Pixel C im Test: Google baut das beste Android-Tablet
Vorwort
Wo Google mit Tablets hin will, scheint das Unternehmen auch selbst nicht so richtig zu wissen. Bisher gab es zwei Nexus 7 und ein Nexus 10, jeweils mit 16:9-Display, ein Nexus 9 mit 4:3-Display und jetzt das Pixel C – kein neues Nexus. Das Pixel C ist das erste von Google selbst ohne einen Hardware-Partner enwickelte Tablet. Deshalb heißt es auch nicht Nexus, sondern Pixel, so wie die edlen Chromebooks von Google. Das ist nicht das einzige, was Google anders macht. Mit einer optional erhältlichen Tastatur will Google das Pixel C mit Android auch in der Arbeitswelt genutzt sehen – so wie Apple das iPad Pro mit iOS.
Wie gut die erste Tablet-Eigenkreation von Google gelungen ist, hat sich ComputerBase im Detail zusammen mit der optionalen Tastatur für das Pixel C in diesem Test angesehen.
Google Pixel C | Google Nexus 9 | Apple iPad Air 2 | |
---|---|---|---|
Software: (bei Erscheinen) |
Android 6.0 | Android 5.0 | iOS 8 |
Display: | 10,20 Zoll, 2.560 × 1.800 307 ppi LTPS |
8,90 Zoll, 1.536 × 2.048 288 ppi IPS, Gorilla Glass 3 |
9,70 Zoll, 1.536 × 2.048 264 ppi IPS |
Bedienung: | Touch, Physische Tastatur, Status-LED | Touch, Status-LED | Touch, Fingerabdrucksensor |
SoC: | Nvidia Tegra X1 4 × Cortex-A57, 1,90 GHz 4 × Cortex-A53 20 nm, 64-Bit |
Nvidia Tegra K1 2 × Denver, 2,30 GHz 28 nm, 64-Bit |
Apple A8X 3 × Typhoon, 1,50 GHz 20 nm, 64-Bit |
GPU: | Maxwell 1.000 MHz |
Kepler 852 MHz |
PowerVR GXA6850 450 MHz |
RAM: | 3.072 MB LPDDR4 |
2.048 MB LPDDR3 |
|
Speicher: | 32 / 64 GB | 16 / 32 GB | 16 / 32 / 64 / 128 GB |
1. Kamera: | 8,1 MP, 1080p AF |
8,0 MP LED, f/2,40, AF |
8,0 MP, 1080p f/2,40, AF |
2. Kamera: | Nein | ||
3. Kamera: | Nein | ||
4. Kamera: | Nein | ||
5. Kamera: | Nein | ||
1. Frontkamera: | 2,1 MP, 1080p AF |
1,6 MP AF |
1,2 MP, 720p f/2,20 |
2. Frontkamera: | Nein | ||
GSM: | Nein | Nein Variante GPRS + EDGE |
Nein Variante GPRS + EDGE |
UMTS: | Nein | Nein Variante HSPA+ |
Nein Variante DC-HSPA ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
LTE: | Nein | Nein Variante Ja |
Nein Variante Ja ↓150 ↑50 Mbit/s |
5G: | Nein | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 a/b/g/n/ac | |
Bluetooth: | 4.1 | 4.0 | |
Ortung: | Nein | GPS | Nein Variante A-GPS, GLONASS |
Weitere Standards: | USB-C 3.1 | Micro-USB 2.0, NFC | Lightning, 3,5-mm-Klinke |
SIM-Karte: | – | – Variante Nano-SIM |
|
Akku: | 9.000 mAh (34,20 Wh) fest verbaut |
6.700 mAh fest verbaut |
7.340 mAh (27,62 Wh) fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 242,0 × 179,0 × 7,00 mm | 153,6 × 228,3 × 7,95 mm | 169,5 × 240,0 × 6,10 mm |
Schutzart: | – | ||
Gewicht: | 517 g | 425 / 436 g | 437 / 444 g |
Preis: | 499 € / 599 € | 399 € / 489 € / 569 € | 489 € / 429 € / 589 € / 689 € / 609 € / 549 € / 709 € / 809 € |
Schönes Design, tolle Verarbeitung
In puncto Verarbeitung muss sich Google nicht vor Apple verstecken, das Pixel C ist piekfein verarbeitet und fühlt sich sehr gut an. Das matt gebürstete Aluminium der Rückseite flacht zum Rand ganz leicht ab, bevor es in den Rahmen übergeht, der zum Display hin mit einer schmalen, hochglanzpolierten Fase abschließt. Das Design erinnert stark an das Chromebook Pixel, beide Geräte sind definitiv miteinander verwandt.
