne hohe Werte sammeln kann, was sich insbesondere am hohen Gesamtergebnis im CF-Bench zeigt. Die Grafikleistung ordnet sich erwartungsgemäß im Mittel zwischen Snapdragon 801 und Snapdragon 810 ein. Trotz der Verschlüsselung ab Werk erzielt der interne Speicher des Priv vergleichsweise hohe Werte bei der Schreib- und Lesegeschwindigkeit.
Zusammengefasst zeigt sich das Priv als performanter Begleiter, der auch anspruchsvolleren Aufgaben gewachsen ist. Damit einher geht allerdings bei starker beziehungsweise andauernder Beanspruchung eine spürbare Wärmeentwicklung. Im normalen Alltagseinsatz ist BlackBerrys Flaggschiff trotzdem flott und zuverlässig unterwegs.
Betriebssystem
BlackBerrys erstes Smartphone mit fremdem Betriebssystem setzt auf Android 5.1.1 Lollipop, eine Aktualisierung auf Android 6.0 Marshmallow ist angekündigt. Ebenfalls kündigten die Kanadier an, monatlich Sicherheitsupdates bereitzustellen. Sicherheit ist neben der Hardware-Tastatur eines der größten Merkmale, auf die BlackBerry Wert legt – der Name Priv steht daher auch für Privilege und Privacy. Für mehr Sicherheit setzt BlackBerry zusätzlich auf einen überarbeiteten Linux-Kernel, einen Patch-Mechanismus und Hardware Root of Trust. Während BlackBerry relativ nah an Googles purem Android bleibt, sind es vor allem Apps, die ergänzt wurden, um bekannte Dienste und Features von BlackBerry OS 10 auf Android zu bringen. Die Apps werden über den Google Play Store aktualisiert, so dass Optimierungen und neue Funktionen auch ohne Firmware-Update möglich sind. Optisch erinnert Android auf dem Priv an Stock Android mit kleinen Überarbeitungen wie etwa beim App-Drawer. Dieser ist unterteilt in drei Seiten für Apps, Widgets und Verlinkungen (Schnellzugriffe).
Die Schnellzugriffe können per Touchscreen auf das Icon oder Tastatur ausgelöst werden. Hierüber kann etwa direkt ein neuer Kontakt erstellt, eine neue E-Mail angefangen oder die Agenda angezeigt werden. Die Struktur von der Benachrichtigungsleiste und den Schnelleinstellungen erinnert an den Google Now Launcher, eingehende Benachrichtigungen lassen sich aber nicht nur in einer allgemeinen Liste ansehen, sondern in einer eigenen Spalte für jede App anzeigen. Bei wenigen Mitteilungen sorgt dies für mehr Übersicht, wirkt aber überlaufen, wenn ein Vielfaches an App-Logos in der Leiste nebeneinander auftaucht. Ein weiterer Unterschied zum Google Now Launcher ist der Wegfall des namensgebenden Dienstes als linker Homescreen. Stattdessen lässt sich Google Now per Wischgeste vom Home-Button aufrufen. Ebenfalls per Geste lassen sich der BlackBerry Hub und die Gerätesuche starten.
Per Wisch über die Krümmung des Displays öffnet sich die sogenannte Registerkarte Produktivität. Diese bietet wahlweise von einem der Bildschirmränder Schnellzugriff auf neue Nachrichten aus dem BlackBerry Hub, den Kalender, Aufgaben und favorisierte Kontakte. Darüber hinaus gibt es bei angeschlossenem Netzteil eine Statusanzeige des Akkus mit Angaben zur restlichen Ladedauer, diese funktionierte im Test allerdings nur sporadisch. Eine weitere Ergänzung sind sogenannte Pop-Up-Widgets. Per Wischgeste über eine App, die Widgets unterstützt, lässt sich das Widget auf Wunsch in einer neuen Ebene öffnen, ohne dass das Widget dafür auf einem Homescreen platziert werden muss, so dass Platz auf dem Homescreen gespart werden kann.
Von BlackBerry hinzugefügt sind unter anderem Apps für Kalender, Kontakte, Kamera, der BlackBerry Hub, die Gerätesuche und die Sicherheitssoftware DTEK. Letztgenannte erstellt eine Übersicht über sicherheitsrelevante Merkmale und gibt Informationen und Benachrichtigungen darüber, welche App auf Daten wie Standort oder Kontakte zugreift. Was die App hingegen nicht beherrscht, ist eine Rechteverwaltung für die Apps. Diese kommt für Android offiziell mit Android 6.0, muss aber von Entwicklern unterstützt werden. So bleibt DTEK vorerst nur eine Übersicht, was für die Gerätesicherheit notwendig oder empfehlenswert ist. Eingreifen kann die App aber nicht.
Auch an manchen weiteren Stellen sind die BlackBerry-Funktionen noch nicht so ausgereift wie unter BlackBerry OS 10, so etwa der BlackBerry Hub. Dieser bündelt unter BlackBerry OS 10 als zentrale Anlaufstelle sämtliche Konten und Benachrichtigungen. Durch die native Implementierung funktioniert dies problemlos und korrekt. Unter Android ist dies per App gelöst und dadurch nicht so tief in das System integriert. Der Hub trägt unter anderem E-Mails, SMS, Anrufe, Twitter, Facebook, den Kalender und WhatsApp zusammen. Benachrichtigungen über Updates oder weiterer Drittanbieter-Apps ist aktuell nicht gegeben.
Auch die Handhabung von Nachrichten ist stellenweise etwas unausgereift: So gibt es beispielsweise bei einer neuen E-Mail im Google Konto ab Werk doppelte Benachrichtigungen – eine, von der GMail-App und eine vom BlackBerry Hub. Hier kann per Deaktivierung der Synchronisation oder Benachrichtigungen in der GMail-App nachgeholfen werden. Im Test blieb die Mitteilung von GMail auch nach dem Öffnen der Mail im Hub bestehen. Unter BlackBerry OS 10 kann beispielsweise auch auf WhatsApp-Nachrichten direkt geantwortet werden, ohne WhatsApp öffnen zu müssen. Unter Android erfolgt aber eine Weiterleitung in die App, der Hub listet nur die Konversationen auf. Trotz der (noch) eingeschränkten Funktionalität ist der Vorteil des BlackBerry Hub, dass die Kommunikation gebündelt und sortiert wird. Während nach dem Klick auf eine Benachrichtigung in der Leiste die jeweilige App geöffnet wird, hält der Hub die gesamte Chronik bereit und sorgt für Übersicht.
Am Beispiel des BlackBerry Hub zeigt sich, dass die Software an manchen Stellen noch etwas Feinschliff benötigt. Trotzdem sind die Ergänzungen von BlackBerry weitgehend sinnvoll. Die wenig veränderte Oberfläche ist übersichtlich und klar strukturiert, die Nähe zu Googles Android und die angekündigten monatlichen Updates sind weitere Pluspunkte. Das beste Beispiel eines gekonnt umgesetzten und hilfreichen Features ist die Tastatur, die im nächsten Abschnitt genauer behandelt wird.