Die LED-Leiste ist primär cool und sekundär eine Akkuanzeige
Das macht auch die LED-Leiste auf der Rückseite deutlich, die im Betrieb in den Google-Farben Blau, Rot, Gelb und Grün aufleuchtet. Einen wirklichen Sinn ergibt das nicht, es sieht aber cool aus, obwohl man selbst davon nichts mitbekommt – vergleichbar mit dem leuchtenden Apfel auf MacBooks. Eine einzige Funktion hat die Leiste aber: Befindet sich das Pixel C im Standby-Modus, kann durch doppeltes Klopfen auf die Rückseite der Akkustand abgefragt werden. Die Leiste zeigt vier Abschnitte zu je 25 Prozent an.
An jeder Seite des Pixel C ist ein Lautsprecher verbaut. Diese sorgen im Zusammenspiel für eine gute Stereo-Klangkulisse, ganz so gut wie die Lautsprecher des iPad Pro sind sie aber nicht. Rechts oben befindet sich der Anschluss für Kopfhörer, unten links der für das praktische USB Typ C. Ein- und ausgeschaltet wird das Pixel C über eine Taste an der Oberseite, wo auch die vier Mikrofone sitzen, die den Sprachbefehl „OK Google“ auch dann zuverlässig erkennen, wenn das Pixel C etwas weiter weg steht.
Einen Trick hat das Pixel auch für Käufer parat, die sich nicht für die optionale Tastatur entschieden haben: Weil die Magnete im Gehäuse und nicht in der Tastatur verbaut sind, kann das Tablet problemlos an Kühlschränke mit gerader Tür gehängt werden.
Außerordentlich gutes Display
Das im Pixel C verbaute Display mit LTPS-Panel ist eines der besten, das der Tablet-Markt derzeit zu bieten hat. Es ist 10,2 Zoll groß und hat ein ungewöhnliches Seitenverhältnis von 1,41:1 oder genauer gesagt der Wurzel aus zwei. Das ist genau das Seitenverhältnis, das auch ein DIN-A4-Blatt hat. Das Display punktet mit einer sehr ausgewogenen Farbdarstellung und einem sehr guten Weißpunkt von 6.400 Kelvin. Selbst sehr spitze Blickwinkel verfälschen die Darstellung nicht.
Mit 2.560 × 1.800 Bildpunkten nutzt Google eine sehr hohe Auflösung für das Panel, die weit über der des Nexus 9, Nexus 10 oder iPad Air 2 liegt – der Name ist also Programm. Nur dem viel größeren iPad Pro mit 12,9-Zoll-Display muss sich das Pixel C geschlagen geben. Bei der Pixeldichte hat Google die Nase mit 307 ppi aber wieder klar vorne. Die Darstellung ist äußerst scharf und lässt keine Wünsche offen.
Die maximale Helligkeit gibt Google mit 500 cd/m² an, gemessen wurden im Schnitt 491 cd/m². Das ist ein sehr guter Wert, zumal die Helligkeit nur minimal über die Fläche des Panels gemessen schwankt. Mit über 1.600:1 kann der Kontrast nur von OLED-Bildschirmen geschlagen werden. Einzig die minimale Helligkeit fällt etwas zu hoch aus. Mit 17 cd/m² leuchtet das Pixel bei Nacht eine Spur zu hell für angenehmes Lesen.
Sehr schneller Tegra X1
Damit all die Pixel auch flüssig dargestellt werden können, bedarf es eines schnellen Prozessors. Und den hat Google mit dem Tegra X1 von Nvidia auch verbaut. Der Tegra X1 ist kein direkter Nachfolger des im Nexus 9 verbauten Tegra K1 (T132), er ist mehr ein Nachfolger des Tegra K1 mit der internen Kennung T124, da keine selbst entwickelten Denver-Cores, sondern zwei Cluster zu je vier Cortex-A53 und Cortex-A57 mit bis zu 1,91 GHz zum Einsatz kommen. Der CPU zur Seite stellt Nvidia eine auf Maxwell basierende GPU, die im Segment der 10-Zoll-Tablets zum schnellsten zählt, das der Markt zu bieten hat. Klar geschlagen geben muss sich die GPU nur der PowerVR Series 7XT aus dem iPad Pro. Im 3DMark, der aufgrund seiner Physikberechnungen stärker die CPU mit in das Endergebnis einbezieht, landet das Pixel C aufgrund des Octa-Core-Aufbaus sogar vor dem iPad Pro und nur hinter dem Surface Pro 3 und 4.
Die Single-Core-Leistung des Pixel C ist gut, aber nicht überragend, für ein Top-Ergebnis ist ein einzelner Cortex-A57 nicht schnell genug. In den entsprechenden Geekbench-Messungen schneidet die Denver-CPU aus dem Tegra K1 (T132) besser ab, auch Apple und Microsoft ziehen mit ihren Tablets am Pixel C vorbei. In den Multi-Core-Tests kann das Pixel C dann aber wieder zumindest am Tegra K1 vorbeiziehen, allerdings nicht am A8X und A9X von Apple sowie den zwei Intel Core i5 aus dem Surface Pro 3 und 4. In den Web-Benchmarks schneidet das Pixel C gut ab, das Pixel C und auch die älteren Nexus-Geräte könnten aber noch besser abschneiden, wenn Google eine gerätespezifische Optimierung des Chrome-Browsers durchführen würde.
Android 6.0.1 ohne Tablet-Funktionen
Mit Android 6.0.1 Marshmallow ist auf dem Pixel C die derzeit aktuellste Version von Googles Betriebssystem installiert. Android auf dem Tablet entspricht bis auf eine leichte Anpassung exakt dem Android, das auf Smartphones installiert ist. Für Version 6.0.1 und ausschließlich für das Pixel C hat Google die Schaltflächen der Navigationsleiste neu positioniert. Links außen sitzen die Tasten für Zurück und Home, rechts außen die Schaltfläche für die Übersicht der zuletzt geöffneten Anwendungen.
Was sich Google dabei gedacht hat, wird im Alltag schnell klar. Egal, ob das Pixel vertikal oder horizontal gehalten wird, für die Zweihandbedienung muss nicht länger unkomfortabel bis zur Mitte des Displays gegriffen werden, um mit Home eine der am häufigsten genutzten Tasten zu erreichen. Auch in Kombination mit der optionalen Tastatur ergibt die Umpositionierung Sinn. Wer mit zehn Fingern tippt, erreicht die Außenbereiche des Displays schneller.
Von dieser Anpassung aber abgesehen, hat Google nichts weiter an Android für das Pixel C optimiert oder verbessert. Auf der einen Seite gefällt die Installation eines wie bei den Nexus-Geräten unveränderten Android, das auf dem Pixel in puncto Leistung einen sehr guten und ruckelfreien Eindruck hinterlässt, gerade mit Blick auf die Tastatur und den Einsatz als Arbeitsgerät hätte man sich aber etwas mehr gewünscht.
Android braucht einen Split-Screen-Modus
Android fehlt klar ein Split-Screen-Modus, um in zwei Anwendungen gleichzeitig arbeiten zu können. Das Pixel C wäre das perfekte Gerät für Google gewesen, um solch eine Funktion einzuführen. Stattdessen wird sie wohl erst mit Android 6.1 oder Android N kommen. Auch das Angebot an speziell für Tablets optimierten Apps ist nicht so gut wie bei Apple, manche Apps sind einfach nur größer dargestellte Smartphone-Apps. Gut umgesetzte Apps, wie zum Beispiel YouTube, erkennen das große, hochauflösende Display korrekt und bieten zum Beispiel die Videowiedergabe in 1.440p statt 1.080p an.